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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Schlüter
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von Wallner auszublenden und schaute aus dem Fenster. Dreikäsehoch!
    Schönlieb glaubte einfach nicht daran, dass Max es gewesen war. Das sagte ihm sein, von Wallner gerade so beschimpftes, Gefühl ganz deutlich. Doch was hatten sie herausgefunden? Nicht viel. Sie hatten das Ritalin, die Packungen bei Huynh zu Hause, besorgt von Max. Und sie wussten, dass Huynh nicht ganz so sauber gewesen war, wie seine Freundin dachte, und sich ein ordentliches Sümmchen mit dem Dealen von Neuro-Enhancern verdient hatte. Wer aber war so mit ihm in Streit geraten, dass er ihn tötete? Und was hatte Huynh gemeint, als er zu Max gesagt hatte, er brauche ihn eh bald nicht mehr? Gab es einen zweiten Lieferanten? Oder war das doch nur ein versuchtes Ablenkungsmanöver von Max?
    »Schönlieb, was sagst du dazu?«, fragte Holding ihn.
    Schönlieb begann zu erzählen, wie er die Sache einschätzte, und berichtete dann von dem Gespräch mit Max. Holding rieb sich das Kinn, und als Schönlieb seinen Bericht beendet hatte, war es still. Nur Holdings Computer, der leise summte, und der Regen, der von draußen gegen das Fenster schlug, waren noch zu hören. Es war wieder wärmer geworden. Der Schnee verwandelte sich in dreckige Pfützen.
    »Nehmt ihn fest«, entschied Holding schließlich. »Wir haben keine andere Wahl. Gefühl hin oder her, Schönlieb, das ist mir zu heikel. Ich will den Jungen in Gewahrsam wissen. Und dann befragt ihr ihn noch einmal richtig. Vielleicht sollte Wallner ihn mal in die Mangel nehmen.«
    Wallner schaute triumphierend. Schönlieb senkte den Kopf, auch wenn er wusste, dass Holding wohl korrekt entschieden hatte. Er wurde nur das Gefühl nicht los, dass sie das absolut nicht weiterbringen würde.
    Holding entließ sie, und Schönlieb und Wallner einigten sich kurz, dass es Schönlieb war, der diesmal nicht mitkommen müsse. Die richtige Vernehmung von Max wollten sie morgen zusammen vornehmen.
    »Wenn er erst mal eine Nacht schmort, wird er reden«, sagte Wallner und grinste zufrieden. Er klopfte Schönlieb herablassend auf die Schulter. »Wirst schon sehen, dein Gefühl hat dich getäuscht, aber das passiert jedem. Je länger man hier arbeitet, desto erfahrener wird man. Dann versteht man, dass Fakten zählen, nichts als Fakten.« Wie Schönlieb das ankotzte.
    Als Wallner abzog, um mithilfe der Streifenpolizei Max einzusacken, saß Schönlieb noch eine Weile im Büro und starrte auf seinen Bildschirm. Die Uhr zeigte 21:03 Uhr an.
    Draußen war der Regen mittlerweile noch heftiger geworden. Schönlieb hatte keinen Schirm dabei und beschränkte sich darauf, seinen Kragen hochzustellen, was ihm allerdings kaum etwas nützte. Selbst nach dem kurzen Weg zur U-Bahn-Station Alsterdorf war er bereits völlig durchnässt. Seine Haarspitzen klebten an seiner Stirn, und Wasser lief über sein Gesicht, tropfte von seiner Nase und lief ihm in den Mund. Es schmeckte salzig. Schönlieb mochte Regen, er hatte ihn schon immer gemocht, aber heute war er ihm zuwider. Ihm wurde fürchterlich kalt.
    Zu Hause schälte er sich die nassen Klamotten vom Leib und stellte sich erschöpft unter die Dusche. Langsam drehte er das Wasser immer heißer, bis es auf seiner Haut brannte. Als er aus der Dusche trat, ähnelte er einem Krebs.
    Er schlüpfte in seinen großen weißen Bademantel, den er schon seit seinem zwölften Lebensjahr besaß und damals von seinen Großeltern bekommen hatte. Er war so groß gewesen, dass er jetzt, viele Jahre später, endlich hineinpasste. Seine Oma hatte ihm auf die rechte Brust einen Aufnäher von St.Pauli genäht, auf dem ein Piratenkopf mit Säbel im Mund zu sehen war. Die Freibeuter der Liga, stand da. Der Bademantel war wunderbar verwaschen, und Schönlieb würde ihn nie hergeben.
    Er setzte sich in seinen Sessel, in dem er fast verschwand, und musste eingeschlafen sein, denn als es an der Tür klingelte, schreckte Schönlieb auf. Kurz musste er sich orientieren. Als er feststellte, dass er zwar nicht in seinem Bett, aber bei sich Hause war, war er beruhigt. Es klingelte wieder.
    Ohne darüber nachzudenken, dass er nur mit einem Bademantel bekleidet war, öffnete er die Tür. Es war Mitch.
    »Wie siehst du denn aus, Digger?« Mitch schaute an Schönlieb herunter und fing an zu lachen. Schönlieb zog den Bademantel fester zu.
    »Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob du nicht rüberkommen möchtest. Ich mache ’ne kleine Party.«
    »Schon wieder?« Wie oft in der Woche feierte dieser Typ Partys? War heute

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