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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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und im Osten sind die Könige auch alle schon vergeben.«
    Ursula spielte die Gekränkte. »Ach, Richard, sei doch ernsthaft!«
    »Ich bin ernsthaft. Letzte Woche fragte er mich, ob ich dich für Lodovico Sforza empfehlen könnte, aber dieser Fürst wird nicht ohne Grund Il Moro genannt, und ich erwiderte ihm, das könnte ich unmöglich verantworten, denn Il Moro frißt freche kleine Mädchen zum Frühstück!«
    Sybille stimmte in das Gelächter mit ein, als Ursula versuchte, Richard in die Seite zu zwicken und er mühelos auswich, und für den Moment vergaß sie völlig, daß es solche vergnügten Abende mit all ihren Neffen und Nichten nicht mehr oft geben würde.
    Eine andere Frau indessen war nicht gesonnen, Richard ziehen zu lassen, ohne ihren Willen durchgesetzt zu haben. Barbara hatte nun schon oft versucht, Richard aufzureizen, durch Posen, Blicke, Berührungen, denen er in Gesellschaft anderer nicht ausweichen konnte, doch selbst an jenem Abend, als sie letztlich unverrichteterdinge aus seinem Zimmer verschwunden war, hatte er eine stärkere Reaktion gezeigt, als er zu erkennen gab. Nun, bei der Aussicht, nicht mehr lange Zeit zu haben, griff sie zu drastischeren Maßnahmen.
    Barbara kannte mehrere weise Kräuterfrauen und hatte keine Schwierigkeiten, sich einen Trank zu verschaffen, der die Männer in angeregte Stimmung versetzen sollte. Bisher hatte sie es nie nötig gehabt, zu solchen Hilfsmitteln zu greifen, und sie schämte sich ein wenig. Doch sie schämte sich nicht genug, um das Mittel nicht Richard eines Abends zusammen mit einem anderen, das zunächst einschläfernd wirken und ihn dazu bringen sollte, sich früh zurückzuziehen, in den Wein zu mischen.
    Da sie an diesem Abend unter denen war, die bei Tisch bedienten, fiel ihr das nicht schwer. Als sie ihre Pflichten erledigt hatte, verschwand sie ohne Gewissensbisse in eine der zahlreichen Badestuben, die sich in dem riesigen Gebäude befanden – hatte sie nicht oft dabei geholfen, diese merkwürdigen Räume zu reinigen?
    Als sie sicher war, daß die Wirkung des einschläfernden Mittels ein wenig, wenn auch nicht ganz, abgeklungen war, begab sie sich auf Zehenspitzen zu Richards Kammer. Sie holte tief Luft und stieß dann plötzlich die Tür auf. Richard lag im Bett, wie sie erwartet hatte. Er schrak hoch.
    »Barbara …« murmelte er schläfrig. »Barbara, was tust du hier?«
    Barbara lief zu ihm und warf sich vor seinem Lager nieder. »Erbarmen«, schluchzte sie, »ach, Richard, ich brauche Hilfe.«
    Und dann völlig übergangslos: »Der Norbert, du weißt schon, dieser Schuft, er wollte mich …« Züchtig schlug sie die Lider nieder. »Er wollte mich heute nacht … und da bin ich zu dir gelaufen. Du mußt mich beschützen.«
    Richard setzte sich auf. Er fühlte sich immer noch schläfrig, doch es entging ihm nicht, daß Barbara in ihrem offenen Nachtgewand (sie mußte wirklich geradewegs aus ihrem Bett kommen!), dem wunderbaren rotblonden Haar (wann hatte sie es gewaschen?) und vor allem dem üppigen, lockenden Körper anziehend wirkte. Sehr anziehend. Wo die Sonne ihren Körper nicht hatte erreichen können, war er weiß, so in dem Tal zwischen ihren Brüsten, das von dem losen Gewand so freigiebig gezeigt wurde.
    »Es ist so kalt«, wisperte Barbara, und ihre Stimme klang nicht so hoch wie sonst, sondern fast rauh. »Darf ich mich mit unter die Decke legen? Und vergiß nicht, du mußt mich beschützen.«
    »Ja, sicher«, sagte Richard zweifelnd. Irgend etwas, irgend etwas war da, an das er sich erinnern sollte, doch er kam nicht darauf, und es war ihm auch gleichgültig, als Barbara in seine Arme schlüpfte und ihren weichen Körper an den seinen schmiegte.
    Als sie begann, mit ihren Lippen sein Gesicht zu berühren, protestierte er leise. »Barbara …« Aber er wußte nicht, weswegen.
    »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte sie. Und es schien so richtig, sie im Arm zu halten, ihren Mund zu spüren, der nun über seinen Hals wanderte, und als sie seine Brust berührte, konnte er nicht mehr gleichgültig bleiben. Er erwiderte ihre Küsse, drückte sie an sich, ertastete mit seinen Händen ihre Arme, ihr Gesicht, ihre schweren Brüste und die Taille. Oh, sie war so vollkommen, so richtig, und das war das wundervollste Erlebnis seines Lebens!
    Doch gerade, als alles in ihm der Erfüllung zustrebte, fiel ein Lichtschein auf sie beide, und eine schneidende Stimme sagte: »Was soll das bedeuten!«
    Veronika war an diesem Abend zu dem Entschluß

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