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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Eröffnungsmanöver handeln.«
    »Eröffnungsmanöver?« Secundus blickte Cato mit hochgezogenen Augenbrauen an und stieß dann ein bitteres Lachen aus. »Ich glaube nicht, dass diese Männer den Sieg eures Präfekten noch erleben werden. Falls es überhaupt dazu kommt.«
    Cato zuckte mit den Schultern. »Vertraue ihm einfach. Er hat uns bisher noch nie enttäuscht. Gehen wir.«
    »Es gibt immer ein erstes Mal«, knurrte Secundus, der sich wieder aufrappelte. Sie setzten den Abstieg fort. In diesem Tempo, überschlug Cato rasch, würden sie den Strand bis zum Sonnenuntergang nicht erreichen. Sobald die Nacht erst hereinbrach, würden sie haltmachen müssen, da sie es nicht wagen konnten, dem halsbrecherischen Pfad in der Dunkelheit weiter zu folgen. Bis dahin war die Schlacht vielleicht entschieden. Falls es für die römische Flotte schlecht ausginge, wäre es sinnlos, Richtung Strand weiterzugehen, denn in diesem Falle müssten sie sich den Pfad hinauf in Sicherheit bringen.
    »Cato? Was geschieht, wenn wir am Fuß des Berges ankommen?«
    »Gehen wir einmal davon aus, dass unsere Flotte die Schlacht gewinnt. Dann nehmen wir ein Boot und setzen zu unseren Schiffen über.«
    »Und wenn unsere Leute verlieren?«
    »Das werden sie nicht. Spar dir jetzt deinen Atem und geh weiter.«
    Sie setzten ihren Weg den Pfad hinunter schweigend fort. Man hörte nichts als Secundus’ Keuchen und das leise Kreischen der Möwen unter ihnen. Sie kamen an einigen verkrüppelten Bäumen vorbei, und ein kleines Stück weiter vorn führte der Pfad in den Schatten eines dichten Kiefernwaldes. Cato blieb stehen.
    »Kennst du diesen Weg gut?«
    »Nur zu gut.« Secundus verzog das Gesicht. »In den letzten zwei Monaten bin ich ihn öfter hinauf- und hinuntergestiegen, als ich mich erinnern mag.«
    »Wie weit reichen die Bäume nach unten?«
    »Bis ganz hinunter zum Strand.«
    »Gibt es keine Lichtungen? Keine Stelle, von der aus wir beobachten können, was auf der anderen Seite der Bucht geschieht?«
    Secundus dachte einen Augenblick nach und schüttelte denn den Kopf.
    »Verdammt … « Cato biss sich auf die Lippen. Das Letzte, was er sich wünschte, war, bis ganz zum Fuß des Berges hinunterzusteigen, ohne die geringste Ahnung zu haben, wie die Schlacht verlief. Aber es ließ sich nicht ändern. So war das Gelände nun einmal. Sie würden im Wald nach unten steigen und eben hoffen müssen, dass die Piraten unterlagen. Doch als Cato zum gegenüberliegenden Strand spähte, sah er, dass die Schlacht sich in der Biegung der Bucht konzentrierte und alle Galeeren und kleinen Boote zu einem dichten Getümmel von Schiffen ruderten, die dort miteinander im Kampf lagen. Das konnte nur eines bedeuten: Die Römer verloren, und zwar schlimm. Wenn nicht bald etwas geschah, würden sie zweifellos von den Piraten überwältigt werden.
    »Was ist das?«, fragte Secundus, hob die Hand und deutete aufs Meer. »Ein Kriegsschiff?«
    Cato blickte sich dorthin um, wo der massige Berg steil ins Meer tauchte. Der schlanke Bug einer Trireme kam in Sicht. Gleich darauf tauchten zu ihren beiden Seiten weitere Fahrzeuge auf. Alle hatten die Segel gesetzt, um die Ruderer zu unterstützen, und so kam die ganze Flotte Ravennas in Sicht und eilte im Höchsttempo dem Piratenversteck entgegen.
    Cato wandte sich dem kaiserlichen Beauftragten mit einem Lächeln zu. »Da. Ich hatte dir doch gesagt, dass Vespasian einen Plan hat.«
    »Wohl wahr.« Secundus lächelte reumütig. »Aber wenn du mich fragst, scheint mir, dass er alles ein bisschen knapp bemessen hat.«
    Cato drehte sich um und sah, dass der Mann nicht ganz unrecht hatte. Die Flotte würde fast eine Stunde brauchen, um die Landspitze zu umrunden und in die Bucht einzulaufen. So, wie die Dinge zu stehen schienen, würden die Überlebenden der ersten fünf Schiffe nicht so lange durchhalten.
    Vom Turm auf dem Vordeck seines Flaggschiffs hatte Vespasian gute Sicht über die Wasserfläche zwischen den beiden Bergen. Über der Landspitze in der Ferne stieg eine dichte Rauchwolke in den Himmel hinauf. Hinter ihm schlug der Pausarius einen steten Rhythmus auf seiner Trommel, und bei jedem kräftigen Ruderschlag fuhr unter den Sohlen des Präfekten ein leichter Ruck durch das Deck. Ein achterlicher Wind füllte die Segel und hätte für seine Zwecke nicht günstiger sein können. Doch Vespasian war besorgter als je zuvor in seinem ganzen Leben. Nur ein paar Meilen voraus kämpften und starben seine Leute, und er musste

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