Die Prüfung: Kriminalroman (German Edition)
waren.
»Sieh dir das Datum an, das unten rechts auf dem Foto steht«, sagte er zu Coskun. »Sechsundzwanzigster Oktober. An dem Tag hat Meininger eine kleine Rose in seinen Kalender gezeichnet. Und jetzt vergleiche mal die Rose mit dem Fleck auf dem Foto. Identisch! Sie ist seine Geliebte.«
Schönlieb schaute Coskun erwartungsvoll an. Coskun nahm das Foto und hielt es sich dicht vor die Nase, anschließend nahm sie den Kalender und schaute sich ebenso genau die Rosenzeichnung an.
»Du meinst, das ist dieselbe Zeichnung?«, fragte sie zweifelnd. Sie konnte nicht viel Ähnlichkeit zwischen dem Fleck und der Rose erkennen.
»Genau! Das ist ein Tattoo auf dem Arm, und ich weiß auch, wer ein solches Tattoo hat«, sagte Schönlieb. »Ich kenne Meiningers Geliebte.«
Erst jetzt verstand Schönlieb Annas Reaktion im Café. Sie war damals, als er sie wegen der Gerüchte über Meininger ausgefragt hatte, geflüchtet, weil sie seine Geliebte war.
»Und wer ist sie?«
»Anna Lindner, eine Jurastudentin, die ich an der Uni kennengelernt habe, als ich mich als Student ausgegeben habe. Und jetzt kommt das Beste!« Er machte eine kurze Pause. »Sie hat engen Kontakt zu Johann, und auch mit Huynh war sie bekannt. Das ist alles eine Clique.«
»Dann lassen wir die junge Dame mal hierherbringen«, unterbrach Coskun ihn in seinen Überlegungen und grinste schief.
Schönlieb schüttelte nur leicht den Kopf. War Anna wirklich Meiningers Geliebte? Oder hatte sich Anna nur als seine Geliebte ausgegeben, um ihn zu erpressen? Zusammen mit … Johann? Wussten die anderen aus der Clique Bescheid?
»Nicht?«, fragte Coskun etwas verwirrt.
»Doch, doch«, sagte Schönlieb. »Was ich meine, ist, dass wir nicht nur Anna herkommen lassen, sondern die ganze Clique: Johann, Alexander, Anna, Marie und Max. Jeder von denen steckt da irgendwie mit drinnen, jeder von denen hat uns etwas verschwiegen. Anstatt zu jedem Einzelnen zu fahren, will ich die jetzt alle hierhaben, in verschiedenen Räumen. Wenn einer etwas sagt, haben wir die Möglichkeit, sofort die anderen damit zu konfrontieren. Ich bin sicher, dass die uns alle noch ’ne Menge zu erzählen haben.«
Kapitel 37
Schönlieb saß Johann gegenüber und schaute ihn an. Johann saß zurückgelehnt mit verschränkten Armen an Wallners Tisch.
Sie hatten Johann, Alexander, Max, Anna und Marie auf verschiedene Räume aufgeteilt. Johann saß in Schönliebs und Wallners Büro. Alexander hatten sie in das Büro von Coskun und Samson gesetzt, Max saß bei Holding, Anna im Teamraum und Marie im Verhörzimmer. Holding war nicht begeistert gewesen, die ganze Clique gleichzeitig vorzuladen, doch das hatte mehr mit dem logistischen Aufwand als mit der Idee an sich zu tun gehabt. Nachdem Schönlieb ihm versprochen hatte, alles zu organisieren, hatte er zugestimmt. Bei jedem der fünf saß einer von ihnen, Holding passte auf Max auf, Samson saß bei Alex, Wallner bei Johann, Coskun bei Marie, und ein Typ aus einer anderen Bereitschaft saß bei Anna. Schönlieb hatte bei einigen Leuten betteln müssen, bevor sie den zusätzlichen Mann zur Verfügung gestellt bekamen. Schönliebs Aufgabe war es, den Springer zu machen. Er führte die Befragungen und ging von Raum zu Raum. Wenn die ganze Aktion nicht zum Erfolg führte, würde er ein großes Problem bekommen und auf unbestimmte Zeit nur noch nach Holdings und Wallners Nase tanzen müssen. Angespannt drückte Schönlieb auf den Aufnahmeknopf und fing an.
»Johann, wir wissen, dass du unzufrieden damit warst, was die Aufteilung zwischen Huynh und dir anging, bezüglich der Erlöse aus euren Ritalinverkauf.«
»Ist das euer Ernst?« Johann lachte kurz auf. »Fangt ihr schon wieder an zu behaupten, ich hätte Huynh auf dem Gewissen?«
»Das behaupten wir gar nicht. Beantworte bitte die Frage«, sagte Schönlieb ruhig.
»Das ist doch echt Schwachsinn.« Johann schüttelte ungläubig den Kopf. »Wir hatten deswegen keinen Streit. Hat euch das jemand erzählt?« Er schaute Wallner und Schönlieb fragend an.
»Es ist egal, woher wir es wissen, wichtig ist, dass wir es wissen!«, sagte Wallner und blickte Johann grimmig an.
»Außerdem wissen wir, dass du uns nicht die ganze Wahrheit erzählt hast, was eure Pillenquelle angeht. Max belieferte Huynh schon seit zwei Monaten nicht mehr mit Pillen«, fuhr Schönlieb fort.
Johann zuckte nur mit den Schultern und versuchte möglichst cool auszusehen.
»Ich habe das Gefühl, ich sollte einen Anwalt anrufen.
Weitere Kostenlose Bücher