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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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tun«, sagte er trocken.
    Sie lachte. »Es gibt Ratschläge, die man besser annimmt.«
    »Kannst du sie hier für mich aufbewahren?«
    Es widerstrebte ihm, widerstrebte ihm sehr, sie mit zu Doronit zu nehmen, wo er sie würde verbergen müssen. Sie würde nur Profit darin sehen, und er wusste, dass sie die einheimischen Götter nicht achtete. Vermutlich erkannte sie sogar die Mächte nicht an, die hinter ihnen standen.
    »Du hast großes Vertrauen«, sagte Martine langsam.
    Er war überrascht. Ihr zu vertrauen hatte er als selbstverständlich angesehen, doch dazu hatte er gar keinen Grund, außer dass sie gehört hatte, wie die Götter zu ihm sprachen. Vielleicht war es aber auch einfach etwas in ihr, das das Gegenteil von Doronit darstellte, nämlich mangelndes Interesse
an Profit über das hinaus, was zum Leben notwendig war. Erkannt hatte er dies, weil es auch ihm zu eigen war.
    »Es ist bloß eine Brosche«, sagte er.
    Sie lächelte ihn von der Seite an und verriet ihm damit, dass sie ihn durchschaute. Er konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern.
    »In Ordnung«, sagte sie. Sie nahm die Brosche, stand auf und legte sie auf den Kaminsims. »Sie wird dich erwarten, wenn du zurückkommst.« Ihre Worte schienen widerzuhallen, als seien sie Teil einer Prophezeiung.
    »Sobald ich zurückkomme«, bestätigte er.
    In der nun folgenden Stille verschwand die Entspanntheit, die zwischen ihnen geherrscht hatte. Ash spürte die Schwere in seinen Gliedern. Er errötete und stand auf.
    »Ich … Es ist besser, wenn …«
    »Ja«, sagte Martine. »Geh nur, aber pass auf, wem du vertraust.«
    Ash blinzelte. »Ich werde es versuchen.«
    Sie schloss die Tür energisch hinter ihm, als sei sie froh, ihn gehen zu sehen. Doch als er zu ihrem Fenster schaute, stand sie dort und beobachtete ihn und hob die Hand zum Abschied, während er um die Ecke bog.
    Auf dem Heimweg fühlte er sich unbeschwerter. Dies lag nicht bloß daran, dass er Actons Brosche zurückgelassen hatte. Martine war der erste Freund, den er von sich aus gefunden hatte, außerhalb von Doronits Machtbereich. Vielleicht konnte er sich in dieser Stadt ja doch ein neues Leben aufbauen.

Saker
    Jeden Abend suchten sich Rowan, Swallow und Cypress einen Platz für ihre Vorführung, gewöhnlich einen Gasthof. Wo man sie von früheren Besuchen kannte, wurden sie willkommen geheißen, und sie bekamen Betten in den Ställen. »Aber kein Licht, verstanden?«, sagten die Gastwirte dann. »Wir wollen hier kein Feuer.«
    Meistens sorgte Rowan dafür, dass sie zumindest ein Lied aus der fernen Vergangenheit aufführten, in der Regel über den Überfall auf die Gegend oder die Stadt, in der sie sich gerade befanden. Die Gäste waren von ihnen begeistert, schlugen ihre Humpen im Takt mit der Trommel auf die Tische und klopften Rowan und Cypress hinterher auf die Schulter. Während Swallow und Cypress sangen, machte sich Saker Notizen.
    Im Tale von Wooding, in dem bewaldeten Tal,
wurden sechshundert erschlagen von der kleinen Schar
der Schwertschwinger.
Aelred, er führte sie an, durch Lichtung und Niederwald
Durch Fluss und Schilf zum süßen Siege.
    »Sechshundert in Wooding«, notierte Saker. »In der Nähe des Flusses.«

    In Spritford, an der Furt des Geistes, wo die
Wassergeister lauern,
Versammelte der beherzte Garlok seine Männer,
Führte sie zum Rabennest, der Lichtung im Walde.
Dort war der Feind in Reihen gegen sie aufgestellt,
Dort war der Feind, mächtig und stark:
Sieben und vierzig der Feinde fielen
Durch Garloks starke Klinge und die Klingen
von drei Freunden.
    »Spritford«, schrieb Saker auf. »Siebenundvierzig. Rabennest Lichtung.«
    An Abenden, an denen sie nicht auftraten, auf dem Weg von einem Dorf zum nächsten, spielten Rowan und Swallow eine Reihe von Geschichtsliedern, die nicht so beliebt bei Actons Leuten waren. Manche davon waren von Wanderern geschrieben worden. Saker schätzte diese am meisten, da sie häufig detaillierte Informationen über die Opfer eines Angriffs gaben: Alter, Begräbnis- und Schlachtstätten. Bei diesen Liedern erschallte der hohe, klagende Ton von Rowans Flöte durch die Nacht.
    Manchmal sang Rowan mit ruhiger, weicher Stimme, und Swallow trommelte dazu leise auf ihr Knie und gab Cypress dabei den Rhythmus vor. Cypress hörte so aufmerksam zu wie Saker, aber Saker merkte, dass dieser sich nur für Rhythmus und Worte interessierte, nicht für ihre Bedeutung.
    Jeder Abend war für Saker wertvoll, weil ihn jedes Lied

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