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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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mütterlicherseits war aus Bagno. Und woher kommt Ihr, Master Ralf?”
    An Mauras Miene konnte Rath erkennen, dass sie fürchtete, er könnte etwas sagen oder tun, was den Händler misstrauisch machen könnte. Da sollte sie sich jetzt aber wundern!
    Er machte ein etwas einfältiges Gesicht und antwortete dem Mann im breitesten Dialekt von Tarsh. “Is' mir 'ne Ehre, Euch kennenzulernen, Herr. Ich komm von der Westküste. Is'n guter Fanggrund, die Westküste.”
    “Hab ich gehört.” Der Händler konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als er sich wieder Maura zuwandte. “Und was kann ich heute für Euch tun, Mistress?”
    Als sie eine ganze Liste von Dingen nannte, einschließlich Schnur, Feuersteinen und Leinwand, machte Master Starbow große Augen. “Ihr geht auf Reisen, nicht wahr? Komisch, wo Ihr doch gerade Besuch bekommen habt.”
    Bevor Maura antworten konnte, mischte sich Rath ein. “Bin gekommen, um den Onkel und Maura für 'ne Weile an die Westküste zu holen.”
    “Na, na, Ihr werdet Maura doch nicht als Eure Braut heimführen wollen?” Der Mann zwinkerte Maura zu, während er fortfuhr, ihre Einkäufe zusammenzustellen.
    “Muss sagen, das wär' gar nicht so schlecht!”, wieherte Rath laut heraus.
    Als der Händler ihnen für einen Moment den Rücken zudrehte, stieß Maura ihm kräftig mit dem Ellbogen in die Rippen.
    Kurze Zeit darauf, als der Mann gegangen war, um drei Trinkschläuche aus seinem Lager zu holen, zischte sie Rath wütend zu: “Was fällt Euch ein, so etwas zu sagen? Lügt Ihr, weil es Euch Spaß macht?”
    “Nein. Ich tue es aus dem gleichen Grund, weshalb ich alles tue – um zu überleben. Ist Euch nie der Gedanke gekommen, dass es der sicherste Weg für Euch ist, wenn das ganze Dorf Bescheid weiß?”
    Er war auf eine spitze Antwort gefasst. Stattdessen erbleichte Maura.
    Bevor er fragen konnte, was mit ihr sei, kam der Händler zurück, und er musste sich wieder in Langbards dümmlichen Neffen verwandeln.
    Sie wurden noch verschiedene Male an diesem Nachmittag aufgehalten, und immer dauerte es etwas länger, da Ralf jedes Mal vorgestellt werden musste. Alle wünschten ihnen eine glückliche Reise. Als Rath sah, wie Maura Abschied nahm, regte sich ein leiser Schmerz in seiner Brust.
    Wie war es wohl, wenn man sein Leben lang an einem Ort gewesen war, Nachbarn hatte, die sich für einen interessierten und einem in schweren Zeiten vielleicht auch einmal halfen? Was für ein Gefühl musste es sein, wenn man am Ende des Tages an einen Ort zurückkehrte und fühlte, hier gehöre ich hin?
    Er hatte sich dem Verbrechen zugewandt, weil er zu jung gewesen war, um anders überleben zu können. Es war ein Leben für die Jungen und Zähen – Burschen, die an Gewalt und Gefahr Geschmack gefunden hatten. Burschen mit der törichten Gewissheit, unsterblich zu sein, überzeugt, jeder Klinge und jedem Pfeil um Haaresbreite zu entkommen.
    Vielleicht war jetzt die Zeit gekommen, an eine Veränderung zu denken. Er hatte sich schon an den bescheidenen Luxus eines gemütlichen Heims, eines weichen Bettes gewöhnt. Auch an ein regelmäßiges warmes Essen, das ihn satt machte. Selbst die Möglichkeit, tagsüber einer ehrlichen Arbeit nachzugehen, um sich Brot und Logis zu verdienen, hatte ihm ein Gefühl der Befriedigung gegeben, das er so bisher noch nie gekannt hatte.
    Er fragte sich, wie lange Langbard und Maura vorhatten, in Prum zu bleiben. Sie würden auch für die Rückreise zuverlässige Begleitung benötigen. Wenn er sich als vertrauenswürdig erweisen würde, würde der Zauberer ihn vielleicht in ihrem Haushalt aufnehmen. In diesen gefährlichen Zeiten war es für einen alten Mann und ein junges Mädchen nicht gut, allein am Rande eines Dorfes zu wohnen – selbst wenn sie über Zaubermittel verfügten, um sich zu verteidigen.
    Das würde wahrscheinlich für ihn bedeuten, dass er in den kommenden Jahren weiterhin für die Dorfbewohner den “Einfältigen Ralf” spielen musste. Auch wenn die Rolle ihm schon keinen großen Spaß mehr machte, so konnte er sich doch Schlimmeres vorstellen.
    Nach einem letzten Halt beim Metzger, wo sie getrocknetes und geräuchertes Fleisch einkauften, machten sie sich mit dem voll beladenen Pony auf den Weg zu Langbards Cottage.
    Die Frühlingssonne verschwand langsam hinter dem Blutmond-Gebirge, und von Norden her wehte ein kühler Wind.
    Ein Wind, der einen leichten Geruch nach Rauch mitbrachte.
    Langjährige Erfahrung ließ Rath sein Messer unter dem

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