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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Morgen neben den unseren erwarben und ein großes Haus in der Stadt beziehen und das Cottage völlig aufgeben konnten. Dieser Tag war bitter für mich. Alles, wofür ich gearbeitet und gespart hatte, war in Erfüllung gegangen, doch es bedeutete nun nur, dass es ihm noch leichter fiel, sich zu Maude davonzustehlen und mich allein zu lassen.
    Nachts, wenn er weg war, wenn er warm und behaglich bei seiner Geliebten schlief, schüttelte ich meinen Beutel Silber auf dem Bett aus und zählte die Stücke, immer wieder, während ich auf seine Schritte lauschte. Doch ich hörte immer nur das Klimpern und erneute Klimpern fallender Münzen, und ich wünschte mir, der Gerber würde noch leben, damit ich es noch einmal mit seinem Zauber hätte versuchen können.

Ash
    In den ersten Tagen nach dem Ghost Begone Festival beobachtete Ash Doronit aufmerksam. Doch sie ließ sich nicht anmerken, dass etwas nicht stimmte. Sie wirkte ruhig, irgendwie im Frieden mit sich. In der ganzen Stadt war es ruhig, allen schienen noch von den Geschehnissen am Festabend geschockt zu sein.
    Sogar die Geister waren ruhig. Sie drückten sich in den Ecken herum und schauten aus den Winkeln ihrer weißen Augen heraus den Vorbeigehenden nach, halb süffisant, halb ängstlich lächelnd. Ash ignorierte die Geister, die sich ihm gegenüber wohlwollend verhielten. Niemand hegte den Verdacht, dass er es gewesen war, der die Geister entfesselt und die Stadt in Angst und Schrecken versetzt hatte.
    Ash musste immerzu an das Mädchen denken, das er getötet hatte. Er untersagte es sich, an die Warnung zu denken, die sie ihm gegenüber ausgesprochen hatte, war aber beschämt darüber, dass er nicht drei Tage, nachdem er sie getötet hatte, in die Gasse zurückgekehrt war, um ihrem Geist auf seinem weiteren Weg zu helfen, so wie er es bei den beiden Männern getan hatte, die Martine hatten töten wollen.
    Das wäre seine Aufgabe gewesen, und er hatte sich ihr entzogen. Er hatte sich so verhalten, als wäre ihr Geist es nicht wert, dass man ihm half, als wäre sie kein richtiger
Mensch gewesen, sondern nur eine Puppe in Doronits Spiel. Er schämte sich deswegen abgrundtief und erinnerte sich nun an ihre klaren, geisterhaften Augen und ihren schiefen Mund. Er hätte zurückkehren müssen, um seine Schuld an ihrem Tod anzuerkennen, um den Blutzoll zu entrichten und sie freizulassen. Stattdessen stand er nun in ihrer Schuld, ganz gleich, was Martine sagen mochte. Seiner Mutter zufolge mussten die Schulden, die man in diesem Leben nicht bezahlen konnte, im nächsten entrichtet werden. Er und das Mädchen würden sich erneut begegnen - irgendwo, irgendwann, in einem anderen Leben.
    Seit er sie getötet hatte, hatte er diese Gasse gemieden. Nun aber überquerte er den Acton Square und spähte in den schmalen, verwinkelten Weg hinein, als könne er sie dort irgendwo sehen. Das war töricht. Es war noch schlimmer als töricht, es war nun eine Angewohnheit, genau die Art vorhersehbaren Verhaltens, die eine Schutzwache nie an den Tag legen durfte, damit niemand einen Platz hatte, an dem er ihr auflauern konnte. Ash tat es trotzdem.
    Ein paar Wochen nach der Ghost Begone Night wurden Ash und Aelred damit beauftragt, die Tore einer ausgewählten und scheinbar endlos andauernden Gesellschaft in einem der Restaurants am Acton Square zu bewachen. Nachdem die Gäste der Gesellschaft nach Hause gegangen waren, schlug ihm Aelred mit der Bemerkung »Wir sehen uns morgen« auf die Schulter und ging den Hügel hinab zu dem Fremdenheim hinter dem Sailor’s Rest , in dem er wohnte. Obwohl sich das Restaurant auf der anderen Seite des Platzes befand, von der die Gasse abging, zog es Ash dorthin, statt zu Doronit.
    Zu dieser Nachtzeit war kein Mensch unterwegs. Seine Stiefelschritte hallten in der kühlen Luft wider, sodass Ash seinen Schritt veränderte, um nicht gehört zu werden. Es war
lange her, dass er Stille vernommen hatte. Auf der Wanderschaft war er daran gewöhnt gewesen, doch in Turvite war es eine Seltenheit. Er verlangsamte seinen Schritt und genoss es, ging aber wie unter einem inneren Zwang auf die Gasse zu. Dass das Mädchen nicht da sein würde, war ihm klar. Er wusste auch, dass keine Geister mit scharfsichtigen Augen in der Nähe der Mauer, wo er sie getötet hatte, auf ihn warten würden. Dennoch fühlte er sich davon angezogen. Er würde einen Blick darauf werfen und dann nach Hause gehen.
    Als er hinschaute, sah er, wie sich der Tod des Mädchens wiederholte. Dort

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