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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Knie. Diese Geste ließ selbst den Kichernden verstummen.
    »Man hat sein Pferd nicht gefunden, Beck«, sagte der Rothaarige leise.
    Beck, dachte Bramble, das ist der Stellvertreter des Kriegsherrn.
    »Das war ein gutes Pferd«, sagte Beck nachdenklich. »Ich habe es selbst ausgebildet. Es war einen Mord wert, wenn man denn einen geheimen Ort hat, an dem man es unterbringen kann.«
    »Ich denke, wir sollten lieber mit dem Kriegsherrn sprechen. Und versuchen, das Pferd zu finden. Wenn es noch im Wald ist, nun, dann war es ein Unfall. Wenn nicht …«
    Der Ältere rümpfte die Nase. Dann nickte er. »In Ordnung. Ich werde mit ihm sprechen. Gehen wir.«
    Bramble wartete, bis die drei Männer aufgestiegen und davongeritten waren. Der Rothaarige fühlte sich offensichtlich unbehaglich dabei, den Geist einfach neben dem Baum stehen zu lassen und davonzureiten. Er wollte ihm zum Abschied zuwinken, ließ die Bewegung jedoch zu einem Herumfingern an den Zügeln werden, als er den Blick des Älteren auffing.
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, erklommen sie den Hang Richtung Thornhill. Kaum waren sie außer Sichtweite, trat Bramble langsam hervor, ihr Messer umklammernd. Als der Geist sie erblickte, deutete er mit seinem langen,
blassen Arm auf sie und drehte sich um, als wolle er die Männer zurückrufen. Dann erkannte er, dass er dazu nicht in der Lage war. Bramble schluckte. Dem Geist nun wesentlich näher, verstärkte sich ihr Frösteln. Sie holte tief Luft. Für diese Situation waren Worte festgelegt worden, Worte, die ausgesprochen werden mussten.
    »Ich bin dein Mörder«, sagte sie zu ihm und versuchte dabei, ihm in die Augen zu schauen. »Siehe da, ich beteuere es, ich war es, der dir das Leben genommen hat. Ich bin hier, um dir Entschädigung zu bieten, Blut für Blut.«
    Mit einer sicheren, schnellen Drehung des Messers schnitt sie sich ins Handgelenk und hielt es ihm entgegen, während sich ihr Körper verkrampfte, aus Angst vor dem, was nun geschehen würde. Doch der Geist wich zurück und winkte ab: Nein . Fast konnte sie sehen, wie sein Mund, eine etwas dunklere Stelle, das Wort formte.
    »Wenn du mir nicht vergibst, wirst du an dieser Stelle gefangen bleiben, ohne jede Möglichkeit der Wiedergeburt«, sagte Bramble.
    Er stürzte sich auf sie, wollte sie mit den Händen würgen. Dabei vergaß er, dass er keinen Körper mehr hatte, mit dem er ihr Schaden zufügen konnte. Seine blasse Gestalt drang direkt durch sie hindurch; sie spürte eine grauenhaft kalte Welle. Der Geruch des Todes umschloss sie, und sie kämpfte dagegen an, sich zu übergeben.
    Wütend und nicht besänftigt, drehte sich der Geist um und hob voller Zorn die Fäuste zum Himmel.
    Es war genug. Bramble drehte sich um und rannte wieder auf den Wasserlauf zu. Jetzt, erklang die Stimme der Götter in ihrem Kopf. Jetzt. Sie rannte nach Hause, direkt in die Werkstatt ihrer Mutter.
    Am Webstuhl angelangt, brachte sie keuchend hervor: »Ich gehe fort. Ich … Ich gehe zu Maryrose. Ich gehe sofort.
Mach dir keine Sorgen. Und wenn dich jemand fragt, weißt du weder, wo ich bin, noch, warum ich gegangen bin. Ihr kommt dann ja bald nach.«
    Ihr Mutter saß völlig erstaunt mit offenem Mund da. Bramble trat um den Webstuhl herum, nahm ihre Mutter kurz in die Arme und rannte dann hinaus zur Werkstatt ihres Vaters, bevor ihre Mutter wieder zu Atem gekommen war.
    Ihr Papa und ihr Großpapa standen an der Werkbank und schauten sich Pläne an. Als Bramble auf die beiden zulief, wandten sie sich ihr zu. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihnen beiden einen Kuss auf die Wange zu geben - jetzt!, beharrten die Götter - und rannte, ohne ein Wort zu sagen, wieder hinaus. Wie eine Wildgans auf dem Zug eilte sie auf den Wald zu.

    Der Rotschimmel erwartete sie bereits. Er drückte die Schnauze gegen ihre Schulter, während sie sich bemühte, zu Atem zu kommen. Sein warmer Atem beruhigte ihre Nerven und brachte sie zurück auf den Boden der Tatsachen. Sie stellte fest, dass sie sich bei ihrem ungestümen Lauf durch das Dickicht am Unterarm geschnitten hatte; sie hatte ihn sich an einem Ast aufgerissen. Ohne nachzudenken, zog sie sich hastig den Rock aus und stillte die blutende Wunde. Dann bemerkte sie, dass sie sich den Stoff verschmutzt hatte. Mist , dachte sie, diesen Rock hätte ich noch gebrauchen können. Sie riss so viel ab, dass es für einen Verband reichte, und warf den Rest weg. Ihre Kniehose würde genügen. Wahrscheinlich war es ohnehin besser, wenn

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