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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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worden. Die Schrift darin war regelmäßig und fein; die Schrift eines Schreibers bei Gericht - oder die einer Dame.
    An den Anführer der Seebewohner, Grüße von Sorn,
Lady der Central Domain.
Gegen meinen Willen wird Thegan, Kriegsherr der
Central Domain, sich am Abend des ersten Vollmonds
im Frühling gegen Euch wenden.
Seid gerüstet und hütet Euch. Er kommt mit Feuer.
Sorn.
    Bramble atmete tief aus. Oh, Mist und Pisse. So viel dazu, sich herauszuhalten. So viel dazu, den Kopf unten zu halten und zu verschwinden. Vielen Dank auch, Sorn.
    Sie wusste, dass sie die Nachricht würde überbringen müssen. Der See. Überqueren musste sie ihn ohnehin, und
zumindest wäre sie dann außerhalb von Thegans Domäne. Nun, wenn sie Glück hatte, würde sich dieser Wald bis dorthin erstrecken. Vielleicht konnte sie die Straße gänzlich meiden. Dann schaute sie sich um. Die Kiefern wuchsen so dicht, dass kaum Sonne zum Waldboden durchdrang. Es gab überhaupt keine lebenden Äste in Griffhöhe, die unteren Äste waren allesamt abgestorben, da die oberen das Sonnenlicht fernhielten. In diesem dunklen Schatten war es unmöglich, die Richtung zu bestimmen. Um den Norden zu bestimmen, würde sie immer wieder auf Bäume steigen müssen. Und was dieses alte Märchen betraf, dass auf der zum Norden gewandten Seite von Bäumen Moos wuchs - pah! Moos wuchs auf allen Seiten der Bäume. Wer weiß, wie sehr sie sich bereits verirrt hatte?
    Na ja, lieber verirrt als tot oder Thegans Gefangene. Sie war fast vergnügt. Sie rollte sich auf einer weichen Stelle aus Kiefernnadeln in ihrem Bettzeug zusammen und schlief ein.
    Nach dem Aufwachen pinkelte sie hinter einen Felsen und lachte über sich selbst, weil sie sich dabei vor den Pferden versteckte. Dann kletterte sie auf den nächstgelegenen Baum. Es war nicht schwierig, auf den Baum zu kommen, sondern eher eine Frage von Geduld und Schwielen, da die Äste zahlreich, aber zuweilen morsch waren und die raue Rinde ihre Hände wundrieb. Immerhin konnte sie oben sehen, wie die Sonne gen Westen zog, und sie erkannte, dass ihr kleiner Bach in Richtung Nordwesten verlief, in die Richtung, die sie einschlagen musste, um zum See zu gelangen.
    Hoffentlich würde er sie die ganze Strecke begleiten. Solange es noch hell war, kamen sie gut voran, dem Wasserlauf einem sanften Gefälle entlang folgend. Dann floss er in einen größeren Strom, der seinerseits nach wie vor Richtung
Nordnordwest verlief. Zwischen die Bäume fiel gerade so viel Licht, dass es die Ufer erreichte und dem Unterholz Leben spendete; dieses wurde beherrscht von den dornigen Brombeerbüschen, den langen Zweigen von Himbeeren sowie Wurzeln und Resten anderer Pflanzen. Im Hochsommer, so dachte Bramble, hätte sie hier einen schönen Korb voll pflücken können; junger Löwenzahn, Rauke, Fenchel, Kresse, flache Petersilie, vielleicht sogar ein paar zarte junge Erdbeeren. Als es dunkler wurde, stieg sie ab und führte die Pferde weiter, um sich warm zu halten.
    Der Wasserlauf wurde breiter, gespeist von einem weiteren Bach gleicher Größe, und das Unterholz wurde buschiger, da Immergrüngewächse an den Ufern wuchsen. Stechpalmendickicht wurde durchflochten von den langen, horizontalen Ästen des Feuerdorns, dessen Früchte, die knallroten Beeren, gerade zu reifen begannen. Wenn man zu nahe an ihnen vorbeiritt, konnten sie einem die Augen ausstechen. Bramble war gezwungen, knapp zehn Meter dahinter parallel zum Fluss zu gehen.
    Sich vom Fluss zu entfernen bedeutete aber auch, sich von dem schwachen Mondlicht zu entfernen. Bramble wartete, bis sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt hatten. Plötzlich hob Trine den Kopf, auf etwas reagierend, das Bramble nicht hören konnte, und weitete ihre Nüstern, um zu wiehern. Bramble langte nach ihr und konnte ihr gerade noch sanft die Nüstern zuhalten. Verärgert schnaubte Trine leise und versuchte, sie zu beißen. Mud und Cam hatten die Führung an Trine abgetreten und warteten darauf, wie diese Fremde aufnehmen würde. Da sie stumm blieb, taten sie es ihr gleich, die Ohren nach vorn gespitzt. Bramble lauschte mit ihnen.
    Sie vernahm kaum hörbare Laute. Geflüster? Sie band die Pferde an einen Baum und ging weiter. Falls Trine zu viel
Lärm machte und jemand kam, um nachzuschauen, dann wäre wenigstens sie selbst nicht da. Es war ein Risiko, aber sie musste wissen, woher dieses Geräusch stammte.
    Sich nachts leise durch einen Wald zu bewegen ist keine Fertigkeit, die man schnell erlernt.

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