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Die Prophezeiung von Umbria

Die Prophezeiung von Umbria

Titel: Die Prophezeiung von Umbria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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eine Ewigkeit zurückzuliegen.
    Bevor sie wusste, was sie tat, küsste sie ihn. Nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder, auf die Augenbrauen, die Nase, die Wangen, das Kinn. Ein Rest von Vernunft hielt sie zurück, allzu sehr in die Nähe seiner Lippen zu kommen.
    Vielleicht löste sich auf diese Art die Anspannung, unter der sie die ganze Zeit gestanden hatte, so wie damals, als sie Turgen besiegte. Vielleicht wollte sie auch nur ganz sichergehen, dass das wirklich Rath Talward war, der da vor ihr lag. Wenn es noch einen anderen Grund gab, so wagte sie es nicht, ihn sich einzugestehen.
    Eines Tages vielleicht, doch nicht jetzt.
    “Was tust du denn da, du dummes Frauenzimmer!”, knurrte Rath leise, doch seine Lippen strichen dabei zärtlich über ihr Gesicht. “Binde mich endlich los und mach mit mir, was du willst. Ich tue ja alles, aber nicht mit dem Gestank der Han in meiner Nase.”
    Auch wenn der Ton seiner Worte alles andere als schroff war, brachte er Maura augenblicklich wieder zur Vernunft.
    “Entschuldige”, keuchte sie. “Ich wollte nicht … Komm, lass mich dich befreien.”
    “Das wäre schon einmal ein guter Anfang” brummte Rath, während Maura den Befreiungszauber sang. “Der Gedanke, die Han könnten mich so finden, gefällt mir überhaupt nicht.”
    Maura half ihm beim Aufstehen. “Sie sind alle fest verschnürt und schlafen tief. Jedenfalls hoffe ich das. Trotzdem ist es besser, wenn keiner von uns noch länger hier bleibt.”
    “Einverstanden.” Rath hielt ihr die Hand hin. “Lass uns schnell gehen.”
    Erschrocken blieb Maura stehen. “Warte. Wir können Gristel nicht einfach zurücklassen.”
    “Du meinst den Körper, den du auf mich geworfen hast? Lebt der etwa?”
    “Der Schlafzauber wirkt noch bei ihr.” Maura zog ihn zum Haus zurück. “Was für ein Glück, dass du da bist.
Du
kannst sie tragen.”
    “Wohin tragen? Und warum? Wer ist denn diese Gristel, dass du und die Han ein solches Interesse an ihr habt?”
    “Das ist die Frau, die wir letzte Nacht nach dem Weg gefragt haben. Sie war Exildas Nachbarin und sie ist …” Maura suchte nach Worten, um Rath zu erklären, auf welche Weise Gristel ihr Wissen über die Landkarte erhalten hatte.
    “Fort”, sagte Rath.
    “Fort?” Maura schüttelte den Kopf. “Wieso fort?”
    “Woher soll ich das wissen?” Rath deutete auf die Stelle nahe der Türschwelle, wo sie Gristel zurückgelassen hatten.
    Die Frau war verschwunden.

16. KAPITEL
    N och immer konnte Rath Mauras überschwängliche Küsse auf seinem Gesicht spüren. Er war von ihnen mindestens genauso überrascht gewesen wie von der Tatsache, dass sie ihn geschickt in eine Falle gelockt hatte.
    “Sie kann nicht weit sein.” Maura sah sich um, doch in der tiefen Dunkelheit konnte man nichts und niemanden sehen. “Denkst du, sie war vielleicht so verwirrt, dass sie wieder ins Haus gelaufen ist?”
    Sie wollte zur Tür, doch Rath hielt sie zurück.
    “Ich werde nachsehen.” Um nichts in der Welt wollte er, dass Maura noch einmal in dieses Haus ging. “Such du hier draußen. Geh von hier aus in immer weiteren Kreisen. Das ist der beste Weg, im Dunkeln etwas zu suchen, das ganz nah sein kann. “
    “Gut. Aber bleib nicht zu lange drinnen, sonst wirkt der Rauch des Traumkrauts auch bei dir. Kau das Lebensblatt hier. Ich pflückte es frisch in Exildas Garten. Es wird dir helfen, wach zu bleiben. Und halte dir den Umhang vor Mund und Nase.”
    Gehorsam steckte Rath das Blatt in den Mund. Als er den scharfen, belebenden Geschmack spürte, wunderte er sich, wie bereitwillig er bereits Mauras Zauberkünsten vertraute.
    “Kannst du wie ein Weidenpieper pfeifen?”
    “Ich denke schon. Warum?”
    “Damit wir einander wieder finden. Wir dürfen keine Zeit damit verlieren, in der Dunkelheit herumzustolpern, und rufen ist zu gefährlich.”
    “Klug von dir.” Maura drückte kurz seine Hand. “Sei vorsichtig!” Dann machte auch sie sich auf die Suche.
    Rath zog seinen Dolch und schlich sich ins Haus.
    Sofort umhüllte ihn der einlullende Duft des Traumkrauts. Er folgte Mauras Rat und hielt einen Zipfel des Mantels auf Mund und Nase.
    Ein schneller Blick sagte ihm, dass die Frau nicht im Zimmer war. Aber drei Han- Soldaten und ein schwarz gekleideter Schwarzmagier lagen dort, wo der Schlaf sie übermannt hatte.
    “Gut gemacht, Mädchen”, murmelte Rath anerkennend vor sich hin.
    Die Suche nach der verschwundenen Frau war nur ein Vorwand gewesen. In Wahrheit

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