Die pure Versuchung
wieder. Dan warf die Tür mit dem Ellbogen zu und legte die Kleidung hin. Guardino hatte sich für ihn ins Zeug gelegt. Es war Unterwäsche dabei, sogar in Dans Größe, Socken, Turnschuhe, die annähernd seine Größe zu haben schienen, außerdem eine Khakihose und ein Pullover.
Er fragte sich, ob Shannon auch so viel Glück gehabt hatte.
Allerdings war kein Pyjama bei den Sachen. Nicht, dass er je in seinem Leben einen besessen hätte. Guardino vermutlich auch nicht.
Dan schnappte sich einen Slip und ging ins Bad, um zu duschen. Er wusch außerdem seine klebrigen Haare, wobei er sorgsam auf die Beulen achtete. Er war froh gewesen, dass er die drei Typen nicht mehr gesehen hatte. Sonst hätte er sich vielleicht vergessen und versucht, es ihnen heimzuzahlen. Aber er musste sich zusammennehmen, denn andernfalls würde er unter Umständen ihrer beider Leben riskieren.
Dan trocknete sich ab, zog den Slip an und suchte nach Schmerztabletten. Er nahm zwei und ging ins Schlafzimmer zurück.
Shannon hatte sich nicht gerührt. Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante, knipste das Licht aus und kroch unter die Decke. Im Liegen spürte er den schweren Seegang viel deutlicher.
Er konnte nur hoffen, dass sich die Lage morgen besserte.
Ein besonders harter Stoß gegen das Bett weckte Dan einige Zeit später auf. Er hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte. Aber an den Blitzen draußen sah er, dass das Unwetter noch immer tobte. Er hörte das gleichmäßige Prasseln des Regens.
Dan rollte sich von der Seite auf den Rücken und sah zu Shannon. Sie saß aufrecht im Bett und klammerte sich an einen der Haltegriffe an der Wand.
„In der Position wirst du nicht viel Schlaf bekommen“, bemerkte er leise.
„Wenn ich loslasse, werde ich gegen dich geschleudert.“
„Ach? Na, wenigstens fällst du dann nicht aus dem Bett.“ Er tätschelte das niedrige Geländer entlang der Matratze und streckte den Arm aus. „Komm her.“
Ein weiterer Blitz erhellte die Kabine, sodass er ihr Gesicht sehen konnte. Sie wirkte ängstlich, obwohl ihre Stimme ruhig geklungen hatte. Sie zögerte, dann ließ sie los und rollte an seine Seite.
Er hob den Arm, damit sie ihren Kopf an seine Schulter legen konnte. „Besser?“, fragte er leise.
„Viel besser.“
Sie trug eine Art Baumwollnachthemd, und dafür war Dan dankbar. Er hingegen hatte nichts weiter als den geborgten Slip an. Er musste sich auf das Unwetter draußen konzentrieren und darauf, nicht aus dem Bett zu fallen, statt auf die Tatsache, dass sich gerade eine äußerst attraktive Frau an ihn schmiegte.
„Bitte erzählen Sie mir, Miss Doyle, wie Sie in diese besondere Situation geraten sind“, forderte er sie im Tonfall eines Journalisten auf, der sie interviewte.
Sie lachte leise. „Das hast du dich vermutlich schon selbst gefragt.“
„Oh, ich weiß, wie ich hierhergekommen bin. Bei meinem Bemühen, eine schöne Maid zu retten, wurde ich vom Drachen überwältigt. Und du?“
„Ich fürchte, weil ich einem Freund einen Gefallen tun wollte.“
„Was für ein Freund?“
Sie antwortete nicht gleich. Doch als sie es tat, hatte er den Eindruck, dass sie etwas anderes sagte als ursprünglich beabsichtigt. „Ein Kollege in St. Louis, der mich bat, mich auf ein Blind Date einzulassen. Solche Sachen funktionieren nie.“
„Ich verstehe. Und Taylor war das Date.“
„Ja.“
„Wieso bist du überhaupt nach St. Louis gezogen?“
„Ich kam frisch vom College und wollte mehr von der Welt sehen als Texas. Ich erhielt ein Angebot als Schulungsleiterin und dachte mir, dass St. Louis ganz interessant sein könnte.“
„Und, war es das?“
„Ja. Es liegt nur fünf Autostunden von Chicago entfernt, und in die andere Richtung fünf Stunden von Memphis. An den Wochenenden bin ich immer losgefahren. Einmal besuchte ich Nashville, ein anderes Mal Louisville.“
„Allein?“
„Meistens. Manchmal fuhr eine Freundin mit, aber gewöhnlich blieben die lieber in der Stadt bei ihren Freunden.“
„Aber du nicht.“
„Ich habe meine Freiheit so genossen.“
„Wieso kann ich mich nicht an dich erinnern? Ich erinnere mich an Buddy, aber ich wusste nicht, dass er eine Schwester hat.“
„Kein Wunder“, erwiderte sie. „Ich bin fünf Jahre jünger als Buddy. Als ich noch ein unscheinbares Mädchen war, warst du schon der Star auf dem Campus. Ich bin nur wenigen Leuten aufgefallen.“
„Das kann ich nur schwer glauben.“ Sie hatte sich gedreht, sodass sie ihn
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