Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Entscheidung. Er beugte sich nach vorne: „Am Geld soll es nicht scheitern. Wir müssen sofort starten. Wann könnten wir aufbrechen?“
Ein Grinsen zeigte sich auf Rangnis Gesicht. Er zog den qualmenden Ast zwischen seinen Zähnen hervor und drückte ihn in einem fischförmigen Aschenbecher aus. „Mein Schiff muss noch vorbereitet werden. Gegen Nachmittag könnte es losgehen. Wir legen dann am frühen Abend in Tenia an.“
„Abgemacht.“ Callum erhob sich und hielt Neidolan Rangni die Hand entgegen. Dieser drückte sich hoch, schwankte leicht und schlug schließlich ein. Aber - Jason klappte der Mund auf - wie war das möglich, Rangni fehlte der komplette rechte Unterschenkel und doch stand er kerzengerade.
„Abgemacht. Wir treffen uns gegen zwei an Mole 1 - dem größten Lagerhaus direkt gegenüber der Hafeneinfahrt. Seid pünktlich, viel später dürfen wir nicht auslaufen.“ Rangni klopfte Rhodon auf die Schulter, umrundete den Tisch und wendete sich Richtung Ausgang. Dabei benutzte er sein halbes Bein, als ob es noch vollständig wäre. Der Kniestumpf schien in der Luft aufzusetzen. Fasziniert starrte Jason hinter dem bucklig dahinwankenden Seefahrer her.
Kurz vor Erreichen der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte: „Übrigens, mehr als fünf Leute kann ich nicht mitnehmen. Und seid pünktlich!“
Entsetzt sahen sich die Gefährten an. Wer sollte zurückbleiben?
***
„Wie macht Rangni das eigentlich, dass er mit einem Bein in der Luft schwebt?“, fragte Jason.
Shalyna hatte sich umgezogen und trug wieder eine Weste mit einem V-Ausschnitt über dem Bauchnabel, welches genau auf ihren roten Diamanten zeigte. Um die Handgelenke hatte sie mehrere Lederbänder gewickelt, die mit Steinen und Schmuck verziert waren. Nur das Stirnband war dasselbe von heute Morgen. Sie streiften über den Markt von Raventa. Fisch, Fisch und nochmals Fisch. Eine typische Hafenstadt. Zudem blühte das Handwerk. Die Fischer schienen den halben Tag zu angeln und die restliche Zeit zu schnitzen oder zu bildhauern. An ihren Ständen boten viele neben dem Fanggut künstlerisch ausgearbeitete Fischskulpturen an. Jason sah Fischarten, die er von der Erde bisher nicht kannte: ingadiähnliche Seepferdchen, Karpfen mit Stoßzähnen oder einen Wal mit Rüssel. Es gab Schnitzereien aus fein poliertem Stein, schwarzem Holz oder dunkelgrünem Metall. Vom Kettenanhänger bis zum Hauswappen fand sich hier alles. Daneben bewarben mehrere Stände Massagen und Limarbehandlungen.
Jason freute sich noch immer, dass er Rhodon davon hatte abhalten können, ihn und Shalyna bei der Erkundung von Raventa zu begleiten. Vorher hatte es schon eine hitzige Diskussion gegeben, wer bei Rangni mitfahren darf und wer nicht. Schließlich war man übereingekommen, dass die vier Limarten plus Rhodon das sinnvollste Team wären. Jason hatte diese Entscheidung schweren Herzens Seron mitgeteilt. Immer wieder hatte ihm der Wolf daraufhin ein Bild gesendet: er mit Jason im Boot bei der Überfahrt. Jason konnte nur jedes Mal den Kopf schütteln. Gemeinsam mit Shalyna hatte er seinen Wolfsfreund dann zum Stadttor begleitet. Zum Abschied war er dem Wolf um den Hals gefallen und hatte einfach losgeweint. Das war ihm schon ein bisschen peinlich vor Shalyna gewesen.
„Rangni trägt eine Volomer-Einlage unter dem Stumpf. Genau wie bei den Flugschiffen hält es das Knie oben. Das Gewebe wird an das Gewicht des Patienten angepasst. Nimmt er zu, kippt er um.“ Lachend gingen sie zum nächsten Stand.
Jason schwebte neben Shalyna dahin. Er wunderte sich selbst über seinen Mut, als er fragte: „Warum ... warum warst du eigentlich immer so abweisend? Was war dein Problem mit mir?“ Sein Herz pochte so schnell, dass er kein weiteres Wort herausbekommen hätte.
Shalyna wurde ernst und blickte nach unten. „Ich muss meine Ausbildung so zügig wie möglich beenden. Mein Bruder und meine Mutter brauchen mich.“ Sie schaute ihm direkt in die Augen. „Mit dir hatte das im Prinzip nichts zu tun.“
Jason machte innerlich einen Luftsprung bei diesen Worten. „Aber warum so eine Eile? Was ist denn so dringend?“
Würde sie jetzt ihr Geheimnis lüften?
„Weil ...“, Shalyna sah ihn unsicher an, „... ich ... ich möchte es eigentlich nicht sagen.“ Stumm senkte sie den Blick auf den Boden.
Im ersten Moment war Jason enttäuscht. Doch als er ihre Befangenheit erkannte, wollte er sie schnell ablenken. „Was hältst du von diesem
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