Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
Ihr wollt mir da ernsthaft etwas reindrücken, mit dem ich überhaupt nichts zu tun habe.«
»Wenn Sie meinen, Sie brauchen einen, steht es Ihnen frei, einen anzurufen«, sagte Wallner und verschränkte ebenfalls die Arme.
»Bevor du einen Anwalt anrufst«, sagte Schönlieb, »solltest du noch etwas wissen. Es geht hier nicht nur um den Mord an Huynh. Mittlerweile geht es um zwei Morde.«
»Was?« Johanns Augenbrauen zogen sich zusammen, und er lehnte sich nach vorne.
»Gestern wurde Professor Meininger niedergestochen.« Johann war sichtlich überrascht. »Wir wissen, dass die beiden Morde in einem Zusammenhang stehen, und du hast uns bei den Ermittlungen im Fall von Huynh nicht die Wahrheit erzählt. Wo warst du am Samstagabend zwischen acht und dreiundzwanzig Uhr?«
»Moment, Moment«, sagte Johann schnell. »Jetzt soll ich auch noch Meininger auf dem Gewissen haben? Das ist mein Professor an der Uni! Warum sollte ich ihn umbringen?« Wallner und Schönlieb schwiegen. Johann wirkte zusehends nervöser. »Okay, es stimmt. Huynh kam vor ungefähr zwei Monaten zu mir und sagte, er könne die Pillen nicht mehr besorgen. Sein Lieferant mache Schwierigkeiten.« Wallner und Schönlieb schwiegen weiter und blickten Johann auffordernd an. Johann blickte kurz aus dem Fenster, dann fuhr er fort. »Wir haben uns zusammen nach anderen Möglichkeiten umgesehen, vor allem im Internet, aber das hat alles nichts damit zu tun, dass Huynh jetzt tot ist, verdammt! Ich habe Huynh nicht umgebracht! Ich habe überhaupt niemanden umgebracht!«
»Haben Sie neue Lieferanten im Internet gefunden?«, fragte Wallner ruhig.
»Ja«, murmelte Johann leise und hielt sich die Hände vor das Gesicht.
»Und Sie beide waren damit einverstanden?«
»Ja!«, rief Johann. »Es gab keine Probleme. Huynh und ich haben seither immer den gleichen Anteil bekommen. Alles war in Ordnung. Wir waren uns da einig.«
»Wer ist der Lieferant?« Wallner war nicht aus der Ruhe zu bringen. Heute war wirklich nichts von Wallner, dem Verhör-Raubtier, zu erkennen.
»Wir haben uns die Dinger per Post schicken lassen, und wir haben sogar noch eine günstigere Alternative gefunden, Modafinil, gute Wirkung, um einiges billiger. Das Geschäft lief super, und wenn Huynh nicht umgebracht worden wäre, dann würden wir das immer noch machen.« Johann erschreckte etwas, als er erkannte, was er da gerade gesagt hatte. Er seufzte, sackte in sich zusammen und lehnte sich wieder nach hinten. Er hatte die Augen zu und schüttelte immer wieder leicht mit dem Kopf.
Wenn es stimmte, was Johann sagte, dann hatte die ganze Neuro-Enhancer-Sache vielleicht wirklich nichts mit den Morden zu tun. Er würde Johann später weiter verhören. Zunächst musste er mit Anna sprechen. Schönlieb stand auf.
»Ich komme gleich wieder.«
Wallner verdrehte leicht die Augen und nickte ihm zu. Von einem Verhör zum anderen springen, das machte man in seinen Augen nicht. Man konzentrierte sich auf ein Verhör und zog das bis zum bitteren Ende durch. So wie er es mit Max getan hatte.
Schönlieb schloss die Tür hinter sich und blieb kurz stehen. Er musste herausbekommen, warum sich die nette, attraktive Anna auf den schrecklichen Professor Meininger eingelassen hatte. Er konnte sich das nicht erklären, andererseits hatte er Frauen noch nie begreifen können, und man könnte auch ihn fragen, wieso er sich mit Bianca im Bett wiedergefunden hatte. Darauf hatte er auch keine Antwort. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
Er ging den Gang hinunter, klopfte kurz an die Tür und trat, ohne auf eine Antwort zu warten, in den Teamraum hinein.
Kapitel 38
Anna saß an einem Ende des langen Tisches, der Typ aus der Bereitschaft am anderen. Anna spielte mit ihrem Smartphone.
»Ich habe doch gesagt, keine Handys«, fuhr Schönlieb den Typen an. Es war wichtig, dass die Clique nicht untereinander kommunizierte, während sie hier waren. Hoffentlich hielten sich die anderen besser an das Verbot.
»Ist doch nicht so schlimm«, sagte der Typ. Er trug ein kariertes Hemd und eine Jeansjacke und hatte einen leichten Bauchansatz. Schönlieb hatte ihn noch nie gesehen. Immer wieder passierte ihm das, dass er Kollegen, die schon lange hier im LKA waren, zum ersten Mal sah. Es irritierte ihn jedes Mal. Er gab dem Kollegen die Hand.
»Schönlieb.«
»Poltmann.«
»Sie können, solange ich hier bin, gerne draußen warten«, sagte Schönlieb mit einem Ton, der deutlich machte, dass es kein Angebot an den
Weitere Kostenlose Bücher