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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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»Du bist unterwegs zur Quelle der Geheimnisse?«
    Bramble nickte.
    Ein Teil von ihr war überrascht davon, dass die Hörende es wusste. Doch allmählich begriff sie, dass dieser Teil ein Erbe von Actons Volk war. Ihr Wandererblut hingegen begriff, dass diese Frau in Verbindung mit den Göttern stand. Bramble musste sich ein Lächeln verkneifen, so stark erinnerten sie diese Gedankengänge an die alten Balladen, die ihr Großvater so gerne gesungen hatte.
    Wie als Reaktion auf Brambles Grübelei lächelte die Hörende. »Wir befinden uns nun alle in einer Geschichte, aber wie sie ausgeht, weiß niemand. Nicht einmal der See.« Die
Männer wirkten besorgt. »Du musst zur Quelle der Geheimnisse gehen, und du musst morgen gehen.«
    Bramble nickte, wenn auch ein wenig erschöpft. Sie hatte sich auf zumindest ein paar Tage der Ruhe gefreut und auf die Möglichkeit, diese merkwürdige Schilfwelt zu erkunden. »Morgen also«, sagte sie.
    »Schlaf gut. Der See wiegt dich in ihrem Schoß«, sagte die Hörende.
    Der Steuerer nickte ihr zu, und Bramble, Eel und Salamander drehten sich um und kehrten zum anderen Ende des Raumes zurück. Dort wurde Essen aufgetragen und eine Sorte Wein, die Bramble noch nie zuvor getrunken hatte. Der Raum war hell beleuchtet, und hier saßen weitere Männer.
    »Nur Männer?«, fragte sie Salamander, als sie sich auf einem Teppich niedergelassen hatten, um mit dem Essen zu beginnen.
    »Würdest du lieber mit den Frauen essen?«, fragte er besorgt. »Ihr Essen ist nicht so gut. Aber wenn du möchtest, bringe ich dich zu ihrem Haus hinüber.«
    Sie schüttelte den Kopf, mit einem Mal müde. »Nein. Ich möchte bloß etwas essen und dann schlafen gehen.«
    »Wir haben ein Haus, in dem du allein schlafen kannst.« Er war stolz auf sich. »Ich habe ihnen erzählt, dass die Stadtbewohner gern allein schlafen.«
    Die Vorstellung, sich sicher und geborgen allein ausstrecken zu können, erschien Bramble wie ein Segen. »Danke«, sagte sie aufrichtig. »Vielen Dank.«
    Die Müdigkeit übermannte sie, während sie mit Eel und Salamander auf dem Teppich saß und von einer gemeinsamen Platte geschmortes Zicklein und Fladenbrot aß. Es war lecker, warm und wohlriechend, aber doch merkwürdig, da die ihr unbekannten Gewürze den vertrauten Geschmack
von Ziege in etwas Fremdartiges verwandelten. Zusammen mit dem goldenen Lichtschein und den Stimmen der Männer überall um sie herum, fremden Männern noch dazu, ließ es ihr unbehaglich zu Mute werden.
    Noch nie zuvor war sie in einem Raum nur mit Männern gewesen, außer beim Reinigen von Sattel- und Zaumzeug mit ein paar Pferdepflegern, die Gorham Stuten brachten. Aber das war etwas anderes gewesen, auf eigenem Terrain. Und es waren immer nur ein paar Pferdepfleger auf einmal gewesen. Im Verlauf des Essens füllte sich das Haus mit immer mehr Männern, die seltsam aussahen und sogar rochen und die alle das dunkle Haar und die dunklen Augen hatten, die andernorts so selten waren. Obwohl Bramble wusste, dass sie sich in vollkommener Sicherheit befand, war sie doch angespannt, nicht imstande, in den Gesichtern der Männer zu lesen, die sich unterhielten und lachten und riefen, während der Wein herumgereicht wurde, deren Blicke sie hingegen offen musterten, mit tiefem und ernsthaftem Interesse.
    Letztendlich wünschte sie sich, sie wäre doch zum Haus der Frauen gegangen. Als Salamander sie an der Schulter berührte, sprang sie auf und schämte sich sofort dafür.
    Er lächelte sie an. »Nun komm«, sagte er in tröstendem Ton, wie zu einem Kind. Sie errötete. »Ich bringe dich zu deinem Haus.«
    Dies bedeutete eine weitere Fahrt in einem kleineren Boot, während Salamander am Bug stand, um es voranzustaken. Am Himmel waren Wolken, doch der Mond war aufgegangen, ein Halbmond, und der Wind jagte die Wolken über sein Angesicht, sodass die Wasseroberfläche immer wieder silbern flimmerte wie fliegende Fische. Der See war voller Leben, sogar in den Fahrrinnen zwischen den Inseln, ein Ort, der vor Leben brodelte.

    Sie hörte das Vieh und die Ziegen, roch die qualmenden Feuer, die entzündet worden waren, um die Moskitos von den Herden fernzuhalten, hörte das Surren der Moskitos selbst, hörte, als sie an kleineren Häusern vorbeikamen, die Stimmen von Frauen, mit denen diese leise zu Kindern sprachen, ihnen Schlaflieder vorsangen oder mit ihnen schimpften. Der protestierende Schrei eines Kindes erhob sich in der Nacht und ließ es Bramble kalt über den Rücken

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