Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
sollten sich keinen falschen Hoffnungen hingeben.
„Leinen los!“ Rangni lupfte mit gekonntem Schwung das Halteseil vom Steg. Gleichzeitig zog er an einem Tau und das Segel füllte sich mit Wind. Erst langsam, dann rasch schneller werdend zog das Boot durch die Hafenausfahrt davon.
Meilon wirkte hilflos, wie er so am Ufer immer kleiner wurde. Kein Wunder, er hatte sich darauf beschränken müssen, den Reisenden alles Gute zu wünschen. Alle winkten ihm und den übrigen Soldaten zum Abschied zu.
Vom Steilufer erscholl ein trauriges Wolfsgeheul herüber. Seron stand auf den Felsen und verabschiedete sich auf seine Weise. Nickala trat zu Jason und legte ihren Arm um seine Schulter. Zusammen lauschten sie dem Trennungsgesang des Wolfes, welcher langsam in den Geräuschen der Wellen verklang.
Die erste halbe Stunde verlief ruhig. Zügig schoss das Boot über das Meer. Rhodon umringte gemeinsam mit Shalyna ihren Schiffsführer. Jason setzte sich auf ein Fass und lehnte den Kopf rückwärts über die Reling, sodass er die goldenen Wolken am Himmel genießen konnte. Callum und Nickala standen neben ihm am Bug. Nicks schwarze Haare waren ein Spielball des Windes.
„Ich liebe es, diese salzige Luft über dem offenen Meer zu atmen.“ Nickala öffnete voller Überschwang ihre Arme und schloss dabei selig die Augen.
„Ich auch“, stimmte Callum zu.
Jason konnte die unterdrückte Begeisterung in dessen Stimme deutlich raushören, als sein Lehrer fragte: „Bist du schon öfter mit einem Schiff gefahren?“
„Nur als Kind mit meinem Vater. Wenn das hier alles vorbei ist, ich meine der Krieg, und ich überlebe ihn, würde ich gerne in einem Segelboot die Westküste erkunden. Man sagt, an einigen Küsten könnte man die riesigen Urechsen beobachten.“
„So ein Zufall - davon träume ich auch schon seit Jahren!“, entgegnete Callum.
Ja, so ein Zufall , dachte Jason, hielt den Atem an und linste diskret zu den zweien hinüber. Beide starrten aufs offene Meer.
„Callum, ich ...“, begann Nickala.
„Ja?“
Möglichst unauffällig zog sich Jason von seinem Platz zurück und gesellte sich zu den drei anderen. Er ärgerte sich über Callum. Warum offenbarte er Nickala nicht frei heraus, wie sehr er sie mochte. Aber ... stellte er selbst sich eigentlich besser an?
„Hey Jason. Was starrst du so auf das Wasser?“, fragte Shalyna.
Erfreut ihre Stimme zu hören, drehte er sich zu ihr um: „Nur so. Sagt mal, Rangni, - das Meer meint es gut mit uns, nicht?“
„Bürschen, sei dir nie zu sicher. Nicht umsonst kreuzt heutzutage niemand mehr diese Meerenge. Als ich ein junger Mann war, fuhren hier täglich Handelsboote hin und her. Wir haben uns einen Spaß daraus gemacht, uns gegenseitig vors Schiff zu fahren, trotz der hohen Wellen. Die Überfahrt war immer gefährlich, aber der Lohn war hoch. Die Flugschiffe können keine großen Lasten transportieren, darum war man weiterhin auf uns und unsere Boote angewiesen, den Handel mit Tenia aufrecht zu erhalten.“
„Das muss eine aufregende Zeit gewesen sein.“
Der alte Kapitän grinste selig. Sein gesundes Auge verlor sich einen Moment in der Weite des Horizonts.
Dann verfinsterte sich sein Blick wieder. „Seit einigen Jahren ist irgendetwas dort draußen. Viele sind nicht mehr zurückgekommen, man hat nur noch vereinzelte Bretter ihrer Boote gefunden. Vielleicht war es ein Sturm, manche erzählen von angreifenden Riesenfischen.“
„Pah. Seemannsgarn“, brummte Rhodon und steckte einen Zahnstocher zwischen die Zähne.
Jason gruselte es bei diesen Worten. Ängstlich blickte er auf Rangni und wartete, ob er etwas Beruhigendes ergänzen würde. Aber der Wellengang wurde stärker, sodass ihr Kapitän konzentriert auf die Wellen vor ihnen achten musste. Immer wieder schloss er sein gesundes Auge und nahm dabei leichte Kurskorrekturen vor. Jason beobachtete fasziniert die Fahrt des Bootes. Rangni gelang es stets, den größten Brechern elegant auszuweichen. Er war ein Meister darin, den Seegang zu lesen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Allerdings wurde der Wellengang immer stärker. Shalynas ansonsten wohlgebräunte Gesichtshaut setzte eine grünliche Färbung an. Unglücklich krallte sie sich in die Reling. Jason war froh, dass vor ihr der Leichenfänger - ein umlaufendes stabiles Netz aus dicken, miteinander verknüpften Tauen - für weiteren Schutz sorgte und sie im Falle eines Überkippens auffangen würde.
Nickala hockte längst
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