Die Prophezeiung von Umbria
Gewand hervorholen.
Er wandte sich zu Maura um. “Bleibt hier! Führt das Pony ins Gebüsch und lasst Euch nicht blicken, bis ich wieder da bin.”
Beim Anblick des blanken Messers fuhr Maura entsetzt zurück. “Was ist los?”
“Nichts, hoffentlich.” Rath rannte los. Dann rief er ihr noch mit leiser Stimme zu: “Ihr könnt aber einige dieser Vogelfedern hervor holen. Nur für alle Fälle.”
Rath hörte das Pony aufgeregt wiehern, als Maura schrie: “Ich rieche Rauch! Wartet, ich komme mit.”
6. KAPITEL
F euer! Das Cottage brannte! Maura zerrte am Halfter des Ponys, aber es weigerte sich, noch einen Schritt zu tun. “Onkel!” Maura ließ den Strick los. Mochte das dumme Tier doch bis nach Südmark galoppieren! Der Wind blies ihr Rauch ins Gesicht, als sie auf das Cottage zurannte. Jeder Atemzug brannte und nackte Angst durchfuhr sie wie ein scharfes Messer.
Was war nur geschehen? Konnten sich die getrockneten Kräuter an einer Kerze entzündet haben?
Verzweifelt suchte ihr Blick nach Langbard. Auch wenn das Cottage ihr Heim war, sie würde es freudig niederbrennen sehen, wenn nur Langbard gesund und in Sicherheit war.
Doch sie konnte ihn nirgends entdecken. Wenn er aus dem brennenden Haus entkommen war, würde er doch jetzt mit Eimern voll Wasser zwischen der Quelle und dem Feuer hin und her laufen. Oder einen machtvollen Zauber sprechen, um den Brand zu ersticken. Das alles konnte nur bedeuten …
Sie schrie seinen Namen und lief auf die Tür zu, aus der ihr eine große Rauchwolke entgegenquoll.
“Maura, nein!” Plötzlich versperrte Rath ihr den Weg.
Mit Händen und Füßen wehrte sie sich gegen seinen festen Griff. “Lasst mich los! Ich muss Langbard finden!”
“Glaubt mir, da drinnen ist er nicht.”
“Dank sei dem Allgeber!” Maura entspannte sich. “Wo ist er denn!”
“Ich … habe ihn gefunden, da hinten.”
Der Ton seiner Stimme ließ sie erneut erschauern. “Gefunden? Ist er in Ordnung? Ich muss zu ihm. Onkel!”
Wieder versuchte sie, sich von ihm loszureißen.
“Es ist zwecklos, nach ihm zu rufen, er kann Euch doch nicht hören.”
“Ist er bewusstlos?”
Noch immer ließ Rath sie nicht los.
Verstand er denn nicht, dass Langbard sie vielleicht dringend brauchte? Sie dankte dem Allgeber, dass sie Langbards Schultergurt bei sich hatte. Er enthielt Zaubermittel, mit denen sie die meisten Verletzungen würde heilen können.
“Ich wünschte, er wäre nur bewusstlos”, murmelte Rath, und aus seinem harten Griff wurde mit einem Mal eine tröstende Umarmung. “Es gibt nichts mehr, was Ihr für ihn tun könnt, außer Ihr hättet die Fähigkeit, Tote zu erwecken.”
“Tot?” Das konnte nicht wahr sein. Nicht Langbard.
Rath seufzte schwer. “Es tut mir so leid.”
“Nein! Ihr lügt!” Maura machte sich frei und stürzte am Brunnen vorbei zu dem kleinen Garten hinterm Haus. Dort fand sie Langbard. Er lag auf dem Boden, doch unverletzt, als wollte er Raths schreckliche Worte Lügen strafen.
Sein Gewand hatte ein paar Brandlöcher und auf seiner Wange war ein kleiner Rußfleck. Maura konnte keine Verbrennungen an ihm entdecken. Keine Wunden. Kein Blut.
“Schnell!”, schrie sie Rath zu. “Bringt mir Wasser. Am Brunnen muss ein Schöpfgefäß stehen.”
Als sie die Hand auf Langbards Brust presste, glaubte sie ein leises unregelmäßiges Pochen zu hören.
“Onkel!” Sie schlug ihm leicht auf die Wange. “Kannst du mich hören? Kannst du die Augen öffnen?”
Meinst du nicht, dass ich die Augen öffnen würde, wenn ich dazu fähig wäre?
Wenn Langbard den Mund geöffnet und gesprochen hätte, dann hätte Maura seine vertraute Stimme wohl nicht deutlicher hören können.
“In Ordnung, dann halte sie eben geschlossen, wenn dir das lieber ist.” Maura suchte in den Taschen des Schultergurts nach Lebensblatt, einem sehr seltenen Kraut, das für seine stimulierende und stärkende Wirkung bekannt war. “Jetzt bin ich ja da. Dir wird es wieder besser gehen. Ich bin sicher, dass Sorsha und Newlyn nichts dagegen haben werden, wenn wir in Hoghill wohnen, bis es dir wieder gut genug geht, um zu reisen.”
Sie rang sich ein zittriges Lachen ab. “Eine Schande, dass das Feuer nicht einen Tag länger hat warten können.”
“Hier ist Wasser.” Rath kniete neben ihr nieder und hielt ihr ein irdenes Schöpfgefäß hin. “Ich glaube, es würde dir mehr nützen als ihm.”
Während Maura eine großzügige Portion Lebensblatt in das Wasser schüttete, streckte
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