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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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bestrebt, hinauszugelangen, in ihrer Nähe zu sein. Bramble wusste, dass sie nur eine einzige Chance bekommen würde.
    In diesem Augenblick verließen die Götter sie, strömten aus ihr heraus und zum Himmel hinauf. Sie hatte alles getan, was sie von ihr verlangt hatten, und nun hatten sie keine Verwendung mehr für sie. Sie war auf sich allein gestellt, was sie erleichterte und zugleich verzweifeln ließ. Doch die Angst, die in ihr aufkam, ließ sie handeln; sie gönnte Thegan den Triumph ihrer Angst nicht.
    Sie pfiff hart und laut den Code für »Komm zu mir gelaufen!« und schwang sich auf Cams Rücken, während die Pferde zusammenkamen, eine Herde bildeten und hinauspreschten. Sie drängte Cam aus dem Stand heraus zum Galopp und fegte mitten in der Herde aus dem Holztor hinaus, dabei immer wieder den Befehl »Galopp!« pfeifend.
    Auch wenn sie es versuchten, die Männer am Tor hatten keine Chance, das Tor zu schließen. Einen Augenblick
glaubte sie, einer von ihnen sei Beck, jener Mann des Kriegsherrn aus ihrer Domäne, der sie auf den Abgrund zugejagt hatte. Dann wurde einer der anderen Männer von den äu ßeren Pferden beiseitegeschoben, und sie verlor ihn aus den Augen. Ob der Mann niedergetrampelt worden war, konnte sie nicht sehen, richtete jedoch ein leises Gebet für ihn an die Götter.
    In einer donnernden Lawine aus Pferdekörpern gelangte sie schließlich hinaus und ritt die steilen Straßen von Sendat hinab. Während sie Thegans Festung hinter sich ließ, zog sich über ihr die Dunkelheit zusammen.

Fainas Geschichte
    Am Vormittag kam Papa hinter dem Melkstall hervor. Ich war abgelenkt, weil der Käse sich gerade setzte und im Auge behalten werden musste. Lässt man ihn zu lange in dem heißen Wasser, wird er nämlich zäh. Ich hob den Kessel vom Feuer und fing an, die geronnene Milch in den Korb zu löffeln. Er stand einfach nur da und spielte mit den Händen in seinen Taschen herum.
    »Das war ein schlechtes Jahr, Faina«, begann er.
    Ich machte eine beschwörende Geste der Abwehr, bei der ich mir versehentlich heißen Käse auf die Hand spritzte. Meinen Fluch schluckte ich aber hinunter. Mama sagt, die Götter fügen für jeden Fluch einen Tag in der Dunkelheit hinzu, bevor man wiedergeboren wird.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Papa.
    »Ja, mir geht es gut.« Ich berührte kurz mein Amulett und sprach ein Gebet gegen die schlechte Laune.
    Dann fuhr ich damit fort, den Käse auszulöffeln. Dabei stellte ich mir die Frage, was er eigentlich wollte. Mein Papa ist ein guter Mann, aber er meint, die Arbeit einer Frau und die eines Mannes ließen sich nicht miteinander vermischen, und er hält sich normalerweise vom Käsemachen fern, weil er weiß, dass es Unglück bringt, die geronnene Milch umzurühren, und dass ein Mann alles vermasseln könnte.

    »Was ist los, Papa?«, fragte ich schließlich.
    »Es war ein schlechtes Jahr.«
    Tja, das war nichts Neues. Wegen der Regenfälle im späten Frühjahr, dem früh einsetzenden Frost und einem beißenden Wind in der Woche, bevor das Heu reif war, war es für die ganze Gegend ein schlechtes Jahr gewesen. Mama meinte, es sei ein Zeichen der Götter, aber wofür, wusste sie nicht. Dass wir nicht genug beteten, wahrscheinlich.
    »Wir können die Steuern nicht bezahlen«, sagte Papa. Ich legte den Käselöffel hin, wandte mich ihm zu und trocknete mir die Hände an meiner Schürze ab. Das war ernsthaft etwas Neues. Der alte Kriegsherr Wyman starb gerade an der Schwindsucht, und da niemand die Zügel fest in der Hand hielt, gerieten seine Männer außer Kontrolle. Sie konnten an Steuern eintreiben, was sie wollten, und das taten sie auch, und zusätzlich noch etwas für sich selbst. Arm waren wir zwar nicht, aber viel übrig hatten wir nun auch nicht gerade. Wenn sie uns den Karren wegnahmen oder die Ochsen oder den Eber, konnte das den Unterschied zwischen einem schlechten Jahr und einem todbringenden Jahr ausmachen.
    »Ich dachte … ich habe überlegt, dass … Es wäre ja nur für ein Jahr. Wir sind ja nur ein bisschen knapp dran.«
    »Was meinst du denn, Papa?«
    »Lady Sorn heiratet.«
    Nun, auch das wussten wir alle. Sie war an einen zwanzig Jahre älteren Mann verheiratet worden, aus der Cliff Domain, wo die Männer so kalt wie ihre Berge waren. Das war eine Schande, fanden wir alle, selbst diejenigen, die wie ich in kleinen Dörfern lebten und die junge Dame noch nie zu Gesicht bekommen hatten.
    »Sie brauchen Zofen in der Festung. Ich habe mit unserem

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