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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Purzelbaumschlagen, wie ich es seinerzeit noch hinbekam. Zel war mein Ebenbild, hatte dunkles Haar und dunkle Augen, einen energischen Mund und keinerlei Flausen im Kopf. Flax war süß wie Honig und hatte die klare Stimme eines Wiesenstärlings, die uns bereits sehr gute Einnahmen bescherte, als er uns erst bis an die Taille reichte.
    »Schau mich an, Liebster«, sagte ich nach wie vor von Zeit zu Zeit. Doch ich hatte die Hoffnung aufgegeben, jemals zu finden, was ich suchte.
    Als wir wieder einmal in Carlion waren, versuchte ich, den Gerber aufzutreiben, damit er den Zauber zurücknahm. Doch er war tot, erzählten mir die Nachbarn, ermordet von einem Kunden, dem die Auswirkungen seines Zaubers nicht gefallen hatten. In meine Enttäuschung mischte sich eine Genugtuung, denn ich wusste, wie dem Kunden zumute gewesen war.
    Als Zel fünfzehn und Flax zwölf war, gingen sie allein auf die Wanderschaft, wild entschlossen, flügge zu werden.
    Gorham gefiel es nicht. »Sie sind noch nicht alt genug«, klagte er mir gegenüber. »Sie werden in alle möglichen Schwierigkeiten geraten.«
    »Wie alt warst du?«
    »Fünfzehn.«
    »Und ich war dreizehn. Sie sind gereist, seit sie auf der Welt sind - es wird ihnen gut ergehen.«
    Er gab wie immer nach, runzelte jedoch die Stirn. Mich scherte es nicht, denn nun gehörte er wieder mir, jetzt waren
wir beide wieder nur für uns, und da wir die Kinder nicht ernähren und einkleiden mussten, führten wir ein gutes Leben.
    Am Abend, nachdem sie fortgegangen waren, legte ich mich in seine Arme. »Du schaust mir gar nicht mehr ins Gesicht«, sagte er plötzlich. »Du hast es aufgegeben, nicht wahr? Hast die Hoffnung aufgegeben, das zu finden, was du gesucht hast.«
    Mir wurde das Herz schwer. Rasch gab ich ihm einen Kuss und murmelte: »Nein, sei nicht albern.« Aber eine richtige Antwort hatte ich nicht für ihn. Denn er hatte Recht, ich hatte die Hoffnung auf wahre Liebe aufgegeben.
    In jenem Jahr fuhren wir nach Pless zur Pferdemesse. Unser Pony war in die Jahre gekommen, und wir hatten mehr als genug beiseitegelegt, um uns ein neues zu kaufen, vielleicht sogar ein Pferd, hoffte Gorham.
    »Nein«, sagte ich bestimmt, »bloß ein Pony. Ein Pferd können wir uns nicht leisten.«
    »Du hast genug Silber, um einen ganzen Haufen Pferde zu kaufen, Frau«, schrie Gorham. Dass er mich anschrie, war neu.
    Es ärgerte mich, und ich zahlte es ihm zurück. »Wir hätten überhaupt kein Silber mehr, wenn ich zulassen würde, dass du ausgibst, wie viel und wann du willst! Das Silber ist für unser Alter bestimmt, Mann, für das Jahr, in dem wir erfrieren würden, wenn wir nicht genug gespart hätten.«
    Er verstummte und schüttelte den Kopf. »Ob so ein Jahr kommt, weiß man gar nicht, Frau.«
    Er verließ die Pferdescheune, in der ein Freund von ihm uns schlafen ließ, und in jener Nacht sah ich ihn nicht wieder, obwohl ich wach blieb und die ganze Nacht über wartete. Bei jedem Schritt pochte mein Herz, doch nie war er es. Auch das war neu.

    Am nächsten Tag machte ich mich auf die Suche nach ihm, obschon ich niemandem sagte, dass ich ihn aus den Augen verloren hatte. Auf diese Weise kam ich mit einer Menge Stadtmenschen ins Gespräch. Ich kehrte sprudelnd vor Aufregung zurück und fand ihn am Trog, wo er sich wusch. Hastig richtete er sich auf, hatte schon eine Entschuldigung auf den Lippen. Ich bedeutete ihm zu schweigen.
    »Der Hufschmied ist tot, und er hat keine Kinder!«, platzte ich heraus.
    »Was?«
    »Der Pferdehändler, der alte Tinsley. Vergangene Woche ist er gestorben.«
    Gorham wirkte schockiert. »Ich hatte vor, ihn heute Morgen zu besuchen. Er war doch erst in meinem Alter. Was ist passiert?«
    »Schlaganfall. Ist das nicht toll?«
    »Toll? Frau!«
    »Natürlich, ich meine, ja, es ist traurig, dass er tot ist. Aber er hat keine Kinder. Und seine Witwe will den Hof verkaufen.«
    Gorham starrte mich ausdruckslos an. »Verkaufen?«
    »Ja! Wir haben genug gespart, Gorham. Nur knapp, wir hätten dann nichts mehr übrig, aber wir könnten es schaffen. Ganz bestimmt, wir könnten uns hier niederlassen und den Rest unseres Lebens sesshaft sein.«
    Ich war auf jeden Streit vorbereitet, doch er stritt sich gar nicht mit mir. Stattdessen wurde er nachdenklich und schwieg. »Lass mich darüber nachdenken,« sagte er. »Ein paar Tage.«
    Am Ende der Woche war der Handel abgeschlossen, und wir zogen in das Cottage draußen am Bauernhof. Es waren damals nur ein paar Morgen, mit einem

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