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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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dass sie mit den Schultern zuckte, ihre übliche Reaktion auf diesen alten Vorwurf. Dann aber hörte sie auf damit. Es war wahrscheinlich das letzte Mal, dass sie ihn zu hören bekam. »Macht euch um mich keine Sorgen«, sagte sie und ließ ihren Blick von ihrer Mama zu ihrem Papa schweifen.
    Natürlich taten sie dies dennoch. Während des Frühstücks redeten sie pausenlos darüber. Bramble wünschte, ihre Großmutter lebte noch. Sie hätte sie dazu gezwungen, sich einzugestehen, dass sie weggehen wollten. Die
alte Dame hatte keine Geduld für ständiges Hin- und Hergerede gehabt. Bramble seufzte. Ihr war klar, dass nur der Gedanke, sie könne in Carlion unglücklich sein, die beiden noch zurückhielt. Sie würden für den Umzug packen, sobald sie, Bramble, weg war. Sie versuchte erst gar nicht, ihnen zu erklären, dass sie womöglich nicht bei ihnen bleiben würde. Das würde nur noch mehr Fragen aufwerfen, Fragen, auf die sie keine Antwort hatte.
    Nach dem Frühstück ging sie auf ihr Zimmer und rollte ihren Beutel Silbermünzen, das Wolfsfell und einige Kleider in eine Decke zusammen. Womöglich bedeutete das »bald« der Götter »sehr bald«, und sie musste dafür sorgen, dann gerüstet zu sein. Sie verabschiedete sich von ihren Eltern mit einem Kuss, bevor sie in den Wald ging. Sie waren überrascht, denn Küsse gab es sonst nur vor dem Zubettgehen.
    Sie grinste sie beruhigend an. »Mir war einfach danach.«
    Sie waren so überrascht, dass ihnen gar nicht einfiel, danach zu fragen, wohin sie mit ihrer Decke ging. Am hinteren Ende ihres Gartens überquerte sie den Wasserlauf und ging zum Wald. Der Rotschimmel erwartete sie oder wartete zumindest mit erhobenem Kopf und gespitzten Ohren am Ende seiner Umzäunung. Sie versteckte das zusammengerollte Bettzeug und das Silbergeld in der Höhle und begrüßte ihn dann sanft, indem sie ihn mit der Hand am Hals tätschelte. Dabei kam sie sich neben seiner warmen Stärke äußerst zerbrechlich vor.
    »Bei den Göttern«, sagte sie mit Blick auf seinen breiten Rücken und seine kräftigen Hinterbacken. »Hoffen wir mal, dass du ein gutmütiger Geselle bist, denn du wirst mit mir Geduld haben müssen.«
    Nachdenklich betrachtete sie den Sattel. Er sah nicht nur schwierig zu handhaben aus, sondern war auch mit den
Markierungen des Kriegsherrn gekennzeichnet. Falls man sie auf dem Rotschimmel fand, konnte sie zwar behaupten, sie habe ihn im Wald herumirrend gefunden. Aber wenn er den Sattel des Kriegsherren trug, wäre sie als Diebin gebrandmarkt. Oder Schlimmeres. Pferdediebstahl war ein Verbrechen, auf dem die Garotte stand. Daher legte sie ihn mit dem Gefühl der Erleichterung beiseite. Zudem gefiel ihr die Vorstellung von Zaum- und Sattelzeug sowie Geschirr auf dem Rotschimmel nicht. Es fühlte sich nicht richtig an, ein anderes Wesen auf diese Art festzubinden, als stecke man es in ein Gefängnis.
    Die Decke unter dem Sattel war nicht gekennzeichnet, sodass sie ihm diese auf den Rücken legte und sich dann Gebiss und Zaumzeug anschaute. Es sah hässlich aus, ganz aus Stahl und hatte scharfe Kanten. Das Maul des Rotschimmels war an den Rändern schwielig, Narben alter Verletzungen. Sie erinnerte sich an den Pfeil in der Flanke des Wolfs und warf das Zaumzeug weg. Als es klimpernd auf dem Boden aufschlug, schreckte das Pferd ein wenig zurück.
    »Na, na, sch«, sagte sie in dem gleichen Tonfall, in dem sie sonst mit den kranken Lämmern und Zicklein sprach, die sie aufpäppelte. »Ist doch gut, alles ist gut …«
    Sie ließ ihre Hände über sein Fell gleiten und bemerkte dabei Narben darunter. Als sie feststellte, dass diese von Peitsche und Sporen herrührten, wuchs ihr Hass auf den Mann des Kriegsherrn.
    »Von mir hast du nichts zu befürchten, mein Schatz«, summte sie leise. Sie löste den Knoten der provisorischen Umzäunung und hob die Leine auf. Sie hängte ihm diese lose um den Hals und benutzte sie dazu, um ihn nah an einen großen Fels zu ziehen.
    »Ich weiß ja, dass du mich loswerden könntest, wenn du
nur ein bisschen mit dem Hintern wackelst«, sagte sie und kletterte dabei auf den Felsen, »aber wie wäre es, wenn du das nicht tust? Lass uns doch mal sehen, was wir beide zusammen tun können, du und ich.«
    Vorsichtig stieg sie auf und richtete es sich auf der Decke ein, wobei sie den Rock hochzog, den sie über ihren Kniehosen trug, um bequem sitzen zu können. Dann beugte sie sich vor und löste die Leine, stopfte sie sich in eine Tasche und holte tief

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