Die Prophezeiung von Tandoran - Verwundete Welt - Yoga/Fantasy-Roman: 1 (German Edition)
Bad.“
Sie erhob sich aus dem Sessel, nickte den Tandorianern zu und verschwand nach oben.
***
Einen Moment blieb es still in der Stube. Callum zupfte an seinen Locken. Schließlich sagte er mit leiser Stimme: „Darf ich euch eine Frage stellen, Meister?“
„Bitte, Callum.“
„War es recht, Jason zu überreden, Meister? Wir haben ihnen nicht alles erzählt.“
Allando blickte zum Fenster hinaus in den dämmerigen Abendhimmel. „Wir wissen nicht, wie wir die letzte Zeile deuten sollen, Callum. Vielleicht hat sie nichts mit Jason zu tun.“ Er stützte sich mit den Unterarmen auf die Oberschenkel, die eine Hand hielt die andere umschlossen. Callum sah tiefe Müdigkeit im Gesicht des Meisters. Dieser drohende Krieg zehrte an seinen Kräften.
„Ist es recht, einen Menschen in Gefahr zu bringen, um viele zu retten, Callum? Leider bin ich gezwungen, über solche Fragen eine Entscheidung zu treffen.“
Der Meister starrte auf den Teppich. Callum war froh, nicht in seiner Haut stecken zu müssen und antwortete: „Wir werden alles tun, um Jason zu schützen, Meister. Vielleicht gelingt es uns, die Gefahren von ihm fernzuhalten.“
„Wollen wir es hoffen. Ich werde mich jetzt auch verabschieden. Bis Mitternacht sind es nur noch drei Stunden.“
Mit diesen Worten erhob sich der Meister und ging mit seinem kleinen Reiserucksack ins Bad. Kurze Zeit später hörte Callum ihn in sein Zimmer gehen. Er machte sich daran, den Wachschild mithilfe des Gaphirsteines zu weben. Danach stellte er den Ohrensessel vors Fenster und richtete sich auf ein paar lange Stunden ein. Die Schrotflinte lag auf seinem Schoß. Er mochte diese Waffe nicht, aber bei einem Angriff von Aran wäre sie sicher von Nutzen.
Seine Gedanken wanderten zu Nickala. Mit einem Griff in seine rechte Tasche holte er einen gelben Knopf hervor, auf dem ein lächelndes Gesicht abgebildet war. Kurz vor seiner Abreise war Nickala zu ihm ins Zimmer gekommen und hatte ihm den kleinen Glücksbringer überreicht. „Sei vorsichtig“, hatte sie ihm zugeflüstert. „Natürlich“, hatte seine Antwort gelautet.
Swarasawâhî vidusho ‘pi tathâ rûdho ‘bhiniveshah
Die Furcht vor dem Tod, der Selbsterhaltungstrieb, davon ist selbst der Weise nicht frei.
Patanjali, Yoga-Sutren, Teil 2, Sutre 9
1.3 Reise zum Sternentor
Aran schlug mit der Faust gegen die sonnengelb tapezierte Zimmerwand. Der Schmerz schoss ihm bis in den Nacken. Wie ein Anfänger habe ich mich übertölpeln lassen.
Er hatte sich die Entführung zu leicht vorgestellt, den jungen Callum unterschätzt. Dabei war der Großteil seines Limars verbraucht worden. Nun galt es, klüger vorzugehen. Versagen, das durfte er nicht.
Der Angriff von Callum hatte ihm mehrere Stunden zugesetzt. Aran hatte zwar schnell wieder aufstehen können, aber seine Muskeln waren in einer Art Schüttelfrost gefangen. Mühsam hatte er sich hinter den Busch zurückgeschleppt und dort zuckend auf dem warmen Waldboden gelegen. Der Schweiß war ihm in Strömen am gesamten Körper aus der Haut geflossen. Auf Tandoran hätte er diese Form des Limarblitzes einfach abgeblockt, doch hier auf der Erde verfügte er nur über seinen Gaphir. Diesen hatte er so ausgerichtet, dass er sein Schwert mit Energie versorgt, auf einen Angriff war er nicht vorbereitet gewesen. Woher kannte der kleine Callum auf einmal solche Tricks?
Seine Zwangspause hinter dem Busch gab ihm Zeit zum Nachdenken. Aran war überzeugt, dass Callum nicht als Einziger zur Erde gekommen war, um Jason zu holen. Überall, wo man Callum sah, war der Großmeister nicht weit. Und Allando war ein Gegner, der zumindest auf Tandoran schwer zu besiegen war. Er galt als der stärkste Siddhi aus der Schule der tausend Lichter. Es hieß, dass er im ersten Krieg ganz allein drei Angriffstürme mit einem Schlag umstürzen ließ. Aran war sich nicht sicher, welche Möglichkeiten ihm hier auf Erden zur Verfügung standen.
Erst als es dunkel wurde, hatte er sich mit schmerzendem Brustkorb aufraffen und zum vereinbarten Treffpunkt wanken können. Mit Erik war er dann zurück in die Pension gefahren.
Aran verdrängte den Schmerz in der Hand. Der Russe schaute ihn unsicher an. Bei seinem Schlag gegen die Wand war Erik sichtlich zusammengezuckt. Aran wünschte, dem versoffenen Gehilfen die Schuld für den Misserfolg geben zu können. Aber er selbst hatte ihn fortgeschickt. Trotzdem hätte er Erik gerne eine verpasst.
Sie waren vor drei Tagen aus Babuschkin, einem Ort am
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