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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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kletterten ihren Kameraden hinterher. Macro schob sich zwischen den dicht gedrängten Soldaten hindurch zur nächsten Leiter und stieg hinauf. Er ergriff die Reling der Trireme und schwang sich über sie hinweg an Deck. Nachdem er breitbeinig dort gelandet war, zog er sein Schwert unter seinem Umhang hervor.
    Der Kampf um die Trireme war bereits entschieden. Wie Vespasian es vorhergesehen hatte, war nur eine Minimalbesatzung an Bord. Die restliche Mannschaft musste an Land sein und in der Festung oder in den Hütten wohnen, die sich hinter dem Strand den Hang hinaufzogen. Drei Leichen lagen auf dem Deck. Ein vierter Mann lehnte zusammengekrümmt am Mast und hustete schwallweise Blut. Zwei Piraten unmittelbar hinter dem Mast versuchten, sich zu ergeben, doch die Marineinfanteristen streckten sie gnadenlos nieder und rannten die Treppe zum Unterdeck hinunter. Die Befehle für den Angriff waren den Soldaten unmissverständlich eingeschärft worden: Man würde keine Gefangenen machen. Sie konnten es sich nicht leisten, Männer zur Bewachung abzustellen, und wenn sie Zeit auf Gefangene verwendeten, würde das das Tempo des Angriffs verlangsamen.
    Einige Piraten, die der ersten Welle des Angriffs entronnen waren, rannten zur gegenüberliegenden Reling und sprangen ins Meer. Sie schwammen so schnell sie konnten zum Strand, während Macros Leute alles nach ihnen warfen, was ihnen in die Hände kam: Belegnägel, Töpfe, Krüge und sogar die Waffen, die die Piraten bei ihrer entsetzten Flucht zurückgelassen hatten.
    Macro ließ seine Männer gewähren und rannte zum Achterdeck, wo er die kleine Treppe mit einem einzigen Satz hinaufsprang. Er eilte zur Reling und blickte aufs Wasser hinaus, um zu sehen, wie es seinem kleinen Geschwader erging. Die Bireme, die ihm am nächsten war, hatte ihre Beute fast erobert, und auf den Decks der Schiffe dahinter war der Kampf in vollem Gange. Zufrieden mit dem erfolgreichen Beginn des Angriffs, schlug er mit der Faust aufs Holz. Aber er durfte nun nicht nachlassen. Er beugte sich über die Reling, erblickte Decimus und winkte mit dem Schwert, um die Aufmerksamkeit des Trierarchen auf sich zu lenken.
    »Setz deine Männer in Bewegung! Schick die Matrosen zurück an Bord. Ich kümmere mich um die Marineinfanteristen!«
    Decimus salutierte und brüllte seinen Leuten sofort Befehle zu. Macro rannte aufs Hauptdeck zurück.
    »Die ersten beiden Abteilungen, zu mir. Alle anderen, zurück aufs Schiff!«
    Die Männer waren so erregt und aufgepeitscht, dass es einen Augenblick dauerte, bis der erste Soldat auf Macros Befehl reagierte und zur Enterleiter zurückeilte. Als die Römer, die das Piratenschiff als Erste geentert hatten, aus dem Frachtraum an Deck zurückkehrten, packte Macro ihren Optio am Arm.
    »Nimm dir ein paar Leute. Steig wieder nach unten und entfache ein paar Feuer. Lass es hübsch lodern. Und dann zurück zu unserem Schiff.«
    »Jawohl, Herr.«
    »Wir können nicht auf euch warten.« Macro nickte zu einem kleinen Boot hinüber, das an Deck festgebunden war. »Ihr müsst das hier nehmen. Los!«
    Er wandte sich ab, kletterte über die Reling und stieg zur Liburne hinunter. Auf dem Deck wimmelte es von aufgeregten, freudestrahlenden Marineinfanteristen, die von ihrem leichten Sieg noch ganz berauscht waren. Macro trat zu Decimus, während die Enterhaken geborgen und die Enterleitern heruntergenommen wurden.
    Decimus grinste ihn an. »Ein Schiff haben wir, bleiben also nur noch zwanzig oder so.«
    »Ein Kinderspiel.« Macro lachte. Er drehte sich um und deutete auf eine Bireme, die von dem gerade eroberten Schiff aus landwärts lag. »Die ist als Nächste dran. Bring uns so schnell wie möglich längsseits.«
    Die Männer an den Riemen stießen die Liburne von der Trireme ab und sorgten dann dafür, dass die kleine Galeere Fahrt aufnahm. Als sie das große Kriegsschiff hinter sich zurückließen, sah Macro vom Deck einen Rauchfaden aufsteigen. Bald verdichtete der Qualm sich zu einer wirbelnden schmutzig grauen Wand, da das Schiff zunehmend von den Flammen erfasst wurde. Vor ihnen traf die Besatzung der Bireme alle ihr möglichen Vorbereitungen, um das Entern abzuwehren. Während des raschen Angriffs auf die Trireme hatten die Piraten Zeit gehabt, sich zu bewaffnen und an der Reling entlang aufzustellen. Mehrere verfügten über Kampfbögen, und man hatte Wurfspeere zusammengerafft und einsatzbereit gegen die Reling gelehnt. Wie zuvor war auch hier nur ein Bruchteil der Besatzung an

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