Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
fragend an. Doch Meilon zuckte nur mit den Achseln und sagte: „Seht einfach selbst. Er wartet unten im Restaurant.“
Zu fünft begaben sie sich in das Erdgeschoss des weitläufigen Gebäudes. Sie nutzten dazu zum ersten Mal offene Bootskugeln, welche die Funktion eines Fahrstuhles einnahmen. Kleine, zwei Gäste samt Gepäck fassende Kugeln liefen auf spiralförmigen Trassen quer durch das gesamte Hotel, die inneren flossen nach unten, die äußere Spur beförderte die Transportkugeln nach oben. Dabei erreichte dieses Beförderungssystem abwärts eine beeindruckende Geschwindigkeit. Ein bisschen wie in einer Wildwasserbahn, nur völlig trocken. Nach der rasanten Abfahrt stieg Jason aus und nahm sich vor, nachher wieder so eine putzige Kugel zu nutzen.
Beim Eintreten in die Lobby fiel Jasons Blick auf eine Reklametafel: „Heute Theateraufführung im Schlosshof - Rosenbarts Töchter!“
„Das ist doch ...“ Weiter kam er nicht.
Meilon deutete auf einen Fensterplatz und sagte: „Dort sitzt er. Neidolan Rangni - er hat sich als Einziger bereit erklärt, die Meerenge zu überqueren. Er ist noch leicht angetrunken, wir haben ihn in einer Schenke aufgetrieben. An der Rezeption haben wir den Tipp erhalten. Aber ich weiß nicht ...“
Im Näherkommen musterte Jason ihren potenziellen Reiseführer. Der Mann lag mehr in dem feinen Sessel, als dass er darin saß. Die braungrauen, schulterlangen Haare fielen ungekämmt über sein halbes Gesicht. Darunter erkannte Jason - und hier stockte ihm kurz der Atem - einen rot-schwarzen, flachen Opal in dessen linkem Auge. Zwischen den Bartstoppeln qualmte eine Art Zweig, gehalten von seinen Lippen. Vor ihm stand ein Glas mit einer hellgrünen Flüssigkeit - Fruchtschnaps, wie Jason wusste. Rhodon hielt dasselbe Getränk in Händen und prostete dem Einäugigen zu.
Auch Callum verzögerte seinen Gang, als er sich dem möglichen Transporteur näherte. Doch er entschied sich für Freundlichkeit. Vor ihm angekommen legte er seine Hand zur Begrüßung gegen sein Herz. „Gesegneten Tag, verehrter Neidolan Rangni. Mein Name ist Callum Debreux, Limart der Schule von Sapienta. Wie ich hörte, bietet Ihr uns die Überfahrt nach Tenia auf dem Kontinent der Ingadi an.“
Wenn er erwartet hatte, einen entsprechenden Gegengruß zu erhalten, wurde er enttäuscht. Neidolan hob nur kurz die Hand und antwortete mit dunkler Stimme. „Rangni.“ Seinen qualmenden Zweig behielt er im Mund. „Das kommt auf den Preis an. Ist verdammt gefährlich da draußen. Nur ich komme durch. Hiermit.“ Er beugte sich nach vorne und präsentierte Callum den Augenstein. Lachend boxte er Rhodon auf den Oberschenkel. Jetzt bei Nahem erkannte Jason, dass schwarze Äderungen in flimmernder Bewegung über den Opal glitten.
Callum zog fragend die Augenbrauen hoch: „So?“
„Kann damit durch die Wellen schauen. Sehe vorher, was als Übernächstes kommt. Darum kentere ich nicht.“ Verhalten rülpsend sackte der Bootsführer zurück in den Sessel. Nickala verzog angewidert den Mund.
„Hmm.“ Callum ließ sich im gegenüberliegenden Sitz nieder und betrachtete Rangni. Seine beiden Schüler und Nickala platzierten sich im Hintergrund. Rhodon lehnte sich gemütlich zurück und fütterte seine Echse mit den Knabbereien, die auf dem Tisch standen. Für ihn schien das hier alles das reinste Vergnügen zu sein.
„Wie oft seid Ihr in diesem Jahr schon über die Meerenge gefahren?“, wollte Callum wissen.
„Noch gar nicht. Wenn‘s nicht sein muss, bleib ich schön in der Nähe der Küste. Bin doch nicht lebensmüde. Aber letztes Jahr bin ich zweimal rüber. War verdammt hart fürs Schiff, wir sind aber rüber und wieder zurück. Die haben 500 Gulden für die Überfahrt gezahlt - eine Strecke!“
Callum neigte sich zurück und starrte zur Decke. An seinem Gesicht konnte Jason Sorge und Zweifel erkennen. Scheinbar desinteressiert blickte Rangni derweil auf die aufgewühlte See und sagte: „Aus Tenia kommt gar kein Schiff mehr rüber, seit einem Jahr nicht. Die sitzen da fest.“
Meilon meldete sich zu Wort: „Vielleicht sollten wir doch ein Flugschiff nehmen? In der Nacht sind die Angriffe seltener ...“
„Pah, dann schreibt gleich noch ‘nen Abschiedsbrief“, fuhr ihm Rangni dazwischen. „Über der Meerenge sind die verfluchten Sandurai-Flugechsen besonders fleißig. Mit dem Teufel geht das zu. Und wer einmal in die Fänge der Fluten da draußen gerät, der taucht nicht wieder auf.“
Callum traf eine
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