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Die Prophezeiungen von Celestine

Die Prophezeiungen von Celestine

Titel: Die Prophezeiungen von Celestine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Redfield
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Schießerei mußte meine Urteilsfähigkeit gelitten haben und ich in einen euphorischen Zustand der Un-zurechnungsfähigkeit geraten sein. Wach auf, Mann, sagte ich zu mir selbst. Du mußt aufpassen. Hier gibt es Leute, die dich für den kleinsten Fehler erschießen werden.
    Mitten in der Bewegung erstarrte ich. Ungefähr dreißig Meter vor mir saß der Priester unter einem großen Baum, der von zahlreichen Felsen umgeben war. Noch während ich ihn anstarrte, öffnete er seine Augen und blickte mich an. Ich zuckte zusammen, doch er lächelte nur und winkte mich heran.
    Vorsichtig bewegte ich mich auf ihn zu. Er war ein dünner, hochgewachsener Mann in den Fünfzigern und blieb regungslos sitzen. Sein Haar war kurz geschnitten und von der gleichen dunkelbraunen Farbe wie seine Augen.
    »Du siehst aus, als könntest du Hilfe gebrauchen«
    sagte er in akzentfreiem Englisch.
    »Wer sind Sie?« fragte ich.
    »Pater Sanchez ist mein Name. Und du?«
    Ich erklärte ihm, wer ich war und woher ich kam dann ließ ich mich schwindelig zuerst auf eines meiner Knie und dann auf mein Hinterteil fallen.
    »Du warst in Cula dabei, stimmt's?« fragte er.
    »Was wissen Sie davon?« fragte ich vorsichtig, unsicher, ob ich ihm trauen konnte.
    »Ich weiß, daß jemand in der Regierung sehr ver-
    ärgert ist«, sagte er. »Man möchte nicht, daß das Manuskript veröffentlicht wird.«
    »Warum nicht?«
    Er stand auf und sah mich an. »Weshalb kommst du nicht mit? Unsere Mission liegt nur eine halbe Meile entfernt. Bei uns bist du sicher.«
    Ich kämpfte mich auf die Füße und erkannte, daß ich kaum eine andere Wahl hatte. Ich nickte zustimmend. Bedächtig und vorsichtig führte er mich die Straße hinab. Er schien beim Sprechen jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.
    »Sind die Soldaten dir noch auf den Fersen?«
    fragte er irgendwann.
    »Ich weiß es nicht«, gab ich zurück.
    Einige Minuten schwieg er und fragte dann: »Bist du auf der Suche nach dem Manuskript?«
    »Nicht mehr«, sagte ich. »Jetzt will ic h nur noch meinen Kopf retten und nach Hause.«
    Er nickte verständnisvoll, und ich merkte, wie ich ihm allmählich vertraute. Etwas in seiner Rücksicht-nähme und der Wärme, die von ihm ausging, schien mein Inneres zu berühren. Er erinnerte mich an Wil.
    Bald erreichten wir seine Mission, die im wesentlichen aus einer Ansammlung kleiner Häuser bestand, die sich um einen Platz gruppierten, und einer kleinen Kirche. Die ganze Anlage und ihr Standort waren von seltener Schönheit. Als wir näher kamen, sagte er zu einigen der ebenfalls in Kutten gekleide ten Männer etwas in Spanisch, und sie eilten davon. Ich versuchte zu erkennen, wohin sie gingen, merkte jedoch, wie mich mit einem Mal starke Müdigkeit übermannte.
    Der Priester führte mich in eines der Hauser.
    Es bestand aus einem kleinen Wohnraum und zwei Schlafzimmern. Im Kamin brannte ein Feuer. Kurz nachdem wir eingetreten waren, erschien ein weiterer Priester mit einem Tablett, auf dem sich Suppe und Brot befanden. Erschöpft aß ich, während Sanchez mir auf seinem Stuhl Gesellschaft leistete. Dann gab ich seinem Drängen nach, streckte mich auf einem der Betten aus und fiel in einen tiefen Schlaf.
    Als ich auf den Innenhof hinaustrat, fiel mir als erstes auf, in welch makellosem Zustand man die Anlage hielt. Ihre Kieswege waren von sorgfältig arrangierten Büschen und Hecken gesäumt, und jedes der
    Gewächse schien sich ungehindert entfalten zu können, nicht ein einziges war gestutzt worden.
    Ich streckte mich und fühlte das gestärkte Hemd, das ich angezogen hatte, auf meiner Haut. Es war aus grober Baumwolle gewebt und schabte an meinem Hals. Doch immerhin war es sauber und frisch gebügelt. Kurz zuvor war ich erwacht, als zwei Prie -
    ster heißes Wasser in die Wanne laufen ließen und mir frische Kleidung brachten. Nach dem Bad hatte ich mich angezogen und war in den anderen Raum gegangen, wo ich warmes Gebäck und getrocknete Früchte auf einem Tisch vorgefunden hatte. Im Bei-sein der Priester hatte ich beides mit wahrem Wolfs-hunger verschlungen. Nach meinem Mahl waren die Priester gegangen, und ich war hinaus auf den Innenhof getreten.
    Ich setzte mich auf eine der Bänke, die dem Hof zugewandt waren. Die Sonne stieg gerade über die Baumkronen und wärmte mein Gesicht.
    »Wie hast du geschlafen?« fragte eine Stimme hinter mir. Ich wandte mich um und sah Pater Sanchez, wie er aufrecht hinter mir stand und auf mich herablächelte.
    »Ausgezeichnet«,

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