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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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zu besorgen, und sagte dann jedes Mal: »Mach dir keine Sorgen, es verläuft alles gut.«
    Es war bereits dunkel, als die Hebamme herauskam. »Na ja, ganz so lange, wie ich dachte, hat es am Ende doch nicht gedauert.« Sie lächelte ihn an. »Dann mach schon, geh, und schau dir den kleinen Burschen an.«
    Ash eilte ins Schlafzimmer, blieb aber in der Tür stehen. Es war wie ein Bild aus einem alten Lied: die frischgebackenen Eltern; die Mutter drückte das gewickelte Baby dicht an sich, der stolze Vater beugte sich über die beiden. Die anderen nahm Ash kaum wahr. Er war von Neid durchdrungen, erfüllt von einem Verlangen nach dem, was Mabry hatte: eine Frau, die er lieben konnte, ein Kind, das er großziehen konnte, ein Zuhause, in dem er leben und für das er arbeiten konnte, ein Platz in einem Dorf, wo er bekannt war und geachtet wurde. Dies waren Dinge, die er, Ash, wahrscheinlich nie haben würde. Einen Augenblick stand er kurz davor, Mabry dafür zu hassen, doch dann erinnerte er sich an Doronit und ihr vom Hass auf Actons Leute verzerrtes Gesicht, und er verwandelte seine Sehnsucht in eine noch stärkere Entschlossenheit, nicht zuzulassen, dass dieser Familie ein Haar gekrümmt würde. Oder, dachte er zum ersten Mal, allen Familien wie dieser.
    Elva schaute von dem Kind auf. »Ein Junge. Mit dunklem Haar!«, sagte sie. »Ich muss aus dem Fenster schauen. Klapp die Läden auf, Mabry.«
    Auch darüber hatten sie an den Abenden vor dem Feuer gesprochen, und Mabry war damit einverstanden gewesen, dass Elva das Baby nach dem Brauch der Wanderer benennen
konnte, nach dem Anblick des ersten Lebewesens, das sie nach der Geburt draußen sah. Mabry wollte sich jedoch nur bis zu diesem Punkt an die Tradition der Wanderer halten und hatte mit Ash einen Plan geschmiedet. Nun nickte er Ash zu, bevor er die Läden berührte, woraufhin dieser nach draußen und zu der Stelle rannte, wo sie zwei Bäumchen eingetopft und versteckt hatten, einen Kirschbaum, also Cherry, für ein Mädchen, und einen winzigen Zedernschössling, also Cedar, für einen Jungen. Er stellte sich ans Fenster und rief Mabry, der daraufhin die Läden öffnete.
    »Was tust du da, Ash?«, fragte Elva, und Mabry erklärte es ihr.
    Die beiden Mädchen lachten, aber Elva und Martine verstummten. Sie wirkten nicht glücklich.
    »Schön«, sagte Elva. »Ich verstehe, warum du es getan hast. Aber du musst die Folgen tragen. Das erste Lebewesen, das ich gesehen habe, war Ash. Wir nennen das Baby Ash.«
    Mabry protestierte, doch Elva ließ sich nicht beirren.
    »Bei der Wahl unserer Namen leiten uns die Götter«, sagte Martine. »Meinst du etwa, du seiest der erste Vater, der nur die Steine gedeutet haben möchte, die er will? Das gelingt nie. Es bringt Unglück.«
    Zu Ashs großer Freude stimmte ihr Mabry zu. Ash interessierte sich zwar nicht für Babys, doch es war, als hätten die Götter seine Sehnsucht erhört, zu dieser Familie zu gehören, und ihm seinen Wunsch unter der Hand erfüllt, wie es ihre Sitte war. An diesem warmen und liebevollen Ort würde ein Ash mit Wandererblut aufwachsen, in Ehren gehalten und glücklich. Wenn sie nur die Geister aufhalten könnten.

    Die Tage wurden kürzer. So weit im Norden, so dicht bei den Bergen waren die Winter lang und bitterkalt. Zwar war
das Tal vor dem ärgsten Wind geschützt, aber es gab nur wenige Tage, an denen sie an die frische Luft gehen konnten. An diesen Tagen war der Himmel tiefblau, und der Hals tat beim Einatmen der beißenden Luft weh. Die Frauen aus dem Dorf kamen hoch, um das neugeborene Baby zu sehen und die Fremden verstohlen in Augenschein zu nehmen. Auch eine Reihe der Männer, die an dem Unterricht in der Scheune teilgenommen hatten, kamen; sie waren verlegen, und Ash erkannte, dass sie Drema und Gytha den Hof machten. Gytha grinste und flirtete mit ihrem Galan, doch Barley, der um Drema warb, hatte einen schwierigeren Stand. Dennoch mochte er eine Chance haben, dachte Ash, als er zusah, wie ihr Blick weicher wurde, als er das Baby übertrieben vorsichtig in den Händen hielt.
    Die Abende verbrachten sie, indem sie das Baby bestaunten und sich unterhielten, wobei Ash fast jedes Lied vortrug, das er kannte. Auf Dremas Bitte begann er es der Reihe nach, arbeitete sich von der Vergangenheit vor, von den allerersten Wandererliedern über die Balladen von der Landnahme bis zu den Liebesliedern und den albernen Liedchen der Gegenwart.
    Die Lieder ernüchterten Mabry und seine Schwestern ein wenig. Es

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