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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Gorham klopfte Bramble auf die Schulter. »Ich wusste es«, sagte er überglücklich. »Ich wusste, dass sie es schaffen kann.«
    Bramble schaute auf die vier Pferde, die die letzte Hürde genommen hatten. Sie drehten Runden, um sich abzukühlen. Der Reiter von Golden Shoes hob die Lanze mit dem roten Banner daran, eindeutig das Zeichen seines Sieges.
    Dann schaute sie zu den Reitern, die ihre Pferde im Kreis führten und dabei ihren Gang und ihren Atem überprüften.
Den Sturz hatten sie scheinbar schon vergessen. Einem von ihnen lief zwar noch Blut aus der Nase, doch er wischte es sich mit dem Handrücken ab und untersuchte die Hufe seines Pferdes an den Hinterläufen.
    Bramble blickte zu dem klaren Herbsthimmel empor. Sie spürte, wie ihr pochender Puls sich allmählich beruhigte, und lächelte. Der Nebel verdichtete sich wieder, die Glasscheibe beschlug. Aber nun hatte sie ein Mittel dagegen gefunden.
    »Wann ist das nächste Jagdrennen?«, fragte sie Gorham.
    »Erst im nächsten Frühjahr«, antwortete er und hatte dabei ein wissendes Grinsen aufgesetzt. »Schon süchtig danach geworden, was?«
    Sie bemühte sich, einen ungerührten Eindruck zu machen. Dabei lächelte sie jedoch auf eine Art, die alles andere als gelassen war. »Im nächsten Frühjahr«, sagte sie. »Gut. Dann habe ich ja noch Zeit, um den Rotschimmel vorzubereiten.«
    Er war verblüfft. »Auf was vorzubereiten?«
    Sie wies auf die Pferde am Wasserlauf, auf die letzte Hürde, auf Golden Shoes und ihre Rivalen. »Auf das hier. Im nächsten Frühjahr reite ich mit.«
    Nachdem er sein Erstaunen überwunden hatte, war Gorham begeistert. Auf dem Rückweg zum Stadttor gab er allerdings zu bedenken: »Dieser Rotschimmel ist ein gutes, starkes Pferd, aber auch schon so alt, dass du nur ein paar Jahre etwas von ihm haben wirst. Die Gelenke hat er dafür und auch die Hinterhand. Aber manche Pferde sind keine Springer und andere keine Rennpferde, und daran kann man nichts ändern. Das liegt ihnen im Blut.«
    »Wenn er will, kann er springen«, sagte Bramble trocken und erinnerte sich dabei an den Abgrund unter ihnen und den Stoß, als sie gelandet waren. Ob die Götter ihnen nun
geholfen hatten oder nicht, dieser Satz war gewaltig gewesen.
    »Die meisten Pferde können springen, wenn sie es wollen«, sagte Gorham. »Aber wird er springen, wenn und wo du es willst, und das mit der richtigen Geschwindigkeit?«
    Er fuhr noch eine Weile auf diese Art fort, um sie auf eine Enttäuschung vorzubereiten. Zugleich spürte er aber, wie seine eigene Aufregung wuchs. Die Pferde von anderen hatte er für Jagdrennen ausgebildet, doch noch nie ein eigenes. Na ja, genau genommen gehörte ihm der Rotschimmel ja nicht, aber er würde aus seinem Stall kommend an dem Rennen teilnehmen, was auf das Gleiche hinauslief. Er hatte eine kurze Vision, wie Bramble ihm vor den Stadtmenschen das rote Banner von der Lanze der Jagdbeute überreichte, und lächelte in sich hinein. Die Erinnerung an die Pflichten, die ihn zu Hause erwarteten, ernüchterten ihn wieder.
    »Ich muss gehen«, sagte er am Stadttor. »Osyth gibt nach dem Rennen einen Teeempfang für den Stadtrat und den erfolgreichen Besitzer und Reiter.« Er legte eine Pause ein. Danken würde Osyth es ihm nicht, wenn er Bramble mit nach Hause einlud, aber es schien ihm unhöflich, sie einfach hier stehen zu lassen.
    »Lieber du als ich«, sagte Bramble und schnitt dabei eine Grimasse, womit sie ihn aus seiner Zwangslage befreite. Sie war erfreut darüber, dass er sie hatte einladen wollen, und erleichtert, dass er es nicht getan hatte. Und diese Erleichterung hatte er ihr angemerkt, das wusste sie. Sie lächelte. Schließlich nickten sie einander zu und gingen ihrer Wege.
    Am Nachmittag des gleichen Tages kam Gorham noch einmal zum Hof. Er rieb sich die Hände, während er auf sie zuging, und fühlte sich in seiner Arbeitskleidung sichtlich wohl. »Nun, wenn du herausfinden willst, ob er eine Chance hat, dann lieber heute als morgen. Heute hat er noch keine
schwere Arbeit geleistet, also lassen wir ihn mal ein paar kleine Sprünge machen«, sagte Gorham. Bramble begriff, dass er genauso aufgeregt war wie sie.
    Nachdem sie sich ihre ältesten Sachen angezogen hatte und den Rotschimmel in das Übungsgehege führte, wo Gorham die großen Hindernisse abbaute, damit für ihre erste Übungsstunde nur niedrige Baumstämme blieben, starrte er sie missbilligend an.
    »Wo ist der Sattel?«
    »Ich benutze keinen Sattel. Das weißt du

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