Die Psychonauten
die Vergangenheit, wo ich ein wunderschönes Mädchen sah, das Nechbeth hieß. Sie wurde, wie es sich für eine Prinzessin gehört, in einer Sänfte getragen. Als die Träger sie abstellten und Nechbeth ausstieg, da sah ich, daß beide vor der gewaltigen Pyramide standen, die der Pharao Cheops hat errichten lassen. Es war für mich ein Erlebnis, und sie sprach mit mir. Sie war wie eine Freundin für mich, und sie gehörte zum engen Kreis des Pharaos, denn er hat sie sogar in zahlreiche Geheimnisse eingeweiht.«
»Wollte man die von dir wissen?«
Fatima nickte. »Ja, denn Nechbeth wußte, wo das Wissen der Welt in der Pyramide zu finden ist. Ich glaube, daß die Esoteriker recht behalten haben. Es gibt in der Pyramide einen Raum, ein Verlies oder eine Etage, die so versteckt liegt, daß man sie bisher nicht gefunden hat. Aber Nechbeth kennt den Zugang.«
»Und du jetzt auch?«
»So ist es.«
Nach dieser Bestätigung rann es mir kalt den Rücken hinab. Ich hatte noch weitere Fragen, die sich mit einem anderen Thema beschäftigten, weil ich direkt auf die Psychonauten zu sprechen kommen wollte.
»Lassen wir deine Schwester mal, und kommen wir zu dem Rätsel, das ich mit eigenen Augen gesehen habe. Weshalb entführten dich die Psychonauten, und weshalb verschwanden sie?«
Fatima schaute mich aus ihren großen, dunklen Augen an. »Das ist eine sehr lange Geschichte…«
»Wir haben Zeit.«
»Es liegt an der Magie des Allsehenden Auges. Dieses Zeichen ist der Träger für die Psychonauten. Bis vor kurzem wußte ich keinen Bescheid, dann aber gelang mir der Blick in die Vergangenheit. Ich sagte dir ja, daß ich die Prinzessin Nechbeth sah, aber nicht nur sie. Es waren viele Menschen auf dem Platz vor der großen Pyramide. Unter anderem auch Weise und Magier. Die Freunde und Berater des Pharaos, auch Schmeichler, Heuchler und seine Feinde. Ich sah Gesichter, die ich hier auch erkannte. Eigentlich hätten sie nicht in diesem Tempel sein dürfen. Sie müßten tot sein, aber sie leben…«
»Augenblick mal, Mädchen, nicht so schnell. Meinst du damit, daß die Psychonauten sich eigentlich hätten in der Vergangenheit befinden müssen, die einige tausend Jahre zurückliegt?«
»So habe ich es empfunden.«
Es war ein Tiefschlag. Möglich — unmöglich? Ich konnte es nicht sagen.
»Es könnte also heißen, daß ihnen die vergangene Zeit nichts ausmachte und sie jetzt das herausfinden wollen, was ihnen damals nicht möglich gewesen ist.«
»Du bist auf der richtigen Spur.«
Ich spreizte die Arme und winkte mit beiden Händen ab. »Nein, so kann ich das nicht stehenlassen. Ich will es auch nicht glauben. Es muß eine andere Möglichkeit geben.«
»Sie könnten auch wiedergeboren sein!« hörte ich die Stimme meines Freundes hinter mir.
Ich kreiselte herum. Suko stand da und lächelte. »Laßt euch durch mich nicht stören. Ich wollte mich nur melden. Du siehst, John, daß mir nichts passiert ist.«
»Ja, zum Glück. Aber wie bist du hereingekommen?«
»Ich fand noch eine Tür. Folgen konnte ich dir leider nicht. Die Magie wirkte nur bei dir, aber wie gesagt, bitte laßt euch nicht stören.«
»Deine Theorie ist nicht von der Hand zu weisen«, sagte ich. »Es ist durchaus möglich, daß jeder Psychonaut, den wir hier sahen, schon einmal in Ägypten gelebt hat. Viele Menschen heutzutage glauben an die Wiedergeburt, und sie finden auch zueinander, gründen Clubs, Zirkel, Vereinigungen…«
»Und nennen sich unter anderem Psychonauten wie der alte Lovecraft.«
»Richtig.«
»Nur erklärt das nicht ihr plötzliches und unerklärbares Verschwinden.«
Da stimmte ich Suko zu und wandte mich wieder an Fatima. »Wie konnten sie plötzlich weg sein? Hast du dafür eine Erklärung?«
»Es ist die Macht des Auges gewesen. Sie besitzt eine schon grandiose Stärke.«
»Steht aber im krassen Gegensatz zu dem Auge auf meinem Kreuz«, gab ich zu bedenken.
Sie antwortete sehr philosophisch. »Alles ist von Natur aus gut. Nur der Mensch manipuliert es und macht die Dinge schlecht. Kann so etwas nicht auch mit dem Auge geschehen sein?«
Suko lachte leise. »Das Mädchen besitzt einen ausgezeichneten Durchblick, John.«
»Das finde ich auch. Was ist mit dem Auge?«
»Noch ist es mir ein Rätsel, aber ich habe etwas gesehen, das ich nie vergessen werde. Ich bekam mit, wie es entstand.« Sie erzählte uns eine Story, die unglaublich klang und wir sie deshalb schon wieder glaubten. Die Seiten des Dreiecks waren aus den
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