Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
Vom Netzwerk:
Festung zu gehen, um die Vorbereitungen und die Ausbildung der Männer zu beobachten.
    Dann kam der Abend, an dem man die wiedergeborene Jagdbeute ergriff und zur Festung brachte.
    Ich folgte meiner Lady in die Nacht hinaus, war neugierig, mitzuerleben, wie sich die wiedergeborene Jagdbeute meinem Lord Thegan anschloss. War dies wirklich ein Zeichen dafür, dass er dem Willen der Götter folgte? Wollten sie, dass sich die Domänen zu einem Land vereinten, »einer großen Nation«, wie mein Lord sagte, »berühmt und stark und frei«?
    Als ich die wiedergeborene Jagdbeute sah, traf mich die Erkenntnis, dass sie Wandrerin war, wie ein Schock. Allerdings ist mir aufgefallen, dass die Götter sich häufig Wanderer aussuchen, um ihre Botschaften zu überbringen. Es
kann kein Zufall sein, dass so viele Steinedeuter unterwegs sind. Von diesen können aber nur wenige die Götter hören. Ich habe gelernt, sie in der Menge zu erkennen. Ich kann die Götter zwar nicht direkt spüren, trotzdem habe ich mich noch nie getäuscht. Der wiedergeborenen Jagdbeute sind sie ganz nahe, daran besteht kein Zweifel. Trotz der Dunkelheit, der Menschenmenge und der ganzen Schwerter und Rufe konnte ich spüren, dass sie bei ihr waren.
    Sie kam erst herein - vielleicht würde ich sie ja persönlich bedienen , dachte ich schon aufgeregt -, sprang dann aber auf ihr Pferd und pfiff, woraufhin ihr die ganze Herde Pferde folgte. Ich merkte, dass meine Lady vor Überraschung erstarrte, sich aber sofort wieder entspannte. Mein Lord Thegan fluchte und stürmte zurück zum Hof.
    »Erschieße sie«, befahl er einem Bogenschützen, der in der Nähe stand und von dem Schauspiel gebannt war.
    Zuerst konnte der Bogenschütze es gar nicht fassen. Dann schaute er meinem Lord ins Gesicht, kerbte seinen Bogen und schwang ihn hoch, um anzulegen. Er zog die Bogensehne zurück. Mir schnürte es die Kehle zu. Gotteslästerung! Schiere Gotteslästerung, die von den Göttern Erwählte zu töten! Ich konnte es nicht glauben.
    »Leof!«, sagte meine Lady eindringlich.
    Mein Lord Leof, einer der Offiziere des Lords, sprang vor und schlug dem Schützen seinen Bogen aus der Hand.
    Thegan fuhr zu ihm herum. »Ich habe einen Befehl erteilt!«
    »Mein Lord, bedenkt doch!«, sagte Leof. »Die wiedergeborene Jagdbeute erschießen! Das Glück würde Euch verlassen. Ich habe gehandelt, um Euch zu retten, mein Herr.«
    Meine Lady trat vor. »Nicht vor aller Augen, Thegan.«
    Thegan hielt inne. Allmählich gewann er wieder die Kontrolle über sich. »Leof. Du wirst sie finden und zurückbringen.
Du wirst Männer losschicken und die Pferde wieder einfangen. Alle. Geh, folge ihr sofort.«
    »Ja, mein Lord.«
    Mein Lord Leof verbeugte sich und verabschiedete sich. Meine Lady und ich gingen hinein. Ich hörte, wie die Pferde den Hügel hinabstürmten, und sprach ein Gebet für die Sicherheit der wiedergeborenen Jagdbeute auf diesem matschigen Weg. Einen Augenblick verweilte ich direkt vor der Tür, um das Amulett an meiner Brust zu berühren und das Gebet zu sprechen.
    Da hörte ich, wie Thegan den Bogenschützen zu sich rief.
    »Horst.«
    »Mein Lord.«
    »Du bist mein Mann, das weiß ich.«
    »So wahr ich lebe, mein Lord.«
    »Folge Lord Leof. Wenn er das Mädchen findet, töte es. Wenn er es nicht findet, ist es wahrscheinlich Richtung Norden entkommen. Gestern habe ich Kuriere nach Norden zu Lord Arvid in der Last Domain geschickt. Ich werde Lord Leof anweisen, dich ihnen hinterherzuschicken, falls er das Mädchen nicht findet. Wenn du schnell reitest, kannst du sie noch einholen. Sage Lord Arvid, dass ich es als Zeichen von Freundschaft auffassen würde, wenn er mir das Mädchen zurückschickt.«
    Ich blieb noch einen Augenblick stehen, rannte dann aber hinein, als sei die Todesfee persönlich hinter mir her. Wenn er mich erwischt hätte, nachdem ich gehört hatte, was ich gehört hatte, wäre ich tot gewesen, das war mir klar. Wenn ich darüber nachdenke, war es gar nicht der Befehl zu töten, der mich am meisten schockierte. Es war vielmehr die Art, wie er über sie redete. »Das Mädchen« nannte er sie, als sei sie gar nichts. Kein Mann, der an die Götter glaubt, würde
so über die wiedergeborene Jagdbeute sprechen. Ich begriff, dass er ganz ohne Glauben war, und das sind die schlimmsten aller Männer, weil es für sie keine Erlösung geben kann. Selbst die Bösen können wiedergeboren werden, wenn sie rechtzeitig den Göttern gegenüber Reue zeigen. Aber um die Götter um

Weitere Kostenlose Bücher