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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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vertuschen. Das betreffende Mädchen wurde bereits verbrannt. Ein Skandal, Euer Heiligkeit, da stimme ich zu. Wie wäre es, wenn Ihr den Kardinal für eine Weile fortschickt? Nicht, daß diese spanische Brut vor Skandalen zurückschreckt«, fuhr Kardinal Orsini jetzt fort und bohrte den Finger in die Luft. »Diese Neujahrsfeierlichkeiten – das war das Geschmackloseste, was sich ein Borgia je geleistet hat! Wie fahrendes Gesindel für die Unterhaltung der Massen zu sorgen. Aber daran erkennt man das schlechte Blut, die niedrige Geburt. Nur«, sein Schmunzeln wurde zu einem Kichern, »Geschmacklosigkeiten sind eine Sache. Aber die Verwicklung in Schwarze Magie … Nun, das ist etwas ganz anderes …«
    »In der Tat, Euer Eminenz«, kommentierte der Sekretär, der den Eindruck hatte, daß eine Bestätigung von ihm erwartet wurde. Er wünschte sich nur, die ganze Angelegenheit wäre schon vorbei. Für den alten Mann und seine Familie mag es wunderbar gewesen sein, dachte er mit einem Hauch von Rebellion, aber ich bin derjenige, der den ganzen Prozeß protokollieren muß, ich bin derjenige, der sehen muß, wie er die nötigen Juroren und Experten zusammenbekommt.
    Als hätte er seine Gedanken erraten, sagte der Kardinal plötzlich: »Wir müssen das natürlich so schnell wie möglich erledigen. Ihr habt doch keine Schwierigkeiten, das zu organisieren, oder?«
    »Nein, Euer Eminenz«, versicherte der Sekretär diensteifrig. »Oh, da wäre noch etwas, Euer Eminenz. Ein junger Mann hat darum gebeten, Euch in dieser Angelegenheit sprechen zu dürfen.«
    »In dieser Angelegenheit?« Der Kardinal zog die Brauen hoch. »Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, daß es sich so schnell herumgesprochen hat. Vielleicht ist das schon unser erster Denunziant. Immer herein mit ihm.«
    Während der Sekretär einem der niederen Schreiber den Befehl gab, den jungen Mann zu holen, ging ihm durch den Kopf, daß Kardinal Orsinis Status wahrlich nicht mehr der sein konnte, der er einmal gewesen war. Um einen Kardinal auf der Höhe seiner Macht zu sprechen, mußte man gewöhnlich erheblich mehr Bestechungsgeld bieten, als er von diesem Fremden bekommen hatte, und mächtige Kardinäle ließen sich überhaupt nicht so schnell von Unbekannten sprechen. Sie ließen sich Zeit.
    Kardinal Orsini setzte zunächst ein wohlwollendes Lächeln auf, das jedoch bald wieder verschwand, als ihm sein Besucher nach einer ehrfürchtigen und höflichen Begrüßung sein Anliegen darlegte.
    »Unschuldig? Was soll das heißen, unschuldig?«
    »Da bin ich ganz sicher, Euer Eminenz«, sagte Richard, bemüht, nicht zu drängend zu klingen. »Wer auch immer sie angezeigt hat, hat es aus reiner Mißgunst getan. Sie ist eine gute Christin, und weder übt sie Schwarze Magie aus, noch würde sie einen Diener Gottes vom rechten Pfad abbringen.«
    »Junger Mann«, erwiderte der Kardinal scharf, »ich muß mich doch sehr wundern. Die Person, die das Mädchen angezeigt hat, ist völlig vertrauenswürdig, und wir haben genügend Zeugen, um sowohl die Magie als auch den sündigen Verkehr zu bestätigen. Überdies handelt es sich um eine Zigeunerin. Und Ihr wißt, daß Zigeuner an sich schon Kinder des Teufels sind.«
    Richard spürte, wie ihm Schweißtropfen den Rücken herunterrannen, aber er verzog keine Miene. Wenn er jemals Selbstbeherrschung gebraucht hatte, dann jetzt.
    »Sind nicht alle Menschen Kinder Gottes, Euer Eminenz?« gab er zurück. »Und als solches hat sie doch zumindest Anspruch auf eine Verteidigung. Das entspricht der Prozeßordnung.«
    »Gewiß«, sagte Kardinal Orsini langsam und fragte sich, ob dieser unangenehme Eindringling nicht selbst von den Zigeunern abstammte. Seine Haut war ziemlich dunkel, wenn man es recht betrachtete, und die Augen von einem Schwarz, wie es höchstens in Sizilien vorkam, wo man kaum jemanden fand, der nicht arabische, griechische und normannische Vorfahren zugleich hatte.
    »Ihr scheint mir recht beschlagen auf diesem Gebiet. Wollt Ihr am Ende selbst ihre Verteidigung übernehmen?«
    »Wenn Euer Eminenz es gestatten. Ich bin zwar kein Kleriker, aber das Recht schreibt nur vor, daß der Verteidiger studiert haben muß, und das habe ich.«
    Das Gegenteil zu beweisen würde Kardinal Orsini in der Eile unmöglich sein, dachte Richard. Während er immer noch vor dem alten Mann stand, spürte er voll Entsetzen, wie Erschöpfung sich in ihm breitmachte. Nach seinem Besuch bei der Königin hatte er eine weitere Auseinandersetzung mit Zink

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