Die Psychonauten
Göttinnengleich hatte es innerhalb des Dreiecks gestanden und sich nicht bewegt.
Die Atmosphäre in dieser Zone war mit einer starken Magie aufgeladen. Ich spürte sie, da waren meine Nerven schon kleine Sensoren. Etwas stimmte hier nicht, einiges kreiste, bewegte sich. Natürlich unsichtbar und vielleicht nur für sensible Menschen wahrnehmbar. Die Männerstimme hatte von einer Pyramide gesprochen, aber hatte sie auch diese hier gemeint?
Jemand löste sich aus dem Halbkreis der Psychonauten und trat mir in den Weg. Auf Suko konnte ich nicht achten, ich wußte nicht einmal, ob es auch ihm gelungen war, die Mauer zu durchbrechen. Auch ich ging nicht weiter.
Der Psychonaut streckte den Arm vor. Ich starrte auf seine Handfläche, die ebenso grau war wie das Gesicht. Nur die Augen darin zeigten Leben.
»Wer bist du, daß du es wagst, dieses Heiligtum zu betreten, Fremder?«
Ich lächelte knapp. »Heiligtum? Seit wann verkehren Mörder in einem Heiligtum?«
Unwillig schüttelte er den Kopf, ging aber nicht auf meine Bemerkung ein. Er interessierte sich für das Kreuz. Auf seinem Kopf wuchsen nur wenige Haare. Das schien ein Wahrzeichen für diese Menschen zu sein.
»Du besitzt ein Kreuz, wie ich sehe.«
»Sehr richtig, und es hat mir den Weg zu euch geöffnet.«
Er nickte bedächtig. Auch seine anderen Verbündeten taten nichts anderes, als uns anzuschauen. »Ich weiß von dem Kreuz, ich habe von ihm gehört, man erzählt sich etwas darüber. In der fernen Vergangenheit ist es entstanden, in einer langen Gefangenschaft…«
»Sogar in Ägypten. Hesekiel hat es hergestellt.«
»Richtig. Er war ein sehr weiser Mensch.«
»Mich wundert, daß du dies sagst. Zu euch hätte er sicher keinen Kontakt gesucht.«
»Das hätte er auch nicht gebraucht, da er mehr wußte als wir. Aber wir stehen an der Schwelle. Wir werden das Wissen der Welt in uns vereinen. Nicht die Gesetze der Physik oder der Astronomie, nein, es gibt noch ein anderes Wissen, das den meisten Menschen bisher verborgen ist. Aber es ist noch vorhanden, und Fatima wird uns den Weg weisen können, denn nur sie ist dazu in der Lage.«
»Das habe ich gemerkt. Ihr wollt also alles?«
»Ja!«
»Mit welchem Recht?«
»Mit dem Recht der Suchenden und der Forschenden. Wir haben uns lange zurückgehalten, doch die Zeit ist nun reif. Die Pyramide muß uns geöffnet werden.«
»Ist sie nicht offen?«
»Ich rede nicht von dieser hier. Es gibt eine andere, deren Namen in bestimmten Gruppen nur voller Andacht ausgesprochen wird. Die Esoteriker haben sie zu einer Götterburg erklärt. Die Zeit ist deshalb so reif geworden, weil eine neue Ära beginnt, die des Wassermanns. Und sie wird denjenigen gehören, die das besitzen, was seit viel zu langer Zeit verkümmert ist: das dritte Auge. Wir Psychonauten haben lange geforscht und erkannt, daß wir es haben.«
»Es ist mir bekannt!« erklärte ich. »Denn auf der Insel Samos, die ich vor einiger Zeit besuchte, bin ich auch in das Kloster gelangt, das von den Psychonauten bewohnt wird. Dort forschen sie, um den Rätseln der Menschheit auf die Spur zu kommen…«
»Ich kenne die Insel.«
»Dann hast du mich damals nicht gesehen?«
»Nein, denn wir haben mit ihnen nichts zu tun. Sie wollen noch warten, ihrer Meinung nach sind die dritten Augen noch nicht so deutlich hervorgetreten. Sie sagen, daß die Götter es hassen, wenn sich Menschen in ihren Kreislauf einmischen. Sollen sie bis zur Jahrtausendwende weiterträumen, wir sehen das anders.«
»Dann wollt ihr jetzt alles!«
»So ist es! Wir verließen das Kloster, denn wir sind der Meinung, daß wir es jetzt schaffen müssen.«
»Gesetzt den Fall, ihr schafft es tatsächlich, was dann?«
»Werden wir mächtig sein. Und wir werden die Regierungen der Länder warnen können. Die großen Katastrophen sind vorgezeichnet, und man hat sie aufgeschrieben.«
»Wer?«
»Diejenigen, die die Pyramide gebaut haben. Vor 50000 Jahren ist sie bereits entstanden und nicht, wie die Historiker sagen, etwa 2500 vor der Zeitrechnung.«
Ich kannte mich in der ägyptischen Historie nicht so genau aus. »Von welcher Pyramide sprichst du?«
»Ks ist die Cheopspyramide!« erklärteer voller Stolz. »Sie besitzt dieses gewaltige Alter.«
»Wer sagt das?«
»Nicht die Wissenschaftler. Wir, die Esoteriker.«
»Und wer soll sie gebaut haben, wenn nicht die Architekten des Pharao Cheops?«
»Es war ein Volk, das nicht mehr existiert. Vor langer Zeit verschwand es von der
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