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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Schmieds verliebt zu haben« erklärte Salamander mit geübtem Charme.

    Einer der anderen Männer machte eine rasche Bemerkung, woraufhin die Gruppe kicherte.
    Salamander hob in einer entschuldigenden Geste die Hand. »Ja, ja, ich war strohdumm, und so gut hat sie gar nicht ausgesehen, ich weiß.« Er beugte sich zu Bramble hinunter und senkte verschwörerisch die Stimme. »Das hat sie sehr wohl, aber was für eine Beißzange sie war! Hat sich den ganzen Tag und die ganze Nacht beschwert - nicht über mich«, fügte er hastig hinzu, als er die Erheiterung in Brambles Miene erkannte. »Jedenfalls nicht nachts«, sagte er und zwinkerte. Er wirkte so jung und war so offenkundig bemüht, sie zu beeindrucken, dass sie lachen musste.
    »Kommt, kommt«, sagte Eel. »Es ist Zeit, das zu tun, weshalb du gekommen bist.«
    Die drei gingen durch den langgezogenen, im Dämmerlicht liegenden Raum zwischen zwei Reihen von Teppichen, die auf den Böden ausgelegt worden waren. Eel trug eine Lampe, sodass die Farben in den Teppichen, während sie daran vorbeigingen, zum Leben erwachten und dann wieder in der Dunkelheit verschwanden. Einige der Pflanzen, die sie zum Färben verwendeten, erkannte Bramble wieder; das Orange von Zwiebelhäuten, das satte Rosa von Krapp, Gelbbraun von Schafgarbe, Gelb von Klematis. Aber es gab dort auch tiefblaue Teppiche, einen blassgrünen wie der Himmel kurz vor dem Morgengrauen und einen sattgelben wie die Sonne. Wunderschön. Auf seine Art war jeder Teppich wunderschön, voller Bilder von Vögeln im Flug, von Rebgewächsen, Wasserlilien und Schilfmustern.
    Salamander sah, wie Bramble sie betrachtete. »Das Weben gibt denjenigen Arbeit, die kein Vieh besitzen. Sie müssen etwas tun, um leben zu können.«
    »Sie sind wunderschön.«
    »Wirklich?« Er wirkte überrascht, nickte dann aber. »Diese
Entwürfe sind uralt. Aber Weben ist etwas für Nichtsnutze. Und für Frauen.«
    Sein Ton deutete darauf hin, dass für ihn beides das Gleiche war. Bramble fragte sich bitter, ob das ganze Volk des alten Bluts so über Frauen gedacht hatte. Angeblich hielten auch die Leute in den Wind Cities, die Wanderern ähnelten, Frauen für minderwertig. Für Eigentum. Vieh. So viel zu einem uralten Paradies.
    Sie gelangten an das Ende des Raums und dann in einen weiteren Lichthof. Dort saßen eine Frau und ein Mann nebeneinander, ohne sich anzuschauen.
    Eel wies auf den Mann. »Unser Steuerer«, sagte er. »Und das hier ist die Hörende.«
    Der Steuerer war ein großer Mann mit zerfurchtem Gesicht, dessen finstere, dunkle Augen unpassenderweise von Lachfalten umgeben waren. Er war gekleidet wie die anderen Männer auch, trug ein cremefarbenes Hemd, eine Filzweste und eine Kappe. Die Klappen der Kappe hatte er sich hochgesteckt. Sein Gleichmut war beeindruckend. Dennoch wurde Brambles Aufmerksamkeit von der Frau in Anspruch genommen. Sie war jung, jünger noch vielleicht als Bramble, und so hässlich, wie Bramble dies bisher nur von Krüppeln kannte. Es war keine durch Missbildung hervorgerufene Hässlichkeit; vielmehr schien es, als gehörten ihre Züge gar nicht in dieses Gesicht, als sei ihre große Nase angeklebt, ihre Augen nicht ganz auf gleicher Höhe, ihr Mund ein wenig schief und ihre Ohren viel zu groß für diesen Kopf. Dennoch leuchteten ihre Augen fröhlich, und sie lächelte Bramble, Salamander und Eel an, als sei das Leben eine große Freude.
    Bramble erwiderte das Lächeln unwillkürlich, es war ein unschuldiges, warmes Lächeln von der Art, die sie sonst nur Maryrose vorbehielt.

    Eel übergab dem Steuerer den Brief von Sorn. Er warf einen Blick darauf, um ihn dann Salamander zurückzugeben, der ihn laut in der alten Sprache vorlas.
    An einer Stelle warf der Steuerer den Kopf zurück und stieß einen zischenden Laut aus. Wahrscheinlich, als es um das Feuer ging, dachte Bramble. Dann wandte sich der Steuerer der Hörenden zu.
    Salamander flüsterte Bramble die Übersetzung ins Ohr. »Was sagt der See?«
    »Der Nachricht und ihrem Überbringer kann vertraut werden.« Die Hörende benutzte Brambles Sprache.
    Der Steuerer schaute Bramble fest an und nickte dann.
    »Es wird schon bald geschehen«, sagte Bramble. »Thegan zieht seine Truppen zusammen.«
    Sie nickten.
    »Unser Dank gilt dir«, sagte der Steuerer. »Du bist unser Gast.«
    Er bedeutete Eel, sie wegzubringen, doch die Hörende hob eine Hand.
    »Warte.« Sie sprach Bramble direkt an, wobei ihre nicht zusammenpassenden Augen fest und ernst wirkten.

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