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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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wär's nicht, wenn in diesem Jahr das robbia so stark …«
    »… und überhaupt, ich bin doch kein Kind mehr. Er ist nur wütend, weil das nicht sein Einfall …«
    »… haben. Dieser Holzkopf vom Fondaco dei Tedeschi wollte das einfach nicht begreifen. Wie lange müssen wir eigentlich noch so weiter …«
    »… was soll das ganze Gezetere von wegen Gildenvertrag eigentlich? Wenn das Wort eines Mannes wie Messer Ricci in Florenz nichts gilt, was dann?«
    »… auf Paris!«
    »Ich glaube«, sagte Richard unvermittelt, »dort sucht jemand nach Euch.«
    Marcello drehte den Kopf in die angegebene Richtung und sah die wohlwollende Gestalt eines aus Anlaß des Festes in Scharlachrot gekleideten Zunftmeisters auf sich zukommen. Sein Gesicht heiterte sich auf.
    »Ah, Messer Ricci! Kommt, setzt Euch doch zu uns.«
    »Nein, nein, mein Junge«, antwortete der Angesprochene, ohne sein Lächeln zu verlieren, während er mit scharfen Augen Richard musterte, »kommt Ihr doch zu uns. Es gibt ja soviel zu besprechen. Habt Ihr es Euch überlegt? Ihr gestattet doch … Messer Riccardo?«
    Richard hatte schon von Anfang an vermutet, daß Ricci, wenn dieser ihn direkt ansah, ihn zumindest als Angehörigen des Fondacos erkennen würde, denn sonst hätte der Tuchhändler ihn, wie es die Höflichkeitsregeln eigentlich geboten, ebenfalls aufgefordert, an der Festtafel Platz zu nehmen.
    »Aber selbstverständlich«, gab er daher ebenso freundlich zurück. »Ich wollte ohnehin bald gehen. Wie Ihr seht, habe ich mein Mahl schon beendet.«
    Ricci und er tauschten noch einige Höflichkeitsfloskeln aus, während Marcello ein wenig verwirrt dreinsah. »Also dann, gehabt Euch wohl«, meinte der Wirtssohn schließlich. Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu: »Und falls Euch das mit Lauretta ernst ist, dann besorgt Euch möglichst schnell ein Cornu!«
    Nun war es an Richard, verwirrt zu sein. Nachdenklich runzelte er die Stirn, während er darauf wartete, seine Mahlzeit bezahlen zu können. Ein Horn? Was sollte diese Anspielung?
    Schließlich legte er einige kleinere Münzen auf den Tisch, die ihm ausreichend schienen und stand auf. Im Hinausgehen streifte er das Mädchen und flüsterte ihr zu, er wolle sie draußen noch einmal sprechen.
    Er mußte etwas warten, und vertrieb sich die Zeit damit, zu überlegen, wie er die Bibliothek von Santo Spirito benutzen konnte, ohne ständig auf Fra Mario zu stoßen. Die von Jakob gewünschten Karten hatte er längst gefunden und kopiert, so daß er sich wieder ganz und gar seinen eigenen Interessen würde widmen können. Wenn nur …
    Aus der Schenke drang über den üblichen Lärm hinweg kurz die wütende Stimme des Wirts und die protestierende seines Sohnes, bis beide abrupt verstummten. Die Neugier hätte Richard fast dazu getrieben, wieder hineinzugehen, als das Mädchen endlich erschien.
    »Wo ist der Rest von meinem Geld?« verlangte sie ohne Umschweife. Schweigend händigte Richard es ihr aus, mehr, als sie vereinbart hatten, was sie sofort bemerkte.
    »Danke«, sagte sie fast schüchtern und fuhr, wie um das auszugleichen, wieder heftig fort: »Ich weiß schon, wenn eine von den anderen Arti Maggiori hier feiert, soll ich Euch das auch erzählen, aber für die nächsten Wochen ist mir nichts bekannt!«
    »Du könntest mir etwas anderes verraten. Was verstehen Florentiner unter einem Cornu?«
    Zuerst schaute sie verblüfft, dann beunruhigt und mißtrauisch zugleich drein. »Das ist ein Schutzamulett, was man sich um den Hals hängt«, erwiderte sie zögernd, »gegen den bösen Blick.«
    In Richards Kopf fügten sich Dutzende kleiner Einzelheiten zu einem Ganzen, und diesmal war er sich seiner Sache sicher.
    »Du hast aber doch noch einen besseren Schutz, nicht wahr?« fragte er gedehnt. »Deine mächtigen Freunde.«
    Das Licht des zunehmenden Mondes ließ ihr Gesicht kreideweiß erscheinen. »Das geht Euch nicht das geringste an«, gab sie wütend und ängstlich zugleich zurück und machte Anstalten, in die Schenke zurückzukehren, doch wieder hielt Richard sie fest.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er hastig, »ich will dir nichts Böses und deinen Freunden auch nicht. Es ist nur … Ich könnte selbst so einen Schutz gebrauchen …«
    Die scharfen Gesichtszüge wurden weicher, dann wurde ihre Miene wieder verschlossen. »Nicht diesen Schutz«, flüsterte sie. »Den wollt Ihr ganz bestimmt nicht.«
    Damit machte sie sich frei und rannte in das lärmende Haus zurück.
    Richard klappte

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