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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Stadt eine Rolle zu spielen. Trotzdem würde er nicht zulassen, dass sie Bramble verächtlich behandelte.
    Osyth wollte gerade etwas sagen, da kam Gorham ihr zuvor. »Bramble wird für uns arbeiten. Draußen auf dem Hof. Sie wird morgen dorthin zurückkehren und sich das alte Cottage zurechtmachen. Heute Abend braucht sie eine Mahlzeit und ein Bett.«
    »Ich schlafe gern im Stall«, sagte Bramble sanft. Gorham hob die Hand, um zu protestieren, doch sie schüttelte den Kopf. » Wirklich .«
    Osyth nickte. Sie schien zufriedengestellt, aber nicht glücklich. »Es gibt nicht viel zum Abendessen«, sagte sie. »Aber es wird wohl für uns drei reichen.«
    Gorham beließ es dabei. Er und Bramble setzten sich an die Feuerstelle und sprachen über die Pferde draußen auf dem Bauernhof. Währenddessen tischte Osyth das Abendessen auf, einen Eintopf mit mehr Linsen als Fleisch, dennoch nahrhaft und lecker.

    Beim Essen stellte Gorham Bramble Fragen über ihre Familie. Osyth achtete auf die Antworten und entspannte sich allmählich, als die ganzen ehrbaren Einzelheiten ans Licht kamen: Zimmerer, Weberin, alteingesessen in ihrem Dorf, Großvater mütterlicherseits zwanzig Jahre und bis zu seinem Tod Dorfsprecher, die Schwester mit dem Sohn der Stadtdirektorin in Carlion verheiratet. Als sie hörte, dass Brambles Eltern in die Stadt ziehen würden, um bei Maryrose zu leben, nickte sie zustimmend.
    Schließlich gab es nichts mehr, was sie miteinander austauschen konnten, und Gorham brütete vor sich hin, während Osyth in ihrem Essen herumstocherte.
    »Habt ihr Kinder?«, fragte Bramble.
    Sein Gesicht erhellte sich. »Ja, zwei - ein Mädchen und einen Jungen, Zel und Flax. Sie sind auf der Wanderschaft.«
    Obwohl ihr Teller noch halbvoll war, stand Osyth auf und ging zur Feuerstelle, wo sie mit steifem Rücken ihre Missbilligung zum Ausdruck brachte.
    »Wie ich es dir gesagt habe«, sagte Gorham leise, »hier weiß kein Mensch, dass wir Wanderer sind. Von den Pänz wissen sie auch nichts. Sie sind auf die Walz gegangen, bevor wir uns hier niedergelassen haben.«
    »Na ja, ich werde es niemandem verraten«, sagte Bramble beruhigend und hob dabei die Stimme an, damit Osyth es hörte.
    »Das brauchst du auch gar nicht«, sagte Osyth und drehte sich um, »wenn Gorham Pänz statt Kinder sagt! Damit verrät man sich bei jedem Sesshaften.«
    Gorham ließ ihr gegenüber ein Lächeln aufblitzen. »Komm schon, du weißt doch, dass ich so etwas nie unter Städtern sage.«
    » Wir sind jetzt selbst Städter - vergiss das nicht.« Zum ersten Mal erwiderte sie sein Lächeln, und nun war sie in
Gorhams Augen so hübsch, wie sie es als Mädchen gewesen war, als sie liebevoller und weniger streng gewesen war.
    »Ich sage dann mal gute Nacht«, verabschiedete sich Bramble, nahm ihre Satteltaschen und trat auf die Tür zu.
    Osyth nickte ihr zu; Gorham lächelte und hob die Hand zum Abschied. »Also dann gute Nacht, Mädchen.«
    Als Bramble die Tür hinter sich schloss, schaute Osyth ihren Mann an. »Warum stellst du jemanden ein, der so aussieht wie eine Wandrerin? Um Himmels willen, dabei tun wir doch alles, um von vorn anzufangen!«
    »Sie ist aber doch keine Wandrerin, Liebes«, sagte Gorham. »Das kannst du allen erzählen - streue ab und zu mal ein, dass sie zur Familie der Stadtdirektorin gehört, dann wird es keine Probleme geben.«
    »Sie werden sich trotzdem Fragen stellen. Sie werden sich auch fragen, ob du sie bumst.«
    Er verstummte. »Du glaubst doch nicht …«
    Sie schaute weg. »O nein. Ich sehe ja, wie du sie behandelst, genau wie Zel. Außerdem ist jung und dunkel ja wohl nicht dein Geschmack, oder?«
    Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte, so viel Bitterkeit lag in ihrer Stimme. Als sie seine Verunsicherung erkannte, legte sich Befriedigung auf ihre Miene. Sie nutzte ihren Vorteil.
    »Bei diesem Haar und diesen Augen werden alle sie für eine Wandrerin halten.«
    »Das tun sie bei dir auch nicht.«
    »Und ob sie das tun! Man hat mich schon gefragt, wo meine Familie ist und woher ich komme. Und nicht alle glauben, was ich ihnen erzähle. Nicht im Entferntesten.«
    Das war ihm nicht bewusst gewesen. Er und Osyth lebten mittlerweile völlig getrennte Leben. Er war draußen auf dem Bauernhof, sie war in der Stadt, ganz in Anspruch
genommen von den Vorgängen dort, von Klatsch und Verbändelungen, von Geburten und Ehen, davon, den Fisch zum günstigsten Preis zu bekommen und in großen Mengen einzukaufen, um Silber zu sparen.

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