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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Umstand, daß sie ein Kleid trug, und zwar nicht nur irgendein Kleid aus Samt, sondern eines, das aussah, als wäre es für sie geschneidert worden, mit einem Grün, das genau ihren Augen entsprach. Kein fremdes, geschenktes oder gestohlenes Kleid. Jemand mußte es für sie in Auftrag gegeben haben. Die Kette um ihren Hals sah auch nicht wie der zugegebenermaßen oft wertvolle, aber grobe Schmuck aus, den er bei den Zigeunern beobachtet hatte. Ihre Schuhe – gewiß, es war Winter, aber früher hatte sie es gehaßt, Schuhe zu tragen, nur die bitterste Kälte hatte sie dazu zwingen können, und auch dann nur die nächstbesten klobigen Stiefel. Jetzt trug sie Schuhe, die wie für sie gemacht wirkten.
    »Er scheint sehr großzügig zu sein«, sagte Richard schließlich, bemüht, nicht zu höhnisch oder zu bitter zu klingen und keine Schwäche zu verraten. Saviya schaute ihn verwundert an, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Wen meinst du, Riccardo?«
    Er verschränkte seine Hände hinter dem Rücken, um ihr nicht zu zeigen, wie sie sich langsam öffneten und schlossen. »Laß uns mit diesem Spiel aufhören, Saviya. Du weißt genau, wen ich meine. Mißversteh mich nicht, ich bin nicht eifersüchtig. Wir haben einander klar gemacht, daß das zwischen uns vorbei ist. Aber du hast gesagt, wir sind immer noch Freunde, und als dein Freund … Saviya, um Himmels willen! Du bist doch keine Kurtisane, du brauchst dich doch nicht als Geliebte dieses … dieses«, er suchte nach einer adäquaten Bezeichnung für Cesare Borgia und endete schließlich ziemlich lahm mit, »dieses Kardinals aushalten lassen!«
    Er hatte einen Wutausbruch erwartet, Ableugnen oder Beschuldigungen, aber ganz gewiß nicht die unheimliche Gelassenheit, die sie an den Tag legte und die ihn tiefer traf als jede Beschimpfung.
    »Weiter«, sagte Saviya.
    Er durfte sich das Gespräch nicht aus der Hand gleiten lassen. Richard atmete einmal tief durch und fuhr dann so ruhig wie möglich fort: »Es ist nicht nur sein, nun, sein geistlicher Stand, wenn man das bei ihm überhaupt so bezeichnen kann. Ich habe ihn kennengelernt, Saviya. Der Mann ist gefährlich. Er würde einen Menschen mit ebensowenig Skrupel erledigen wie diesen Stier heute, und ich meine nicht nur Gegner, sondern auch Menschen, die ihm einfach lästig sind. Und wenn er dich einmal satt hat, wird er dich fallenlassen wie eine tote Fliege oder dich vielleicht sogar an seine Kumpane weiterreichen. Möchtest du das?«
    »Weiter.«
    Diese Aufforderung, weiterzusprechen, irritierte ihn mehr und mehr; außerdem erinnerte sie ihn an sein weihnachtliches Gespräch mit Jakob, und das war kein gutes Omen. »Mach, was du willst«, sagte er daher knapp, »und liebe, wen du willst, aber nicht Cesare Borgia. Ich kann dir nur raten, die Verbindung mit ihm sofort abzubrechen, und das meine ich ehrlich, als dein Freund.«
    Saviya trat näher, bis er den Duft ihrer Haut riechen konnte. Farn und Thymian. Zumindest hatte sie sich von ihrem neuen Liebhaber nicht eines dieser moschusartigen Parfüms aufdrängen lassen, die in Rom gerade so beliebt waren.
    »Also schön, Riccardo. Erstens, um das klarzustellen, er hält mich nicht aus. Du hast mich ausgehalten und versucht, mich in dieser Herberge einzuschließen, bis du geruht hast, aus dem Fondaco zu kommen, aber hier kann ich gehen, wann und wohin ich will, und ich verdiene mein eigenes Geld, und niemand nimmt mir das übel und sagt, es wäre falsch. Zweitens wird er mich nicht ›fallenlassen‹ und ›weiterreichen‹, weil ich mich nicht weiterreichen lasse, ich bin frei, aber das hast du ja nie verstanden. Drittens …«
    »Und was«, unterbrach er sie zornig, »fängst du mit deiner Freiheit an? Ich wette, du hast sofort nach deiner Ankunft in Rom nichts Besseres zu tun gehabt, als nach dem freigebigen Herrn zu suchen, der dir damals eine Goldkette um den Hals gehängt hat!«
    Er sah den Schlag kommen, aber er wehrte ihn nicht ab. In gewissem Sinn war er froh, sie so in Wut gebracht zu haben, froh, sie aus ihrer Reserve gelockt zu haben. Sie stieß einen Wortschwall in ihrer eigenen Sprache hervor und wechselte mitten im Satz in die toskanische Mundart über.
    »… was du dir vorstellen kannst! Du und dieser Mönch, mit dem du befreundet bist, ihr tut so, als wäret ihr die letzten Gerechten auf Erden! Und mit wem warst du im Bett, seit wir uns getrennt haben, Riccardo? Aber natürlich, du hast wie ein Heiliger gelebt, nicht wahr? Gorgio, laß mich dir eines sagen

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