Die Psychonauten
hatte inzwischen den Ring hervorgeholt und mich dem Mann entgegengebückt. Noch war er nicht klar, seine Augenlider flatterten, und er bewegte zuckend seine Lippen.
»Wir können ihn auch ins Wasser tauchen«, schlug Suko vor, dem alles zu lange dauerte.
»Das brauchen wir nicht. Er ist schon fast wieder der alte.«
Tatsächlich hatte der Mann die Augen geöffnet. Er schaute mich an und wußte zunächst nicht, wo er mich hinstecken sollte, das war seinem Blick anzumerken.
»Kennen Sie mich noch?«
Wahrscheinlich war es meine Stimme gewesen, die ihm wieder die Erinnerung zurückgab. So etwas wie ein böser Fluch drang aus seinem Mund. Dann hob er einen Arm und ballte die rechte Hand zur Faust, den Blick auf die Finger gerichtet.
»Suchen Sie den?« fragte ich und zeigte ihm den Ring.
»Gib ihn her!«
Das tat ich nicht. Statt dessen drückte ich auf den Mechanismus. Sofort sprang die Nadel hervor, und der Mann zuckte vor Angst zusammen, weil er auch mitansehen mußte, wie ich die Nadel nahe an sein Gesicht heranbrachte.
Die Spitze zielte auf die Stirn, und meine Frage war ebenfalls gezielt gestellt. »Wer bist du?«
»Laß mich frei!« keuchte er.
»Nein!«
»Ihr werdet es bereuen. Wir sind stärker. Wir werden das Wissen der Zeiten erreichen und…«
»Ihr seid die Psychonauten?«
An seiner Reaktion erkannte ich, daß ich ins Schwarze getroffen hatte.
»Ja, ja, wir sind die Psychonauten und bald die Mächtigen der Erde. Schon Lovecraft bezeichnete sich selbst als Psychonaut, aber er sah nur die dunkle Seite des Mondes, wie er die andere Hälfte der Seele nannte. Wir aber werden mehr wissen, denn wir haben nicht die Probleme, die er besaß. Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns. Das sollte dir Warnung genug sein.«
»Ist es aber nicht«, sagte ich. »Zudem kann ich mir nicht vorstellen, daß Sie zu den Psychonauten gehören. Ich habe schon einmal mit ihnen Kontakt gehabt und sie dabei von einer anderen Seite kennengelernt, von einer sehr weisen nämlich. Diejenigen, die den Ring des Pegasus trugen, wurden von den echten Psychonauten nicht akzeptiert. Sie wollten nichts Böses oder die dunkle Seite des Mondes kennenlernen. Sie suchten nach dem verschollenen dritten Auge des Menschen. Wenn er es tatsächlich einmal besessen haben sollte und es nun wiedergefunden wird, dann müssen es Menschen sein, die sich für das Gute einsetzen. Die Zeit war noch nicht reif, die Zeit ist noch nicht reif. Sie nennen sich zu Unrecht einen Psychonauten. Sie wollten töten, nicht weise werden oder erhalten.«
Er lachte leise, völlig unbeeindruckt von meinen Worten. »Wir sind stark, sehr stark, und wir stehen dicht vorunserem eigentlichen Ziel, das können Sie mir glauben. Wir werden das Wissen der Welt bald haben. Wenn alles so eintrifft, wird die letzte Tür vor den Geheimnissen auch noch gelüftet.«
»Was soll eintreten?«
»Das Wissen.«
»Drücken Sie sich genauer aus.«
»Es steht geschrieben, daß ein Madchen uns das Wissen vermitteln wird, das nötig ist.«
Ich schaltete schnell. »Meinen Sie Fatima damit?«
»Ja, wir haben sie geholt.«
»Danke für die Auskunft, womit wir auch beim Thema wären. Wo finde ich Fatima?«
»Sie ist bei uns.«
»Da Sie nicht hergeflogen sind, nehme ich an, daß sie sich in der Schweiz befindet und sogar nahe bei uns.«
Er gab mir keine akustische Antwort, das Zucken der Augenlider aber verriet mir, daß ich ins Schwarze getroffen hatte.
»Dann werden wir sie holen.«
Er lachte. »Ihr werdet in den Tod gehen, zudem wißt Ihr nicht, wo Ihr sie finden könnt.«
Mein Grinsen fiel schief aus. »Ich kenne jemand, der es mir sagen wird, mein Freund.«
Er hatte meinen Blick richtig gedeutet. »Meinen Sie mich etwa damit?«
»Genau!«
»Nie werde ich reden — niemals!«
Daß er so reagieren würde, das hatte ich mir gedacht. Auch ich war nicht trumpflos, bewegte die Rechte und hielt die Nadelspitze noch näher an das Gesicht des Mannes. »Sie wissen, daß die Nadel vergiftet ist. Es wird auch bei Ihnen wirken.«
»Ich fürchte mich nicht!«
»Das sehe ich anders, mein Lieber. Wenn die Nadel Sie nur ritzte und das Gift in Ihre Blutbahn gerät, ist alles zu spät. Noch kannst du dich herauswinden, mein Lieber.«
»Hör auf damit!«
»Nein, ich mache weiter. Für dich sind wir so gut wie tot. Was spielt es dann für eine Rolle, wenn du uns sagst, wo wir Fatima finden können? Überlege.«
Er schaute mich an. Seine Augen waren dunkel wie Waldseen. Gern hätte ich
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