Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
Vom Netzwerk:
Ellbogen wedelte wie ein verschrecktes Huhn mit den Flügeln.
    Seufzend wandte Maura sich wieder dem abgebrannten Cottage zu.
    Sie musste das Anwesen nach einem außergewöhnlichen Zeichen absuchen, das vielleicht darauf hinwies, wo die Karte versteckt war. Allein, da
war
nichts Außergewöhnliches zu sehen.
    In einem kleinen Küchengarten, wie ihn auch Maura und Langbard besessen hatten, drängte das erste Grün durch die feuchte Erde. Maura ergriff die Gelegenheit und füllte die Taschen ihres Gurts mit frischen Kräutern, einschließlich des seltenen und kostbaren Lebensblatts.
    Nahe dem Garten entdeckte sie einen spärlich mit jungem Gras bewachsenen Erdhügel. Maura wusste, dass sie Wochen zu spät gekommen war, doch sie fiel neben Exildas Grab auf die Knie.
    “Wenn du mich hören kannst”, flüsterte sie, “ich bin wegen der Karte gekommen. Wenn es sie noch gibt, hilf mir, sie zu finden – rechtzeitig.”
    Ein leichtes Flügelschlagen ließ Maura die Augen öffnen. Ein kleiner Tannenfink saß auf dem Hügel und blickte sie mit schief gelegtem Kopf an.
    Maura musste lächeln. Für einen Augenblick wogen die Pflichten und die damit verbundene Gefahr weniger schwer. “Ich denke nicht, dass
du
mir etwas Nützliches zu sagen hast?”
    Der Vogel tschilpte, als würde er über ihre närrische Frage lachen. Dann flog er auf und ließ sich auf dem, was von Exildas Gartenhaus übrig geblieben war, nieder. Das Feuer, welches das Cottage zerstört hatte, hatte den kleinen Schuppen nicht angerührt. Aber etwas anderes hatte es getan.
    Etwas, was noch gewaltiger gewesen war als eine Feuersbrunst. Die Bretter waren wie von einer Riesenfaust zerschmettert. Einige waren weit weg geschleudert worden. Rechen, Hacken und Spaten lagen weit verstreut. Ein Spaten war so tief in die Erde getrieben worden, dass nur noch der Griff heraus schaute.
    Der Tannenfink setzte sich darauf, während er Maura immer noch neugierig musterte.
    “Jemand hat sie beerdigt.” Maura blickte zwischen dem Spatengriff und dem Grab hin und her. “Ich frage mich nur, wer? Wer immer es war, vielleicht kann er mir helfen, die Karte zu finden.”
    Vielleicht
kann
er – aber würde er es auch?
    Als sie das Geräusch eiliger Schritte hörte, drehte sie sich um.
    “Verzeihung, Mistress.” Ein gebeugter, grauhaariger Mann winkte ihr zu. “Besser, Ihr geht weg von hier, bevor es Nacht wird.”
    Noch einer, der sie verjagen wollte. Maura beherrschte sich mühsam. “Wem tue ich denn etwas Böses, wenn ich hier bleibe?”
    Ihr scharfer Ton schien den Mann etwas eingeschüchtert zu haben. “Nun, niemandem – außer Euch selbst, wenn sie Euch hier erwischen.”
    “Sie?” Der Wind hatte sich nach Nordost gedreht. Maura war, als brächte er den Geruch von Gefahr mit sich, als er ihr jetzt über das Gesicht strich.
    “Die, welche in jener Nacht kamen”, meinte der Mann, “Und die seitdem diesen Ort beobachten. Ich wundere mich, dass Ihr ihrer Aufmerksamkeit so lange entgangen seid.”
    So hatte sie doch jemand die ganze Zeit beobachtet – hatte versucht, den Hundertblumezauber zu durchbrechen.
    Dann wurde ihr bewusst, was der Mann noch gesagt hatte. “In
jener
Nacht? Meint Ihr die Nacht …” Sie deutete mit dem Kopf in Richtung des verkohlten Cottages, dann auf den Grabhügel.
    “Ja, jene Nacht.” Der Mann ging ein paar Schritte, anscheinend in der Hoffnung, dass sie ihm folgen würde. “Kommt jetzt, bevor Euch noch Schlimmeres zustößt.”
    Plötzlich siegte die Neugier über Mauras Furcht. “Habt Ihr gesehen, was in dieser Nacht geschah?”
    “Einiges.” Der Mann ging weiter in Richtung Gerberei. “Nachdem es schon zu spät war, etwas anderes zu tun, als sie zu begraben.”
    “Ihr habt Exilda beerdigt?” Maura beeilte sich, ihn einzuholen. “Habt Ihr auch bei ihr gesessen?”
    “Wegen des Rituals, meint Ihr?” Er schüttelte den Kopf. “Ich habe die alte Gristel Maldwin gebeten, bei ihr zu sitzen. Aber ich glaube nicht, dass die sich um irgendwelche Rituale gekümmert hat. Sie und Exilda hatten nie sehr viel füreinander übrig.”
    “Wo kann ich diese Gristel finden?”, fragte Maura.
    Auch wenn Exilda kein gutes Verhältnis zu ihrer Nachbarin gehabt hatte, lohnte es sich vielleicht, mit dieser Frau zu sprechen. Langbard hatte Maura erzählt, dass ein Geist, wenn er genug Kraft besaß, auch ohne das Ritual Botschaften übermitteln konnte. Es war doch möglich, dass Exilda irgendwo einen Hinweis auf die Landkarte hinterlassen

Weitere Kostenlose Bücher