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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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achtern werden wir bald am Treffpunkt ankommen. Natürlich wird die Rückfahrt nach Ravenna dadurch schwierig. Vielleicht müssen wir dann das Segel einholen und zu den Riemen greifen.«
    Er nickte zum Deck hinüber, und Cato warf einen Blick durch die Gräting. Darunter waren die auf den Ruderbänken sitzenden Männer im Dämmerlicht gerade noch so eben zu erkennen.
    »Werden Sie schnell genug sein, um das Schiff aus der Gefahrenzone zu bringen, falls es sich um eine Falle handelt?«
    »Wohl schon. Dieser Schiffstyp ist für Schnelligkeit gebaut. Die eigentliche Frage ist, wie lange sie so ein Tempo durchhalten können. Normalerweise sind meine Männer gut ernährt und ausgeruht, wir haben also im Notfall diese zusätzliche Kraftreserve. Wollen wir einfach nur hoffen, dass es nicht zum Notfall kommt, oder?«
    »Segel! An Backbord!«, rief der Ausguck vom Masttopp herunter, streckte den Arm aus und wies auf eine Stelle kurz vor der Küste.
    Cato drehte sich sofort um und spähte zum Horizont, sah aber entlang der ungebrochenen Linie nichts.
    Decimus rief zum Ausguck hinauf: »Kannst du etwas erkennen?«
    Nach kurzem Zögern kam die Antwort. »Ein schwarzes Segel. Ich kann den Rumpf jetzt ausmachen. Ein großes Schiff.«
    »Ist er das?«, fragte Cato.
    »Höchstwahrscheinlich. Im Winter sind nur wenige Schiffe auf See. Und angesichts der Beutezüge der Piraten sogar noch weniger.«
    »Achtung an Deck!«
    Cato und Decimus blickten zum Masttopp hinauf. Der Ausguck zeigte nach Süden. »Noch ein Segel.«
    Cato spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. »Es ist eine Falle.«
    »Immer mit der Ruhe«, meinte Decimus lächelnd. »Wir haben noch massenhaft Zeit, zum Meer hin zu entkommen.«
    »NocheinSegel!Undnocheines!«,riefderAusguckundzeigtemitdemArmüberdasHeckderBireme.
    Cato nickte resigniert und wandte sich dann mit einem gezwungenen Lächeln wieder an Decimus. »Was hattest du gesagt?«
    Der Trierarch beachtete ihn nicht, stellte sich auf die Zehenspitzen und starrte über die Dünung hinweg nach achtern. Am Horizont waren ganz schwach zwei Dreiecksegel zu erkennen.
    »Verdammt gutes Seemannshandwerk«, knurrte Decimus. »Sie müssen uns lange vor dem Beidrehen gestern Abend von Osten her beobachtet haben.«
    »Woher weißt du das?«
    »Sie waren im Dämmerlicht verborgen, während wir uns vor der untergehenden Sonne abgezeichnet haben.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt?« Der Trierarch zuckte mit den Schultern. »Sie haben uns bei den Eiern. Lass uns hoffen, dass das kein Hinterhalt ist. Ein Fluchtversuch ist zwecklos. Wir müssen beidrehen und hier auf sie warten.«
    Die Bireme schaukelte auf der Dünung. Man hatte ein kleines Focksegel gesetzt, damit der Bug ruhig blieb und das Schiff gerade genug Fahrt machte, um steuerbar zu sein. Um Cato herum war das Deck für einen eventuellen Kampf klargemacht worden, und die Marineinfanteristen der Bireme waren auf ihren Plätzen. Das auf dem Vordeck angebrachte Katapult war geladen, und unter dem stetigen Gerassel des Sperrrades wurden die Bogenarme zurückgekurbelt. Netze gegen das Entern wurden ausgespannt, und an der Heckreling eine Handvoll mit Bögen bewaffneter Männer aufgestellt. Cato hatte seine Rüstung angelegt und stand, die Hand auf dem Schwertgriff, neben Decimus. Er blickte auf die vier Schiffe, die sich der Bireme stetig näherten. Drei von ihnen waren kaum größer als die Bireme und verwendeten ein Lateinersegel östlicher Machart. Sie waren schlank und schnitten mühelos durch die blaugrauen Brecher, die über das Meer fegten. Als das vierte Schiff so nahe war, dass man Einzelheiten erkennen konnte, schüttelte Decimus verzweifelt den Kopf. Selbst Catos ungeübten Augen war die Silhouette vertraut.
    »Das ist doch ein römisches Schiff, oder?«
    »Früher mal. Muss eine der Triremen sein, die verloren gegangen sind.«
    Die kleineren Fahrzeuge drehten in einiger Entfernung von der Bireme bei und warteten auf das vierte Schiff. Die Trireme hatte wie die anderen Piratenschiffe ein dunkles Segel, und nach der letzten Wende tauchten winzige Gestalten auf der Rah auf und holten eilig das Segel ein. Gleich darauf wurden die Riemen herausgeschoben, und nach einer kurzen Pause, um im Takt zu beginnen, tauchten sie ein und wühlten das Meer auf, während die Trireme unmittelbar auf das römische Schiff zuhielt.
    Decimus sah Cato an. »Der Augenblick der Wahrheit, denke ich.«
    »Ja.« Catos Blick war auf das herankommende Kriegsschiff geheftet, und er fragte

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