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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Kommando führt.«
    Cato wusste sehr wohl, dass der Mangel an Zutrauen in unerfahrene Offiziere nicht nur den Präfekten, sondern auch ihn betraf, und er presste die Lippen zusammen, um sich nicht zu einer bösen Antwort hinreißen zu lassen.
    »Was wird der Pirat denn nun tun?«
    »Er wird Telemachos Bericht erstatten. Aber bis dieser Bastard die Botschaft hat, sind wir an Land und machen uns bereit, ihn zur Strecke zu bringen.«
    »Was, wenn dieses Schiff nach uns Ausschau gehalten hat?«
    »Nein.« Albinus schüttelte den Kopf. »Es muss eine Zufallsbegegnung gewesen sein. Sie wissen nicht, dass wir kommen.«
    »Was aber, wenn Sie es doch wussten?« Catos Gedanken rasten, als er die Folgen durchdachte. »Was, wenn er in See gestochen ist, um uns abzufangen?«
    »Du machst dir Sorgen um nichts, Herr«, erklärte Albinus mit leicht verärgerter Stimme. »Ich sage dir, dass sie keine Ahnung haben. Wie denn auch, nachdem der Präfekt die Operation so gründlich geheim gehalten hat? Und selbst wenn sie Bescheid wüssten – du hast ja unsere Schiffe gesehen. Und sogar ebenfalls einige Schiffe der Piraten. Du weißt, dass Telemachos es nicht mit uns aufnehmen kann.« Albinus blickte sich um, um sicherzugehen, dass keiner seiner Männer seine nächsten Worte hören konnte. »Und jetzt halte dich bitte mit solcher Panikmache zurück, Herr. Es tut meinen Männern nicht gut, wenn sie sehen, wie ihre Offiziere beim ersten Anblick eines fremden Segels den Kopf verlieren. Und deinen Leuten übrigens auch nicht.«
    »Einverstanden.« Cato nickte. »Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Das wäre das Beste, Herr. Und jetzt, wenn du gestattest, es wird eine lange Nacht. Ich muss nach meinem Schiff sehen.«
    »Ja. Ja, natürlich.«
    Albinus salutierte, wandte sich ab und ging barfuß übers Deck zum Bug. Cato sah, wie er in der dunklen Masse von Gestalten verschwand, die sich auf dem Vorschiff drängten. Dann ballte er die rechte Hand zur Faust und schlug sich damit auf den Oberschenkel. Es war nicht das erste Mal, dass man ihm das Gefühl gab, ein unwissender Neuling zu sein. Doch wie oft er sich auch entschloss, sich seinen Mangel an Erfahrung und fachmännischen Kenntnissen nicht anmerken zu lassen, er schien immer ertappt zu werden und fühlte sich danach unzulänglich. Eine Unzulänglichkeit, die er auf keinen Fall so stehen lassen wollte, um welchen Preis auch immer.
    Die Nacht verging langsam. Für Cato war die Erfahrung extrem zermürbend. Rundum klangen die Geräusche des Meers so erschreckend nah, als könnte es jeden Augenblick hochwogen und das Schiff verschlingen. Cato wurde von der albtraumhaften Vorstellung gequält, er müsse allein und verlassen in der wogenden Weite des dunklen Ozeans darum kämpfen, über Wasser zu bleiben, bis ihn schließlich die Kräfte verließen und er in einem pechschwarzen Vergessen versank.
    Er konnte unmöglich schlafen, solange er von solchen Ängsten heimgesucht wurde, und er blickte mit offener Bewunderung und voll Neid auf die reglos daliegenden Marineinfanteristen seiner Centurie. Eine Weile stapfte er über das Deck und spähte nach den blinkenden Hecklichtern der Flotte um ihn herum. Gelegentlich wehten Stimmen über das Wasser heran. Sie klangen ausdruckslos und verwaschen und manchmal auch nicht wie die Stimmen von Menschen. Er starrte angestrengt in die Dunkelheit und fragte sich, ob in den Mythen von Seeungeheuern nicht zuletzt doch ein Körnchen Wahrheit steckte.
    »Eine ruhige Nacht, Herr.«
    Cato fuhr zusammen und drehte sich um. Nicht weit von ihm stand eine dunkle Gestalt an der Reling. Er erkannte die Stimme sofort und nickte zum Gruß.
    »Ja, Optio Felix. Durchaus ruhig, denke ich.«
    Er spürte die Belustigung des Optios, noch bevor dieser fortfuhr: »Du wirst dich daran gewöhnen, Herr. In wenigen Monaten wird dir das Meer wie deine zweite Heimat vorkommen.«
    »Das bezweifle ich ehrlich gesagt«, antwortete Cato, bevor er sich auf die Zunge beißen konnte. Er kannte seinen Optio erst seit ein paar Tagen, also sollte er sich ihm nicht so schnell anvertrauen – und schon gar nicht Angst oder Schwäche zugeben. Er räusperte sich, und nachdem er zuvor mit aufgestützten Ellbogen dagestanden hatte, richtete er sich nun auf und packte die hölzerne Reling mit beiden Händen. Er sagte lässig: »Es ist durchaus eine interessante Erfahrung, aber ich könnte mir vorstellen, dass es recht schnell langweilig wird.«
    »Langweilig?« Der Optio war überrascht. »Das Meer hat

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