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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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überhaupt nicht die Frage, ob er die Aufgabe annehmen würde … ein Übermittler von Wissen.
    »Ihr seid ganz sicher, daß ich in Italien nicht alles Kaufmännische hinwerfen und statt dessen nur studieren werde, nicht wahr? Wer könnte mich daran hindern?« Jakob erwiderte nichts, er lächelte nur.
    In Richard stritt, wie meistens in Jakobs Gegenwart, die Bewunderung mit dem Ärger darüber, von Anfang an manipuliert worden zu sein. Seine dunklen Augen tauchten in Jakobs bernsteinfarbene.
    »Natürlich gehe ich nur«, sagte Richard, »weil ich so endlich unser neues Verschlüsselungssystem erproben kann.«
    Jakob nickte. »Nur deswegen.«
    »Ich hätte noch eine Frage. Was sollte das mit den Schweizer Söldnern? Ich meine, was haben die Schweizer mit Italien zu tun?«
    »Lerne, gut zuzuhören, dann erfährst du es«, meinte Jakob gleichmütig. »Man lernt in der Regel mehr durch aufmerksames Zuhören als durch die geschicktesten Fragen.«

14
    A LS V ERONIKA F UGGER die Neuigkeiten erfuhr, wurde sie seltsam still. Ihr Gemahl dachte erleichtert, auch sie überzeugt zu haben, und ihr Sohn schwärmte begeistert von Italien. Veronika schwieg jedoch nicht, weil sie ihren Verdacht nunmehr begraben hatte. Im Gegenteil, sie fand ihn verstärkt. Nach einem Italienaufenthalt würde Sybilles Neffe noch mehr als geeigneter Erbe erscheinen, und war es nicht kennzeichnend für Jakob, Hänsle in dasselbe Land zu schicken, um die beiden wieder gegeneinander auszuspielen?
    Hänsle fiel schließlich auf, wie schweigsam seine Mutter war. »Was habt Ihr, Mama?« fragte er besorgt. »Freut Ihr Euch nicht? Ich werde nach Venedig gehen, wie Onkel Jakob …«
    »Verflucht sei Jakob«, erwiderte Veronika mit steinerner Ruhe, »verflucht sei Sybille, und verflucht sei Richard Artzt.«
    Betroffenes Schweigen herrschte. Ulrich wäre über diesen merkwürdig leidenschaftslosen Haßausbruch hinweggegangen, doch Hänsle protestierte: »Aber Mama … Mama, Richard ist ein feiner Kerl. Sybille war immer nur nett zu mir, und Onkel Jakob … Nun ja, du kannst sagen, was du willst, aber er sorgt sich doch um die Familie.«
    »Die Familie!« entgegnete sie verächtlich. »Jakob Fugger sorgt sich in dieser Welt nur um Jakob Fugger. Er hätte den König dazu bewegen können, auch in diesem Jahr nach Augsburg zu kommen, um Annas Hochzeit mitzufeiern, doch hat er es etwa getan? Nein, er meinte, die Kosten für einen königlichen Besuch seien genug, der Zweck dieses Besuches erfüllt, und Annas Vermählung würde ohnehin prunkvoll genug begangen.«
    »Da hatte er aber recht, Veronika«, warf Ulrich begütigend ein, »ich habe die Aufstellung der Ausgaben für Maximilians Besuch gesehen. Jetzt sind wir in der Geschlechterstube vertreten und haben etwas im Stadtrat zu sagen. War es nicht lustig, wie sie uns zähneknirschend die Mitgliedschaft angeboten haben? Das werde ich nie in meinem Leben vergessen. Und Annas Hochzeit mit dem jungen Thurzo war doch ein schönes Fest. Schließlich sind wir nicht wie Vetter …«
    »Wenn du jetzt Vetter Lukas sagst, schreie ich«, unterbrach ihn Veronika heftig. Sie drehte sich zu ihrem ältesten Sohn um. »Hänsle, sieh mich an.«
    Er tat es. Das schöne Haar seiner Mutter, das er und Anna von ihr geerbt hatten, war streng unter einer altmodischen Haube verborgen, und ihr Gesicht wirkte alt und eingefallen.
    »Ich habe dich geboren und aufgezogen«, sagte sie bitter, »dich bei Krankheiten gepflegt und um dein Leben gebangt, wie bei allen deinen Geschwistern. Und wofür? Sybille Artzt mußte nur auftauchen, schon hatte sie euch alle mit ihrem süßen Lächeln eingewickelt. Richard hältst du für einen feinen Kerl. Und du spielst Jakobs Spiel für ihn.« Sie wandte sich ab. »Ich bin alt«, flüsterte sie, »und was hat mir mein Leben gebracht? Was? Meine eigenen Kinder stellen sich gegen mich.«
    Hilflos streckte Hänsle die Hand nach ihr aus. »Mama …«
    »Geh nach Venedig«, sagte sie kalt. »Geh mit deinem Freund Richard.«
    Hänsle beschloß schließlich, seine Mutter sich selbst zu überlassen. Mit der Zeit würde sie sich schon beruhigen.
    »Weißt du, Richard«, sagte Sybille einmal, nachdem ihr Neffe Anton Eberding, den zukünftigen Leiter der florentinischen Faktorei und einen erfahrenen Kaufmann, endlos über die einzelnen Stationen ihrer Reise ausgefragt hatte, »es ist nicht die Pilgerfahrt ins Gelobte Land.«
    Er schaute sie überrascht an, sah den spitzbübischen Zug um ihren Mund und konterte: »Aber

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