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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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hinausgeschlüpft und hatte sich im Sternenlicht seinen Weg zum Platz der Götter gebahnt. Diesen hatte er immer schon gefunden, ganz gleich, wo er gewesen war. Er hatte ihn immer schon angezogen, doch war er als zu jung befunden worden, um direkt mit den Göttern zu sprechen. Das war Erwachsenen vorbehalten. Nun würden sie zu ihm sprechen müssen.
    Der Fels auf der Lichtung hatte das Licht scheinbar aufgesaugt. Saker hatte seine Hand auf die kalte Oberfläche gelegt. Er hatte die Worte gekannt.
    »Götter des Feldes und des Stroms, höret Euren Sohn. Götter des Himmels und des Windes, höret Euren Sohn. Götter der Erde und des Felsens, höret Euren Sohn. Götter des Feuers und des Sturms, höret Euren Sohn.«
    Vor seinem geistigen Augen waren sie erwacht, wie blasse Schatten mit dunklen Augen, und hatten seinen Namen geflüstert. Nach wie vor wütend, hatte er sie ignoriert.
    »Warum habt Ihr das zugelassen ? Wie konntet Ihr nur?«
    Die Antwort war flüsternd an seinen Geist, nicht an seine Ohren gedrungen.
    Das menschliche Böse steht außerhalb unseres Machtbereichs. Nimm es an. Lebe.
    » Nein!«, hatte er geschrien. »Das werde ich nicht! Das werde ich nicht!«
    Erleichtert war er in blanke Wut ausgebrochen, hatte einen solchen Wutanfall bekommen wie schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr, als sein Vater ihn dafür geschlagen hatte. Er hatte sich auf den Felsen geworfen und mit Händen und Füßen auf ihn eingeschlagen. Die Ungerechtigkeit der Welt war über ihn hereingebrochen, und er hatte so gebrüllt und geweint und geschluchzt, dass er gar nicht mehr aufhören konnte.
    Die Götter ließen ihn weinen, besänftigten ihn mit Flüstern.
    Kleines Kind, kleines Kind, es gibt nichts, was du tun könntest.
    Nachdem er sich in seinem Zorn erschöpft hatte, lag er verloren im Gras.
    Schlafe, kleines Kind, flüsterten die Götter. Wir werden dich heute Nacht beschützen.
    Er hatte keinen Grund gehabt, ihnen zu vertrauen, aber sie waren alles, was ihm geblieben war.
    »Ich werde nicht immer klein bleiben«, hatte er gesagt und war eingeschlafen.

    Unter dem Wacholderbaum schüttelte Saker die Erinnerungen von sich ab. Es war eine lange Wartezeit gewesen, aber nun kamen die Geister endlich die Straße entlang und gingen auf die Furt zu. Er hob sein Bündel auf. Noch bevor er sich in Bewegung setzen konnte, sah er, wie sich auf der anderen Seite der Furt zwei Fremde näherten.

    Selbst auf diese Entfernung konnte er erkennen, dass sie dunkelhaarig waren und sich mit der Leichtigkeit langer Erfahrung bewegten. Wanderer.
    Er zögerte.
    Ob die Geister ihnen etwas zuleide tun würden? Bestimmt nicht. Sie waren ja auch vom alten Blut. Das würden die Geister erkennen und sie willkommen heißen. Er durfte nicht bei den Geistern gesehen werden. Er musste im Verborgenen bleiben.
    Es hatte den Anschein, als sprächen die Geister mit den Wanderern, aber er wusste, dass dies unmöglich war. Dann wandte sich der führende Geist, der kräftig wirkende Mann, der Sonne zu, die hinter den Bergen unterging.
    Die Geister verblassten.
    Erstaunt und bestürzt blieb Saker stehen. Bei seinem Vater war dies nicht der Fall gewesen. Allerdings … er dachte zurück. Kurz vor dem Sonnenuntergang hatte er den Geist seines Vaters nie erweckt. Der Zauber war immer lange vorher zu Ende gewesen. Welchen Unterschied machte die Sonne?
    Er würde ein anderes Dorf aufsuchen müssen und dort auf Nachricht warten, was bei Spritford geschehen war. Herausfinden, wie viele gestorben waren, wie umfassend die Rache ausgefallen war. Und dann an dem Zauber arbeiten. Die Nacht war eine gute Zeit zum Töten, dachte er, wandte sich von der Furt ab und schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch zurück. Er konnte es sich nicht leisten, die Nacht zu verlieren … Und was, wenn er nachts mit dem Zauber begann?
    Und beim nächsten Mal, dachte er, sich an den Schrei seiner Schwester erinnernd, als das Schwert auf sie herabfuhr, werde ich die Stätte eines noch größeren Blutbads auswählen.

Bramble
    Bramble in ihre Mitte nehmend, stoben die Pferde davon. Sie hielt den Kopf so tief, wie sie konnte, und drängte sie voran. Mit klappernden Hufen bewegten sie sich über die kopfsteingepflasterten Straßen von Sendat und erreichten in kurzer Zeit die Landstraße.
    Bramble verspürte das gleiche Hochgefühl wie während ihrer Rennen; Tempo, Pferde, Gefahr … Sie lachte laut los. Die Dunkelheit gestaltete es noch aufregender, für die Pferde allerdings auch

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