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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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das Gefühl, jemand würde ihr folgen. Oder spielten ihr die Einbildung und ihre Angst einen Streich? Als sie sich unter einen blühenden Sonnenfruchtbaum setzte, um etwas zu essen, raschelte es im nahen Gebüsch. Lauerte dort jemand? Oder war es nur ein kleines Tier, das hoffte, ein paar Brotkrumen abzubekommen?
    Später, während sie durch die Straßen von Prum ging, blickte sie über die Schulter und glaubte, jemanden zu erspähen, der aber rasch in der Tür einer Taverne verschwand. Sie versteckte sich hinter einer kleinen Färberei auf der anderen Straßenseite. Von hier aus hatte sie die Taverne im Blick.
    Eine ganze Weile verstrich, bevor jemand aus der Tür trat, aber es waren nur zwei Männer. Lachend und ins Gespräch vertieft, nahmen sie von ihrer Umwelt nicht die geringste Notiz.
    Wenn ich weiterhin vor jedem Schatten erschrecke und andauernd hinter mich blicke, habe ich keine Zeit, nach dem Wartenden König zu suchen, dachte Maura.
    Entschlossen, ihrer überbordenden Fantasie Zügel anzulegen, blickte sie sich um, um zu entscheiden, wohin sie als Nächstes gehen wollte.
    Da sah sie es.
    Auf einem bescheidenen Stückchen Land am Rande der Stadt, umgeben von einer Menge gelber Hundertblütenblumen, stand das, was von Exildas Cottage übrig geblieben war. Es erinnerte Maura so stark an ihr eigenes zerstörtes Zuhause, dass ihr der Schmerz fast das Herz zerriss.
    Sogar der Brunnen war an der gleichen Stelle wie der von Langbards Cottage.
    Bei seinem Anblick erinnerte sich Maura daran, wie durstig sie war, nachdem sie das Brot gegessen hatte. Sie packte das Seil und hievte den schweren Eimer aus der kühlen Tiefe. Dann formte sie mit den Händen eine Schale und trank. An die Brunneneinfassung gelehnt lauschte sie dem Frühlingsgesang der Vögel. Müde schloss sie die Augen, und für einen Augenblick glaubte sie fast, wieder in Windleford zu sein.
    “He, Ihr da!” Eine schrille Stimme zerstörte Mauras süße Träumerei. “Was treibt Ihr Euch hier herum?”
    Der keifende Ton erinnerte Maura an die Frau, die sie und Rath auf ihrem Weg in die Stadt getroffen hatten. Sie drehte sich um. Es war die Frau.
    “Entschuldigt.” Maura wich zurück. “Aber gehört der Brunnen Euch? Ich war durstig und dachte, dass niemand etwas dagegen hätte, wenn ich hier trinke.”
    Die eng beieinander stehenden Augen der Frau funkelten sie feindselig an. “Wenn Ihr genug getrunken habt, dann macht, dass Ihr wegkommt!”
    “Also
ist
das hier Euer Besitz?” Maura stellte sich dumm. “Das mit Eurem Haus tut mir leid.”
    “Das ist nicht meins. Ich wohne da drüben.” Die Frau deutete auf ein Haus etwas weiter oben.
    “Wenn das nicht Euer Besitz ist, was gibt Euch dann das Recht, mich fortzujagen?”
    Die Frau starrte sie so erbost an, dass ihre kleinen Augen fast schon schielten. “Ein bisschen mehr Respekt, fremdes Fräulein!” Sie zögerte plötzlich. “Fremd? Seid Ihr die, die letzte Nacht in die Stadt geritten kam? Die, die behauptet hat, eine Verwandte von Exilda zu sein?”
    “Ich bin letzte Nacht hier angekommen”, gab Maura zu, auch wenn sie sich fragte, ob das klug war. “Aber ich habe nicht behauptet, verwandt zu sein. Ich kam nach Prum, um Exilda zu besuchen. Sie war eine Freundin meines Vormunds. Kanntet Ihr sie gut?”
    “Hab' nur in der Nähe gewohnt, das ist alles.” Die Frau wich vor Maura zurück, als berge die harmlose Frage eine Drohung. “Mit Leuten ihrer Sorte habe ich nichts zu tun.”
    Was für ein einsames Leben musste Exilda gelebt haben. Die Nachbarn hatten sie gemieden, außer, wenn sie ihrer Heilkunst bedurften. Keine Menschenseele zur Gesellschaft. Und alles nur, weil sie die Karte hütete, von der sie glaubte, dass sie eines Tages die Auserkorene Königin zu dem Wartenden König führen würde.
    Der Gedanke an das, was Exilda für sie geopfert hatte, machte Maura Mut.
    Während sie der streitlustigen Frau fest in die Augen schaute, versuchte sie ihrer Stimme den gebieterischen Ton zu geben, den sie von Langbard kannte. “Habt Ihr gesehen, was in der Brandnacht geschah? Kam irgendeiner ihrer Nachbarn ihr zu Hilfe?”
    “Zu viele Fremde!” Die Frau wiegelte ab. “Zu viel gefährliches Volk unterwegs. Sie brachte das Unglück über sich – und über uns. Verflucht soll sie sein!”
    “Was für gefährliche Fremde? Habt Ihr in dieser Nacht jemanden hier gesehen – oder seither?” Die letzten Worte rief Maura hinter der flüchtenden Frau her, die davonrannte und dabei mit den

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