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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Menge zupreschten, hielt Bramble den Atem an. Sie hatte sich nicht vorstellen können, wie schnell sie sein würden.
    Die Jagdbeute fegte mit flatterndem roten Banner an ihnen vorbei, und ihr folgte die Reiterschar. Bramble hörte das Dröhnen der Hufe und spürte, dass der Boden bebte.
    Die Pferde übersprangen erst eine Steinmauer, dann einen umgestürzten Baum. Mittlerweile lagen die besten vier Reiter weit vorn, und Bramble begriff nun allmählich, dass es mehr als eines schnellen Pferdes bedurfte, um zu gewinnen.
    »Sie müssen die gleichen Hindernisse überwinden wie die Jagdbeute«, sagte ihr Gorham ins Ohr, »aber sie können sich die Stelle selbst aussuchen. Die guten Reiter wählen die gerade Linie, auch wenn sie gefährlicher ist.«
    Bramble bemerkte, dass die Führenden ihre Pferde nicht an genau der gleichen Stelle springen ließen wie die Jagdbeute. Sie schnitten die Kurven, auch wenn dies hieß, dass sie ihre Sprünge an einer höheren Stelle eines Gatters, oder schlimmer noch, einer Steinmauer ansetzten, wo sie nicht sehen konnten, was sie auf der anderen Seite erwartete.
    Das Feld donnerte hinauf und raste so schnell an ihnen vorbei, dass Bramble nur ein Gemenge an Farben, bebender Erde, herumwirbelndem Staub und Schreie der Reiter vernahm.
    Dann wurde sie sich bewusst, dass sie selbst ebenfalls schrie, dass sämtliche Zuschauer ihre Favoriten anfeuerten. Sie selbst feuerte kein bestimmtes Pferd an, wollte einfach
nur, dass sie alle schnell, ja noch schneller ritten. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, und sie neigte sich wie die Reiter auf den Pferden, als könne sie mit ihnen über die Felder fliegen. Zum ersten Mal seit dem Sprung über den Abgrund fühlte sie sich lebendig.
    »Golden Shoes war an zweiter Stelle, hast du gesehen?« Gorham legte ihr die Hand auf die Schulter. »Da läuft sie!«
    Bramble sah lediglich das blaue Tuch um den Hals des zweiten Reiters. Bergab legte das Feld an Geschwindigkeit zu. Der nächste Sprung führte über einen Wasserlauf. Er sah täuschend leicht aus, doch der Herbstregen hatte die Uferböschungen aufgeweicht, und die hohe Geschwindigkeit der Pferde machte es noch schwerer, einen sicheren Tritt zu finden. Der erste Reiter schaffte es sicher nach drüben. Golden Shoes rutschte bei der Landung ein wenig aus, doch ihr Reiter ließ ihr Zeit, sich zu fangen, sodass sie auf den Beinen blieb. Der dritte Reiter stürzte mitsamt Pferd und fiel lang ausgestreckt hin, und die Pferde dahinter waren zu schnell, als dass sie hätten anhalten können. Zwei Reitern gelang es noch, ihre Pferde herumzureißen und in einem anderen Winkel abzuspringen, sodass sie jeweils auf einer Seite des gestürzten Pferdes landeten. Zwei weitere hingegen konnten nicht mehr ausweichen und landeten im verschlammten Ufer.
    Die Zuschauer auf dem Hügel erstarrten und hielten die Luft an. Nur eine Frau schrie »Robbie!« und rannte zum Wasserlauf hinab. Die anderen holten Atem und folgten ihr.
    Von den vier am Boden liegenden Pferden gelang es dreien, sich wieder aufzurappeln. Das vierte, der Braune, der als Erster gestürzt war, wiegte sich vor und zurück und versuchte erfolglos, wieder auf die Beine zu kommen. Sein Reiter war
zur Seite hin abgeworfen worden und saß nun da, den Kopf in den Händen haltend. Als die Zuschauer vom Hügel ankamen, standen die anderen Reiter bereits wieder.
    Die schreiende Frau eilte ohne Rücksicht auf das Wasser durch den Fluss und nahm den sitzenden Reiter in die Arme. »Bei den Göttern, bei den Göttern«, sagte sie immer wieder. »Ich dachte schon, du wärst tot.« Offenkundig war sie seine Mutter.
    Gorham war direkt zum Kopf des Braunen gegangen und half ihm auf, doch das Pferd humpelte stark.
    Den Arm seiner Mutter als Stütze benutzend, kam der Reiter zu ihnen herüber. Die Besorgnis stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ist es gebrochen?«
    In Erwartung seiner Antwort verstummte die Menge. Mit ernster Miene befühlte Gorham das Fesselgelenk eingehend. Dann lächelte er. »Nur eine Verstauchung«, sagte er. Er schaute hinüber auf die letzte Hürde, und die anderen folgten seinem Blick mit steigender Neugier, nun, da sich ihre schlimmsten Befürchtungen zerstreut hatten.
    »Wer hat die Jagdbeute erwischt?«, erkundigte sich der Reiter. Niemand wusste es.
    Gorham formte mit den Händen einen Trichter um den Mund und rief zu den Schiedsrichtern hinüber: »Wer hat gewonnen?«
    »Golden Shoes«, kam die Antwort zurück.

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