Die pure Versuchung
weinen sollte.
„Das alles war meine Schuld“, erklärte er. „Ich hätte niemals davon anfangen sollen, dass wir verlobt sind. Das war eine dumme Idee, und wenn ich mehr überlegt hätte, hätte ich es nicht gesagt. Aber jetzt ist es nun einmal so, dass wir uns bis zum Verlassen dieses Schiffes als Liebespaar ausgeben müssen.“
„Okay.“
„Und das bedeutet, dass wir dieses verdammte Bett miteinander teilen müssen.“
Sie wartete, doch da er nichts hinzufügte, sagte sie: „Okay.“
„Es war äußerst dumm von mir zu glauben, ich könnte völlig ungerührt neben dir liegen.“
„Mich hat es auch nicht kaltgelassen.“
Er stöhnte. „Ich hätte die Nacht durchaus auch ohne dieses kleine Geständnis überstanden. Trotzdem danke, dass du es mir anvertraut hast.“
„Ich glaube, du nimmst die ganze Sache zu wichtig, Dan. Es ist völlig normal für zwei erwachsene Menschen, die sich zueinander hingezogen fühlen, dass sie miteinander schlafen wollen. Gehört das nicht zu unseren Urinstinkten?“
„Oh ja, und wie. Bisher hatte ich allerdings den Eindruck, diese Urinstinkte kontrollieren zu können. Und dann kamst du.“
„Nein, Dan“, widersprach sie leise. „Das kannst du noch immer sehr gut beherrschen. Sonst würdest du jetzt nicht so weit weg von mir sein.“
„Diese Distanz zwischen uns ist momentan alles, was mich davon abhält, wild und leidenschaftlich mit dir zu schlafen, Miss Doyle.“
Sie lächelte. Aus seinem Mund klang das wie eine Drohung. Sie hingegen fand die Vorstellung wunderbar.
6. KAPITEL
Als Shannon am nächsten Morgen aufwachte, war sie allein.
Dan hatte sich letzte Nacht nach ihrer Unterhaltung angezogen und die Kabine verlassen. Falls er irgendwann in der Nacht zurückgekommen war, hatte sie ihn jedenfalls nicht gehört.
Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war. Als sie kurz durchs Bullauge spähte, sah sie, dass die Sonne hinter dicken Regenwolken verborgen war. Es konnte früher Morgen oder bereits Mittag sein.
Sie schaute in den Schrank und entdeckte zu ihrer Freude eine lange Hose und langärmelige Hemden darin. Es hätte sie auch nicht sonderlich überrascht, wenn sie hautenge Cocktailkleider darin gefunden hätte.
Die Sachen waren wie gehabt ein paar Nummern zu groß für sie, aber das war egal. Zu einer der Hosen gehörte ein Gürtel, den sie enger machen konnte. Und die Hemdsärmel konnte sie hochkrempeln.
Nachdem Shannon sich angezogen hatte, machte sie sich auf die Suche nach Frühstück.
Das Esszimmer war leer, doch hörte sie Stimmen aus der Lounge kommen. Sie spähte hinein und sah Guardino und Dan, die an den Bullaugen standen und Kaffee aus großen Bechern tranken, während sie sich unterhielten.
Shannon sah die Kaffeekanne auf der Bar und ging darauf zu. Sie hoffte inständig, dass die Männer ihr Kaffee übrig gelassen hatten.
„Guten Morgen, Miss Doyle“, begrüßte Guardino sie, als sie zur Tür hereinkam. „Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.“
Sie warf Dan, der sich nicht rasiert hatte, einen raschen Blick zu. Seine Haare sahen aus, als hätte er sie lediglich mit den Fingern gekämmt, und seine Khakihose war zerknittert.
Er hatte sich wieder in einen Strandräuber verwandelt.
„Ja, danke“, antwortete sie, was auch der Wahrheit entsprach.
Erneut sah sie zu Dan. Er wich ihrem Blick aus und hob den Becher an die Lippen. Sie wandte sich ab und goss sich ebenfalls einen Becher voll.
„Ich habe mit dem Kapitän gesprochen“, berichtete Guardino. „Er glaubt, das Unwetter wird bald nachlassen. Der Wetterdienst meint, dass sich der Wirbelsturm abgeschwächt hat.“
„Das klingt beruhigend“, erwiderte sie, ging mit ihrem Kaffee zu dem langen Sofa und setzte sich.
„Ich habe nachgedacht“, sagte Dan irgendwo hinter ihr. „Es besteht kein Grund für Sie, uns nach New Orleans mitzunehmen. Sie könnten uns in Galveston an Land gehen lassen. Es liegt sogar auf Ihrem Weg. Sie brauchten nicht einmal am Ufer anlegen, sondern könnten uns von einem Mitglied Ihrer Crew mit einem Beiboot hinbringen lassen.“
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen, dass Sie sich nichts aus meiner Gastfreundschaft machen“, meinte Guardino.
Dan ging um das Sofa herum und setzte sich ans andere Ende. „Was das angeht, hatten wir kaum eine Wahl, wie Sie wissen. Wir haben Familien, die sich Sorgen machen werden, wenn sie nichts von uns hören.“
„Beabsichtigen Sie, ihnen mitzuteilen, wo Sie waren?“
Shannon warf Dan einen
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