Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
Kollegen Poltmann war, sondern eine Aufforderung.
Poltmann guckte kurz etwas irritiert, erst zu Schönlieb, dann zu Anna, nickte dann aber und verließ den Raum. Anna schaute weiterhin auf das Smartphone.
»Leg das bitte weg«, sagte Schönlieb wieder etwas freundlicher, doch Anna reagierte nicht. »Ich weiß, dass du eine Affäre mit Professor Meininger hattest.«
Kurz zuckte Anna zusammen, doch sie starrte weiter auf ihr Handy.
»Hattest du ihn wirklich gerne? Oder war er nur Mittel zum Zweck?«
Sie blickte nur einmal kurz feindselig zu ihm auf, widmete sich dann aber wieder ihrem Handy.
»Du wusstest, dass er verheiratet ist, oder?«
Keine Reaktion.
»Und trotzdem hast du dich darauf eingelassen?«
Sie tippte weiter auf dem kleinen Monitor herum.
»Wusste Johann davon?«
Kurz hielt sie inne, tippte dann aber einfach munter weiter.
»Wäre er überhaupt eifersüchtig?«
Sie schüttelte nur leicht den Kopf und verzog verächtlich die Lippen. So würde Schönlieb nicht weiterkommen.
»Meininger ist tot.« Das musste doch wirken.
Kurz erstarrte Anna und blickte ihn das erste Mal, seit er den Raum betreten hatte, wirklich an. Doch ihr Blick war kühl und leer. Nichts erinnerte an die Anna, mit der er im Café gesessen hatte und die ihm sogar hin und wieder zugelächelt hatte, obwohl sie ihn »Scheißbulle« genannt hatte.
»Anna? Verstehst du das? Professor Meininger wurde ermordet!«
Anna blickte schnell wieder auf ihr Handy.
Das reichte. Schönlieb stand auf, machte ein paar schnelle Schritte auf Anna zu, riss ihr das Handy aus der Hand und schmiss es mit voller Wucht in eine Ecke des Raumes. Dem Geräusch nach zu urteilen, war es sehr unwahrscheinlich, dass es nicht kaputtgegangen war. Erschrocken schaute Anna ihn an.
»Was ist los mit dir? Professor Meininger ist tot. Hast du gar nichts dazu zu sagen? Interessiert dich das nicht? Gefühle waren ja offensichtlich nicht im Spiel, oder? Du hast ihn nur benutzt, um gute Noten zu bekommen. Und dann, als die Prüfung rum war, hast du ihn auch noch erpresst, war es nicht so?«, fragte Schönlieb und sah, dass Annas Augen jetzt wütend funkelten.
»Das Handy bezahlst du mir«, sagte sie schließlich, verschränkte die Arme und blickte zu Boden.
»Das war keine Affäre, sondern eiskalte Berechnung, oder?« Anna starrte weiterhin vor sich hin und schwieg. »Ich weiß, dass du Meininger nicht umgebracht hast. Keine Sorge. Du wärst mir gestern nicht davongekommen. Ich weiß aber auch, dass es ein Foto gibt, auf dem du Meininger einen bläst.«
Annas Blick schnellte zu ihm auf.
»Und ich weiß, was passiert wäre, wenn seine Frau das über euch rausgefunden hätte. Wie viel war es ihm wert? Volle Punktzahl? Oder musste er noch ein bisschen was extra bezahlen?«
»Du hast ja keine Ahnung, Scheißbulle«, sagte sie leise mit einem eisigen Ton.
»Dann erleuchte mich, Anna!«, fuhr Schönlieb sie an, doch sie blieb reglos sitzen und blickte nur wieder zu Boden. Er dachte kurz darüber nach, ob er nicht doch kurz Wallner, das Tier, holen sollte, überlegte es sich dann aber anders.
Schönlieb stand auf, verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
»Sie können wieder rein. Das mit dem Handyverbot hat sie jetzt verstanden«, sagte er zu Kollege Poltmann.
Er ging in die Büroküche, um sich kurz abzuregen, bevor er in den nächsten Raum ging. Den Verhörraum. Seine nächste Station würde Marie sein.
Kapitel 39
Als er in das kleine Zimmer trat, das sie offiziell für Befragungen benutzten, unterhielten sich Coskun und Marie gerade. Die Atmosphäre war wesentlich entspannter als bei Johann oder Anna. So wie sie dasaßen, hätte man auch annehmen können, die beiden säßen gemütlich bei einer Tasse Tee zusammen. Mutter und Tochter. Schönlieb ließ sich auf den Stuhl neben Coskun fallen und drückte auf den Aufnahmeknopf des kleinen Diktiergeräts. Er hatte beschlossen, direkt einzusteigen, ohne langes Drumherum.
»Marie, zwei Dinge würde ich gerne wissen. Erstens: Wie kommt es, dass du uns nichts von dem Streit zwischen dir und Alex, beziehungsweise zwischen Alex und Huynh, erzählt hast? Du musst dich doch daran erinnert haben, als ich dich gefragt habe, ob in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches passiert ist. Zweitens: Warum warst du schon, einen Tag nachdem du von mir erfahren hast, dass dein Freund tot ist, wieder in der Uni? Das begreife ich ehrlich gesagt nicht.«
Marie schaute ihn mit offenem Mund an. Sie machte zwei Ansätze, etwas
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