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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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das habe ich freiwillig getan«, sagte er. »Wer stört sich schon daran, den Winter zu verpassen? Es geht hier entlang.«
    Er führte sie einen verschlungenen Pfad hinab, und sie folgte ihm. Die Pferde waren vollkommen unbeeindruckt von dem plötzlichen Wechsel zum Frühling, doch ihre Nüstern waren geweitet, und sie sogen den kräftigen, lebendigen Geruch ein.
    Sie schaute über ihre Schulter zum See zurück, etwas erwartend, irgendetwas, ein Zeichen, ein Omen … Aber es
war nur das reflektierende Sonnenlicht auf den kleinen Wellen zu erkennen, und eine leere Bucht, die zuletzt im Spätherbst ein Boot gesehen hatte. Bramble drehte sich um und blickte entschlossen nach vorn. Warum hatte der See sie jetzt, genau jetzt an diesem Ort haben müssen? Was war so besonders an jetzt ?
    Gar nichts, schien es im Moment. Salamander führte sie nun durch das Dickicht von Weiden und Erlen. Immer wieder versperrten ihnen mit Schmelzwasser gefüllte Wasserläufe den Weg und zwangen sie mehrmals, an ihnen entlangzugehen, bis sie eine sichere Stelle zum Durchwaten gefunden hatten. Die Wasserläufe ähnelten einander allesamt, und alle Weidengruppen schienen gleich auszusehen. Auf sich selbst gestellt, hätte Bramble den Weg nie gefunden.
    Nach ein paar Stunden Wanderung traten sie auf Weideland hinaus, auf dem Kühe grasten. Es handelte sich um eine andere Rasse als das Vieh am See, große, knochige schwarzweiße Tiere, und nur ein paar von ihnen hatten Kälber. Es musste noch ganz zu Anfang des Frühjahrs sein. Das Land war vollkommen flach, und der Himmel über ihnen war weit. Es war, als hätte sie jemand aufgelesen und irgendwo in einer entfernten Welt abgesetzt.
    »Da drüben geht der Weg weiter«, sagte Salamander und wies dabei nach Norden. »Folge ihm nach Osten, und nimm den ersten Abzweig nach Norden. Auf diese Weise gelangst du ins Golden Valley. So dauert es zwar ein bisschen länger, aber du hältst dich dabei von der Hauptstraße fern.«
    »Danke. Ich hoffe, du kommst sicher wieder zurück.«
    Salamander grinste. »Wer würde mir denn etwas antun wollen?« Er schoss auf sie zu und küsste sie auf die Wange, bevor sie begriff, was er tat. »Musste ich einfach tun«, sagte er. »Konnte nicht widerstehen.«

    Brambles Lachen ließ Trine den Kopf zurückwerfen und laut schnauben.
    »Genau«, sagte Bramble. »Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.«
    Sie nahm die Führzügel vom Haken und sprang auf Trines Rücken. »Wind in deinem Rücken«, sagte sie.
    »Ruhiges Wasser«, erwiderte Salamander. Dann drehte er sich um und glitt zurück in die Deckung der Weiden.
    Bramble ritt davon und musste dabei der Versuchung widerstehen, sich umzudrehen und ihm wie ein Kind, das »Auf Wiedersehen« ruft, zuzuwinken. Aber sie ritt mit einem Lächeln auf den Lippen davon.
    Es war gut, wieder auf einem Pferd zu sitzen. Sie fand den Weg mühelos. Er stellte nicht mehr als eine doppelte Wagenspur durch das kurze Gras dar, und sie folgte ihm, ohne dabei etwas Beunruhigerendem zu begegnen als Kühen. Als er sich verzweigte, nahm sie den überwucherten Weg gen Norden, der auf die nahegelegenen Gebirgsausläufer zuführte.
    Sie ging davon aus, dass sie innerhalb von zwei Tagesritten in das Golden Valley gelangen würde. Dort würde sie in Sicherheit sein. Das Golden Valley lag zwischen der Cliff Domain und der Far North Domain. Für die Landwirtschaft war das Land denkbar schlecht geeignet, brachte dafür aber wunderbare Pferde hervor, mit Ausdauer, starken Knochen und Herz. Früher hatten sich die beiden Domänen so häufig um das Tal gestritten, dass der Handel vom hohen Norden, von der Last Domain und der Northern Mountains Domain fast zum Erliegen gekommen war. Vor etwa dreißig Jahren, gleich nachdem er sein Erbe angetreten hatte, hatte der damalige Kriegsherr der Last Domain einen Frieden ausgehandelt, und sein Sohn Arvid sicherte nun diesen Frieden. Das Golden Valley war nun ein »freies Tal«, so wie Carlion
und Turvite freie Städte waren. Es gehörte niemandem und wurde von einem Rat regiert, den seine Einwohner wählten. Es war neutrales Territorium, und weder Thegan noch sein Sohn konnten ihr dort etwas anhaben.
    Der Weg wand sich höher in die Gebirgsausläufer hinein. Bramble wurde es leicht ums Herz. Die Frühlingssonne, der heitere Himmel, die Klarheit der Bergluft schlossen sich zusammen und verliehen ihren Lebensgeistern Auftrieb. Sie hatte den See überquert, ihre Nachricht übermittelt und war nun wieder auf

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