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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Geldbeutel herum und zog ein weiches Ledersäckchen heraus, etwa so groß wie seine Handfläche. »Hier. Das hat dir doch neulich gefallen. Es soll deins
sein. Vielen Dank.« Dann schoss er die Stufen hinauf und durch die Tür, die er fest hinter sich schloss.
    Ash starrte den Beutel an. Größe und Gewicht verrieten ihm, was er darin finden würde. Langsam holte er sie heraus. Sie funkelte warm in dem Licht der Fackel, vielfältig und wunderschön. Unmöglich konnte es Actons Mantelbrosche sein. Nicht wirklich. Aber etwas an ihrem Gewicht, an ihrem unzweifelhaften Alter beschied ihm etwas anderes.
    Um zu Doronits Haus zurückzukehren, musste Ash lediglich den Hügel erklimmen. Doch während er mit den Fingern über das Muster auf der Brosche fuhr, trugen ihn seine Füße südlich von den Docks in die Altstadt. Er ging an dem schwarzen Felsaltar vorbei und hörte, tief in seinem Inneren, wie die einheimischen Götter ihn flüsternd beim Namen riefen. Er versuchte alles, um sie zu ignorieren, aber die Brosche wurde in seinen Händen immer kälter. Er beschleunigte seine Schritte.
    Es war schon spät. Ob es Actons Brosche war, spielte keine Rolle. Trotzdem wollte er es wissen, musste über jeden Zweifel erhaben sein. Martine schlief vielleicht schon. Zu ihr zu gehen und sich davon zu überzeugen, würde nicht schaden. Steinedeuter arbeiteten häufig spät, da ihre Kunden die Heimlichkeit, die ihnen die Dunkelheit bot, bevorzugten.
    Im großen Zimmer von Martines Haus war Licht. Zögernd blieb Ash draußen stehen. Heute warteten keine Geister vor der Tür auf Einlass. Diese Tür aus einfachem, geölten Holz war alles andere als unheilverkündend, dennoch schien sie in eine andere Welt zu führen. Es war wie der magische Kreis, an den das Eisvolk glaubte und der einen in die Welt der Götter brachte. Die einheimischen Götter flüsterten seinen Namen lauter. Ash hob die Hand und klopfte an die Tür.

    Martine machte auf und begrüßte ihn, ohne überrascht zu sein. »Komm herein.«
    Er setzte sich auf den neuen Schaffellteppich, und sie setzte sich ihm gegenüber mit ihrem Beutel Steine auf dem Schoß. Er spuckte sich in die Hand und streckte sie ihr entgegen. Sie spuckte in die ihre, und sie schlangen ihre Hände ineinander. Mit seiner anderen Hand hielt er ihr die Brosche entgegen.
    »Hat die Acton gehört?«, fragte er.
    Sie blinzelte überrascht und schaute sich die Brosche an. Dann setzte sie ein merkwürdiges, schiefes Lächeln auf und langte in den Beutel.
    Nur einer der fünf Steine, die sie warf, landete mit der Stirnseite nach oben. »Gewissheit«, sagte sie leise. »Es war seine.« Sie drehte die anderen um. »Verrat. Blut. Mord. Schuld.«
    »Acton ist schon ein feiner Kerl«, versuchte Ash zu scherzen. Sein Magen revoltierte; ihm war übel, und zugleich war er aufgeregt. Er ließ die Brosche neben die Steine fallen. Das Feuer warf ein flackerndes Licht über ihre verschlungene Form.
    »Ihr wohnt eine Geschichte inne«, sagte Martine. Sie rollte mit den Augen, während sie den Steinen lauschte. »Aber es liegt nicht an uns, die Geschichte zu hören. Und auch nicht zu erzählen.« Sie schüttelte den Kopf und ließ seine Hand los. »Mehr haben uns die Steine nicht zu sagen.«
    Beide betrachteten die Brosche. Actons Brosche .
    Martine durchfuhr ein sichtbarer Schauder. »Die hat eine Menge Blut gesehen.«
    »Er hat Tausende abgeschlachtet«, sagte Ash langsam, »aber ich nehme nichts Böses wahr, das von ihr ausginge. Du denn?«

    Martine zuckte mit den Schultern. »Es ist bloß ein Gegenstand, der durch viele Hände gegangen ist, seit er ihn zuletzt berührt hat. Vielleicht haben sie ihn reingewaschen.«
    »Vielleicht.«
    Sie starrten sie an, bis Martine plötzlich lachte. »Sieh uns nur an! Verzückt von einem Schmuckstück! Komm, setz dich an den Tisch, dann mache ich uns Tee.«
    Ash lächelte betreten und sprang hoch, um ihr dabei zu helfen, den Kessel über das Feuer zu hängen. Stumm saßen sie nebeneinander, bis der Kessel kochte, und tranken dann gemeinsam Tee.
    »Was soll ich damit tun?«, fragte Ash plötzlich.
    »Du könntest sie verkaufen. Ich gebe dir eine Echtheitsgarantie. Unter den alten Familien gibt es viele, die teuer dafür bezahlen würden, etwas von Acton zu besitzen.«
    Tief in ihm flüsterten die einheimischen Götter: Behalte sie . Martines Gesicht veränderte sich, und da wusste er, dass auch sie sie gehört hatte. Prompt fühlte er sich besser.
    »Vielleicht sollte ich es lieber nicht

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