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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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waren, seine Worte voller Liebe und dem Versprechen, dass wir zusammenbleiben würden. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass es am Zauber lag. Glückselig verlor ich mich in seinem Geruch, dem sauberen, vollen Geruch von Pferden und Heu, und wenn es einen Moment gab, in dem sich die Erinnerung an den alten Gastwirt zwischen uns schob, dann war er schnell vergessen und vorbei.
    Als Gorham gegen Ende der Woche nach Sandanie weiterreiste, begleitete ich ihn. Rumer und Rawnie jammerten wie die Kormorane, als wir sie verließen, aber vielleicht waren sie auch gar nicht so unglücklich darüber, dass ich ging, nachdem ich ihnen zwei Drittel unseres Silbers gegeben
hatte und sie gehen und singen ließ, wo immer sie es wollten, ohne dass ihre Schwester ihnen finstere und missbilligende Blicke dabei zuwarf.
    Was Gorham anging, hatte Rawnie gesagt, so sei ich in Sicherheit und werde gut umsorgt werden. »Er betet doch den Boden an, auf dem du gehst, und das vom ersten Tag an, an dem er ein Auge auf dich geworfen hat!«
    »Er wird schon noch lernen«, grinste Rumer. »Wenn er das erste Mal sein Silber für etwas ausgeben will und sie dem nicht zustimmt. Er wird lernen.«
    Ich rümpfte die Nase, und wir mussten alle lachen.
    Doch offenbar hatte sich Rumer geirrt. Offenbar gefiel Gorham die Art, wie ich unser beider Leben organisierte, mit seinen Kunden verhandelte, darauf bestand, in den Gasthöfen und auf den Stadtwiesen so viel meiner Unterhaltskosten zu verdienen, wie ich konnte. Ich war mit größerer Freude unterwegs als je zuvor, und ich wurde vom guten Essen und behaglichen Wohnen so rundlich, dass ich bald nur noch jonglieren, nicht aber mehr Purzelbäume schlagen konnte, denn dafür muss man dünn und drahtig sein.
    Das erste Baby war ein Mädchen, Hazel, die wir Zel nannten, das zweite ein Junge. In den Jahren, in denen sie geboren wurden, trat Gorham bei einem Pferdehändler eine Stelle für zwei volle Jahreszeiten an, und wir blieben länger an einem Ort, als wir es beide je getan hatten. Es war die freie Stadt Mitchen, in der wir in einem halben Cottage wohnten, das dem Pferdehändler gehörte. Die andere Hälfte war vom Hufschmied des Händlers angemietet, von Flax, der, da selbst kinderlos, Namensvetter unseres zweiten wurde und im Gegenzug Gorham alles beibrachte, was er über das Schmieden von Hufen wusste.
    Ich liebte die langen Winterabende am Feuer in einem guten, soliden Cottage mit Essen auf dem Kochfeld und
Gorhams großen, zum Feuer hin ausgestreckten Füßen. Gorham zog mich damit auf, dass ich das Cottage mehr liebte als ihn und mehr als die Babys. Ganz so weit hergeholt war das nicht, denn ein mütterliches Wesen war ich nie, nicht einmal während des Stillens. Aber ich hegte und pflegte diese Babys, denn sie stellten zwei weitere Bänder dar, die Gorham an mich fesselten, und das ohne jeden Zauber. Ich hatte nämlich den Eindruck, dass der Zauber nur allzu gut funktionierte und mich selbst in seinen Bann geschlagen hatte.
    »Sieh mich an«, sagte ich dann zu ihm und zog seinen Blick auf mich. Dann suchte ich sein Gesicht ab, immer wieder, und hielt es dabei in beiden Händen. Was ich suchte, wusste ich gar nicht, war mir aber sicher, es nie gefunden zu haben.
    Wie sollte ich auch? Ich suchte echte Liebe, Liebe, die nicht von Zaubersprüchen herbeigerufen worden war, Liebe, die mir galt und nicht bloß dem Mädchen, das ihm diese Tasse Tee zu trinken gegeben hatte. Aber wenn sie sich eingestellt hätte, hätte ich sie dann überhaupt bemerkt? Hätte sie sich unterschieden von der durch den Zauber bewirkten Zärtlichkeit, die sich an jenem ersten Abend auf seinem Gesicht widergespiegelt hatte? Bestimmt, dachte ich. Bestimmt würden Jahre des gemeinsamen Lebens, des gemeinsamen Liebens eine wahrhaftigere Liebe als diese hervorbringen.
    Doch auf seinem Gesicht sah ich immer nur den gleichen Ausdruck wie den, den er an jenem Abend auf dem Heuboden gehabt hatte.
    Wir zogen die beiden Kleinen wie echte Wanderer auf, sodass sie die Wanderschaft kennen und lieben lernten und ohne Klagen kalte Stürme und sengende Hitze durchwanderten. Später, als die Zeiten besser waren, kauften wir einen
Wagen und ein Pferd. Es war ein wildes Pony aus dem Sumpfland, das als unzähmbar gegolten hatte, doch Gorham flüsterte es in den Schlaf und weckte es sanft auf, bis es zahm war wie eine Turteltaube und sanft an Gorhams Ohr knabberte, wenn er es anschirrte.
    Ich brachte meinen Kleinen Singen und Jonglieren bei und so viel

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