Die Prophezeiung von Umbria
Raum. Ein kurzer Blick aufs Bett ließ sie erstarren.
Rath Talward war fort.
Sie wollte gerade nach Langbard rufen, als von hinten ein kräftiger Arm sie umschlang. Sie konnte sich nicht mehr rühren. Mit einem Ruck riss Rath sie an sich. Seine linke Hand verschloss ihr den Mund. “Was hast du mit meinen Waffen gemacht, Hexe?”, fragte er drohend.
5. KAPITEL
Z u spät erkannte Rath, dass es Maura war. Immerhin war es gut möglich, dass die Han sie als Köder benutzten. Mit einer schnellen Bewegung umfasste er sie mit dem rechten Arm und zog sie an sich, so dass sie ihre Arme nicht mehr bewegen konnte.
Alles war ganz einfach. Doch bevor Rath sich noch zu seinem Geschick gratulieren konnte, erlag sein Körper fast dem wilden Ansturm von Gefühlen, die dieser sich windende weiche, weibliche Körper in ihm auslöste.
Im Leben eines Gesetzlosen ergab sich nicht oft die Gelegenheit, die Gesellschaft einer Frau zu genießen, außer man nahm sie sich mit Gewalt. Rath hatte daran keinen Gefallen gefunden. Bis jetzt hatte er sich nie von ungezügelter Lust in unangenehme Situationen bringen lassen. Leise fluchend bemühte er sich, an etwas Langweiliges zu denken, um diesem unerwünschten Zustand ein Ende zu machen.
Als er sie packte, hatte Maura die Kleider fallen lassen. Sie stieß halb erstickte Laute aus, drehte und wand sich und trat ihm gegen das Schienbein. Plötzlich gab sie jeden Widerstand auf und hing schlaff in seinem Arm. Gegen alle Kampfesregeln lockerte Rath daraufhin seinen Griff.
Schnell wie eine zustoßende Schlange traf ihre Faust seine Wunde. Vor Schmerz verlor er einen Moment die Kontrolle und schon hatte sie ihn mit aller Kraft in den Finger gebissen.
Rath riss seine Hand zurück, bevor die scharfen kleinen Zähne noch größeren Schaden anrichten konnten.
Eigentlich hatte er erwartet, dass sie jetzt laut nach den Soldaten oder wenigstens nach Langbard schreien würde. Doch stattdessen zischte sie ihn nur an: “Wieso stellt Ihr mir Fragen, wenn Ihr mich gleichzeitig am Sprechen hindert? Lasst mich sofort los, oder Ihr werdet es bereuen.”
Sie hatte ihn unsichtbar gemacht, fünf Meilen weit auf dem Rücken getragen und mit einem Zauber gebunden, dass er keinen Finger rühren konnte. Er brauchte keine weitere Kostprobe ihrer Kunst.
Als er sie nun heftig von sich stieß, verlor sie fast das Gleichgewicht.
“Wer ist unten?”, fragte er. “Ich hörte das Klopfen. Und eben habe ich geglaubt, Ihr wärt ein Soldat der Han.”
Während er sprach, hatte er seine Kleidung aufgehoben und hielt sie nun schützend vor sich, damit Maura nicht sah, welche Art von Zauber sie, ohne es zu wollen, auf ihn ausübte.
Geduckt umkreiste sie ihn langsam, als würde sie einen weiteren Angriff erwarten. Rath war hin- und hergerissen zwischen Vorsicht und Bewunderung. Wie geschickt sie seine Schwäche ausgenutzt hatte!
“Niemand ist unten. Es war nur unsere Nachbarin, die geklopft hat. Sie wollte wissen, ob alles in Ordnung ist.”
Ihr Blick fiel auf das Kleiderbündel in seinem Arm.
“Sie sah Eure Sachen auf der Leine hängen. Ich erzählte ihr, Ihr wäret Langbards Neffe Ralf, zu Besuch aus Tarsh.”
“Das ist gut!” Vergnügt lächelnd betrat Langbard den Raum. “Ich habe mir immer einen Neffen gewünscht. Zwar ist die Familienähnlichkeit nicht sehr groß, aber ich bin einverstanden.”
Er schenkte Maura ein warmes Lächeln. “Du hast schnell reagiert, Liebes. Ich hoffe, Sorsha verbreitet die Neuigkeit nicht gleich auf dem Markt.”
Dann musterte er Rath. “Ihr seht schon viel besser aus. Trotzdem solltet Ihr Euch lieber noch ausruhen. Es ist eine lange Reise nach Prum.”
“Ich kann hier nicht unbewaffnet und unbekleidet herumliegen”, protestierte Rath erbost. “Wenn das jetzt ein Soldat und keine Nachbarin gewesen wäre? Dann wäre es doch mit mir aus und vorbei gewesen.”
“Meinetwegen zieht Euch an”, schrie Maura, noch bevor ihr Onkel etwas sagen konnte. “Aber Eure Waffen bleiben draußen. Ich will solche Mordwerkzeuge nicht unter meinem Dach haben.”
Diese Anschuldigung konnte Rath nicht auf sich sitzen lassen. “Meine Klingen bringen einen viel schnelleren und gnädigeren Tod als die meisten Hexenmittel. Ich wette, dass das Cottage bis unters Dach mit zauberischen Mordwerkzeugen voll gestopft ist.”
“Wie könnt Ihr es wagen! Onkel, ich verstehe nicht, wie du daran denken kannst, mit so einem schwachköpfigen Flegel auf Reisen zu gehen, Gefahr hin oder her.” Als sie die
Weitere Kostenlose Bücher