Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Hände in die Luft: „Komm nicht näher. Du darfst mich nicht berühren.“
Doch er hatte nicht bedacht, dass Shalyna eine talentierte Limartin war. Sie grinste heimtückisch und schon wurden ihm wie von Geisterhand die Beine weggezogen. Hilflos trudelte er nach hinten und schluckte vor Schreck das salzige Wasser in die Lungen. Prustend und hustend kam er zurück an die Oberfläche. „Das war unfair. Du hättest ...“
„Da seid ihr ja.“ Callum und Nickala traten aus einem der Seitengänge in die Badehöhle. „Man hört euch bis draußen. Das ist eigentlich ein Ruhebad!“, tadelte ihr Lehrer.
Shalyna kam gar nicht mehr raus aus dem Kichern. Übermütig bespritzte sie auch Callum mit Wasser.
Das hätte sie besser nicht tun sollen. Callum ließ eine Welle auf sie zurollen, die sie erneut unter Wasser drückte.
„Genug“, beendete Callum den Spaß. „Ich würde gerne mit euch vor dem Mittagessen eine weitere Übungsstunde durchführen. Wer weiß, wann wir das nächste Mal dazu kommen.“
Auf dem Weg zum Hotel sah Jason, wie mehrere Dutzend Soldaten die Stadt verließen. Callum sah seinen Blick und erklärte: „Das Richterhaus ruft die Truppen zusammen. Der Krieg ist nicht mehr lange hin. Ich habe vorhin mit Meister Allando gesprochen. Sie lassen das Heer in Dwando sammeln.“
Die Lehrstunde verging wie im Flug. Callum ließ Shalyna und Jason mithilfe des Limars die Elemente verformen. Sie mussten Luftschilde bilden, Sand auftürmen und trainieren, seine Verteidigung mit Geschossen aus gehärteter Luft zu durchdringen. Immer wieder wies er Jason darauf hin, dass er die gewünschte Form deutlicher in Gedanken vor sich sehen müsse. Nur so könne sich das Limar daran ausrichten.
„Du versuchst es zu erzwingen“, tadelte er, „und verschleuderst dabei deine Kräfte. Du musst es dir klarer vorstellen, lass das Limar den Hauptteil der Arbeit tun.“
Völlig erschöpft taumelten Shalyna und Jason in den Speisesaal. Nach einem üppigen Mahl verabschiedeten sie sich von Hauptmann Meilon und den übrigen Soldaten. Es war beschlossen worden, dass die Heerestruppe in Raventa auf die Rückkehr der vier Limarten plus Rhodon warten sollte.
Dann begaben sie sich zum Kai. Hier lagen die Schiffe im Halbkreis angeordnet. Es gab nur kleinere Fischerboote, große Boote mit zu viel Tiefgang hatten keine Chance, an der flachen Küste vor Raventa entlangzugleiten. Und nur dort war das Risiko eines Unterganges begrenzt, die Fischgründe dafür umso reichhaltiger.
„Da oben“, Callum zeigte auf ein verwaistes Flugfeld, aus dessen Asphalt überall Gras hervorspross, „sind wir normalerweise gelandet. Nun verstauben alle Flugmaschinen in irgendwelchen Hallen.“
Tatah kshîyate prakâshâvaranam
Dies entschleiert das Licht.
Patanjali, Yoga-Sutren, Teil 2, Sutre 52
5.4 Die Überfahrt
„Hier rüber“, rief sie die raue Seefahrerstimme.
Jason wurde mulmig beim Anblick des Schiffes. Das Boot machte den Eindruck, als wäre es aus Speermüllresten zusammengezimmert. Die Bretter der Beplankung leuchteten im Licht der zwei Sonnen in unterschiedlichsten Farben. Ein Metallband zog sich quer über die gesamte Steuerbordseite. Trotzdem wirkte das Schiff stabil. Die Seiten waren doppelt beplankt, schräge Holzbretter verhinderten, dass Wasser auf das Deck schwappen konnte. Am Heck besaß es Löcher zum Wasserablauf.
Rangni wartete schon. Mit Pfeife im Mund, das gesunde Bein aufs Steuerrad gefläzt, lehnte er sich gegen den Mast und rauchte. Es sah so aus, als schwebe er in der Luft.
„Kann´s losgehen? Habt ihr das Geld dabei? 5.000 Gulden in bar, bitte sehr.“
„Was? Vorhin waren es noch 500!“, entgegnete Callum entrüstet.
„Pro Mann, Landratte, pro Mann und Strecke. Hin- und Rückfahrt im Voraus!“
Rhodon ging auf den Seefahrer zu und packte ihn an seinem karierten Hemd. Mit heruntergezogenen Augenbrauen fragte er: „Verdammter Betrüger! Versuchst du unsere Not auszunutzen?“
„Lass gut sein, Bruder.“ Rangnis Stimme klang bei Weitem nicht mehr so hochmütig wie zu Anfang. „Bedenke, dass ich mein Leben riskier. Das würdest du auch nicht für ‘ne Schippe voll Gras machen.“
Callum fasste Rhodon von hinten auf die Schulter. „Lass gut sein. Wir haben keine Wahl.“
Verärgert drückte der Limart Rangni das Geld in die Hand und schritt vorne zum Bug. Sein Blick zog entlang der Hafeneinfahrt hinaus aufs offene Meer. Strahlender Sonnenschein lag über der Bucht, doch die Reisegefährten
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