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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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näher an sein Ziel brachte. Außerdem waren auch andere Dinge wertvoll. Swallows stille Anmut rief bei Saker in Vergessenheit geratene Erinnerungen an seine Mutter hervor, die zwar weder still noch anmutig gewesen war, aber die gleiche Hautfarbe und Geschmeidigkeit besessen hatte wie Swallow.

    Am ersten Abend, an dem er sich an seine Mutter erinnerte, weinte Saker leise in sein Kopfkissen. Er sah sie mit einem Besen hinter seiner älteren Schwester herstürzen, mit dem sie ihr Strafe für liegen gebliebene Hausarbeiten androhte. Seine Schwester schrie gellend auf vor Lachen, während sie um den Tisch hastete, und seine Mutter, bemüht, nicht zu lachen, schrie: »Du bist faul! Was bist du?« Außer Atem stieß seine Schwester von Lachen geschüttelt hervor: »Faul!« Schließlich warf sich seine Mutter kichernd auf die Wandbank am Feuer. Er erinnerte sich daran, selbst auch gelacht zu haben, so sehr, dass ihm die Augen tränten. Doch wann es geschehen war, daran konnte er sich nicht mehr erinnern - wie lange vor ihrer aller Tod. Im Nachhinein war es eine glückliche Erinnerung, und nachdem er geweint hatte, schlief er friedlich ein.
    Es gab lediglich eine Handvoll Erinnerungen, und jede neue war unbezahlbar. Sich an seinen Vater als kräftig, gesund und munter zu erinnern stärkte seine Entschlossenheit. Bis dahin hatte er sich an seinen Vater nur nach dem Überfall erinnern können, der Kopf halb zerschmettert von einem Schwerthieb, das Fleisch auf seiner Schulter zerfetzt von dem Steigeisen.
    Eines Abends, nach sechs langen, traurigen Liedern, hörte Rowan auf. »Das ist alles«, sagte er. »Jetzt hast du sie alle gehört.«
    » All e alten Lieder?«, fragte Saker, der sich seltsam verloren fühlte.
    »Alle Geschichtslieder. Die anderen sind für dich nicht interessant.«
    Saker setzte sich hin, sein Notizbuch auf dem Schoß. Er betrachtete das dicke Buch, dessen Seiten fast gefüllt waren. Dann schaute er erst Rowan und Swallow und dann Cypress an.

    »Danke. Dann … muss ich euch bald verlassen.«
    »In ein paar Tagen sind wir in Carlion«, sagte Rowan.
    Saker nickte. Die Zukunft wirkte sonderbar leer, trotz all der Arbeit, die vor ihm lag. Er würde zum Haus der Zauberin zurückkehren müssen und an der Landkarte arbeiten. Es würde keine weiteren geselligen Abende am Feuer geben, keine weiteren vergrabenen Erinnerungen, die wie Blumen in einem Sumpf ans Licht kamen. Im Laufe der letzten sechs Monate hatte er sich daran gewöhnt, Penda, der Student, zu sein, Teil einer reisenden Truppe. Er würde ein wenig brauchen, um sich daran zu gewöhnen, wieder allein zu sein.
    »Es war schön, dich bei uns zu haben«, sagte Rowan. »Als wäre unser Sohn bei uns.«
    Swallow zog die Stirn in Falten. »Überhaupt nicht!«, sagte sie in scharfem Ton. Dann aber lächelte sie Saker an. »Schön war es trotzdem.«
    »Deine Arbeit ist also getan, Freund«, sagte Cypress.
    Saker betrachtete aufs Neue sein Notizbuch und schüttelte den Kopf. »Sie fängt gerade erst an.«

Bramble
    Nach einem Frühstück, das aus dünnem Porridge bestand, nicht halb so gut wie der von Maryrose, brachte Gorham sie am nächsten Morgen zum Bauernhof. Sie trieb den Rotschimmel auf ein kleines Feld neben dem Cottage hinaus und machte sich an die Arbeit.
    Das Cottage zu putzen nahm den größten Teil des Morgens in Anspruch. Um kein neues Bett kaufen zu müssen, hatten sie ein altes mitgebracht, das Osyth in irgendeiner Dachstube aufgetrieben hatte. Es knarrte und hatte Holzwürmer, doch Gorham band es mit Lederriemen zusammen, und dank der neuen Füllung aus frischem Stroh (darauf hatte Gorham bestanden) war es durchaus bequem.
    Bramble und Gorham hatten sich am Abend zuvor zusammengesetzt und eine Liste der Dinge gemacht, die sie im Cottage benötigen würde: Kochtöpfe, Bettleinen, Geschirr, Besen, Scheuerbürste … Osyth rümpfte zwar die Nase, während sie all dies aufschrieben, doch wenig später tauchte sie mit einer ramponierten, halb zerbrochenen oder fast verschlissenen Version des Gewünschten auf. Bramble musste ein leises Lachen unterdrücken. Diese Frau warf nie etwas weg - nicht einmal einen alten Nachttopf! Wer sich darauf zu setzen wagte, würde sich den Hintern zerfetzen.
    »Danke«, sagte Bramble, als sie ihn ihr anbot, »aber ich kaufe mir einen neuen.«

    So war der Wagen mit fast allem beladen worden, was sie brauchen würde, mochte das Meiste davon auch in schlechtem Zustand sein. Gorham reparierte ein zerbrochenes Tischbein,

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