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Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Schlüter
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nicht erst Donnerstag?
    »Das letzte Mal war doch nur so ein bisschen Singstar spielen. Diesmal mache ich ’ne echte Party, es sind auch ein paar heiße Mädels da.« Mitch zwinkerte Schönlieb vielsagend zu.
    »Lass mal.« Schönlieb winkte kopfschüttelnd ab.
    »Ach, komm schon, wie lange wohnst du jetzt hier?« Mitch wartete die Antwort gar nicht erst ab. »Ein, zwei Jahre? Und nicht ein einziges Mal bist du rübergekommen. Das wird mal Zeit, und dir wird es auch mal ganz guttun, dich nicht immer so abzuschotten.«
    »Abschotten?« Was meinte Mitch damit?
    »Überleg’s dir, Digger«, sagte Mitch und verabschiedete sich in seine Wohnung.
    Schönlieb blieb in der offenen Haustür stehen. Abschotten . Er schottete sich doch nicht ab. Er hatte nur einfach keine Lust auf dämliche Partys mit irgendwelchen Werbefreaks, die Szenegetränke schlürften und dämlichen Small Talk führten. Er schlug die Haustür fest zu. Auf dem Weg zurück in seinen Sessel blickte er zufällig in den großen Spiegel. Sein Gesicht war auf einer Seite ganz zerknittert, von Sesselabdrücken. Schottest du dich ab, Christoph Schönlieb? Nein. Oder? Er lauschte in die Stille seiner Wohnung. Musste man denn immer an allem teilhaben? Durfte man nicht in Ruhe sein Leben leben? Er ärgerte sich über Mitch und die Situation, in der er sich jetzt befand. Nun dachte er doch ernsthaft darüber nach, auf diese dämliche Party zu gehen, obwohl er überhaupt keine Lust darauf hatte. Eine innere Stimme – er verfluchte sie und vermutete den Urheber irgendwo in der Bauchgegend – quälte ihn mit der Frage, ob er dabei war, als einsamer alter Kauz in seinem Sessel zu enden. Abschotten! Was für ein bescheuertes Wort. Sein Entschluss stand fest, er würde ganz bestimmt nicht auf diese Party gehen.

Kapitel 23
    Er konnte es nicht fassen, dass er gerade mit einem Bier in der Hand in Mitchs Wohnzimmer stand. Die Wohnung war eingerichtet wie der Showroom eines stylischen, sündhaft teuren Möbelladens. So eine Art Laden, der davon leben konnte, ein einziges Sofa im Monat zu verkaufen. Auch die Leute um Schönlieb herum sahen aus wie aus einem Katalog. Na ja, mit wenigen Ausnahmen. Kaschieren konnte auch eine stylische und hippe Hülle nicht immer alles.
    Schönlieb nahm noch einen letzten Schluck aus der Flasche, sie war schon wieder leer. Er fühlte sich hier so unwohl, dass er in kürzester Zeit drei Flaschen Bier ausgetrunken hatte und zwei Schnapsgläser Wodka. Den Alkohol bemerkte er, wohler fühlte er sich jedoch nicht.
    Mitch kam vorbei, klopfte Schönlieb kurz auf die Schulter und drückte ihm noch ein Bier in die Hand. Mit der frei gewordenen Hand zerrte er eines der umherstehenden Mädels heran.
    »Digger, coole Party, oder?«
    »Ja, sehr coole Party«, antwortete Schönlieb wenig überzeugend.
    »Das hier«, wandte er sich an die junge Frau, »ist Christoph, ein richtig cooler Typ. Viel Spaß euch.« Dann verschwand er und ließ die beiden stehen. Schönlieb schaute das Mädel an. Sie war etwas kleiner als er, hatte dünne braune Haare und unglaublich große Brüste, die sie in ein zwei Nummern zu enges, neongrünes Top gezwängt hatte, sodass die Brüste aus dem Ausschnitt quollen wie Kuchenteig aus einer zu kleinen Form. Was Schönlieb jedoch am meisten störte, war die Tatsache, dass sie aus irgendeinem Grund die ganze Zeit den Mund halb geöffnet hatte. Hätte er sagen müssen, welche Frau er auf der Party am unattraktivsten fand, diese wäre es wohl gewesen.
    »Hey, ich bin Bianca«, sagte sie und lächelte Schönlieb an. Ihre Stimme war ganz grässlich, und etwas in ihrem Tonfall ließ vermuten, dass sie ziemlich dämlich war.
    Obwohl Schönlieb überhaupt kein Interesse an ihr hatte, es ihm vollkommen egal war, was sie von ihm dachte oder ob sie weiter mit ihm reden würde, wurde sein Kopf rot.
    »Ja … äh, hey … Christoph«, antwortete er und begann leicht zu stottern wie ein schüchterner Schuljunge. Er konnte es selbst nicht verstehen. Seine Stimme klang mal wieder viel heller als sonst. Es war ihm peinlich. Was machte er hier bloß?
    Sie standen sich eine Weile gegenüber und schwiegen sich an. Schönlieb wäre am liebsten schnurstracks aus der Wohnung gestürmt, hätte sich in seinem Bett verkrochen und die Decke über seinen Kopf gezogen. Dort würde er nur das Klopfen seines eigenen Herzens hören. Stattdessen blieb er jedoch stehen, schaute doof in der Gegend herum und nahm immer wieder große Züge aus der Bierflasche. Kurz

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